Gefährliche Flucht - zärtliche Eroberung
dass ihr Kopf das Kissen berührte.
Ein Klopfen an der Tür weckte sie. Benommen öffnete sie die Augen.
Das Klopfen wurde lauter. „Mach auf, Madeline. Ich bin es, Lucien.“
Sie stand auf und ließ ihren Gatten ins Zimmer. Unfähig, etwas zu sagen, wartete sie, was er tun würde.
Lucien versperrte die Tür. Er zog seinen Gehrock aus, sein Krawattentuch und seine Weste. Dann nahm er eine Decke aus dem Schrank, rückte den einzigen Sessel im Zimmer vor den Kamin, in dem noch ein Feuer glomm, setzte sich und hüllte sich in die Decke. Alles in weniger als zwei Minuten.
„Gute Nacht, Madeline.“
„Gute Nacht.“ Sie tappte zurück zum Bett und schlüpfte hinein. Die Matratze war breit und bot Platz für sie beide. Aber wenn sie Lucien einlud, das Bett mit ihr zu teilen, würde er sie womöglich missverstehen. Madeline verdrängte ihre Schuldgefühle und schloss die Augen. Schon bald übermannte sie der Schlaf.
7. KAPITEL
„Madeline.“ Seine Stimme klang schmeichelnd, aber sie konnte den giftigen Unterton dennoch hören. „Meine Liebste“, raunte er an ihrem Ohr und ließ seine harten, fordernden Lippen über ihren Hals wandern. „Dachtest du wirklich, du könntest mir entkommen?“ Erbarmungslos gruben sich seine Fingernägel in ihre Oberarme und fügten ihr Schmerz zu. „Es gibt einen Namen für Frauen deines Schlages.“
„Nein!“
„Oh doch, meine Süße.“ Sein Mund verzog sich zu einem Lächeln, das seine kleinen, spitzen Zähne enthüllte. „Und ich komme dich holen. Tregellas kann mich nicht aufhalten.“
In namenlosem Entsetzen schüttelte sie den Kopf.
Der Schlag traf sie hart auf der Wange. Sie taumelte zurück, sah sich gehetzt nach einer Fluchtmöglichkeit um, versuchte, zur Tür zu laufen. Ihre Röcke wickelten sich um ihre Beine, als wären sie nass und bleischwer. Sie kämpfte, erreichte den Ausgang, drückte die Klinke, rüttelte an ihr. Die Tür ließ sich nicht öffnen. Sie fühlte heißen, feuchten Atem an ihrem Nacken, wurde herumgerissen und sah wieder sein Gesicht vor sich.
„Bitte, Lord Farquharson, ich flehe Sie an …“
Er lachte, grausam und böse. Lachte, während er ihr Mieder aufriss und ihre Brüste entblößte, und lachte noch, als er den Dolch hob und sie zu schreien begann …
„Madeline!“
Madeline riss die Augen auf und fand sich sitzend in den starken Armen eines Mannes. Farquharson? Panische Angst brandete in ihr hoch, und sie versuchte verzweifelt, sich zu befreien.
„Es ist alles in Ordnung.“ Die Worte klangen sanft und beruhigend in der Dunkelheit. „Du hast schlecht geträumt.“ Sie spürte eine Hand, die ihr übers Haar strich, kühle Fingerspitzen, die ihre Wange berührten und ihr Kinn hoben.
„Farquharson kann dir nichts anhaben.“
Sie fühlte den Druck fester Lippen auf ihrer Stirn, hörte leise gemurmelte Trostworte. „Lucien?“ Ihre Stimme zitterte beinahe so sehr wie ihr ganzer Körper. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, und ihre Kehle war wie zugeschnürt, doch ganz allmählich kam ihr zu Bewusstsein, wo sie sich befand. In einem Zimmer des „White Hart“, ihr Gatte war bei ihr. Sie war in Sicherheit.
„Schlaf wieder ein, Madeline. Ich bin da. Dir kann nichts passieren.“
Im schwachen Licht der verlöschenden Glut im Kamin konnte sie nicht mehr als die Konturen seines Gesichts erkennen. Sie hob die Hand an seine Schläfe, streichelte sie mit den Fingerspitzen. „Lucien?“, fragte sie noch einmal.
„Ja“, hörte sie seine tiefe, beruhigende Stimme. Er ließ sie zurück auf die Matratze sinken und deckte sie zu. „Schlaf jetzt. Du bist ganz sicher. Ich wache über dich.“ Wieder spürte sie, wie er sanft ihre Wange berührte, dann war er fort.
Seine Fingerspitzen waren eiskalt gewesen! Madeline richtete sich halb auf, versuchte, ihn in der Dunkelheit auszumachen. „Lucien?“
„Hm?“ Das Knarren des Sessels verriet, dass er sich gesetzt hatte.
Es war nicht mehr warm im Zimmer. Er musste frieren unter der dünnen Decke. „Du kannst herkommen und im Bett schlafen.“
Stille. Als habe er ihren Vorschlag nicht gehört.
Doch Madeline hatte gespürt, wie durchgefroren er war. „Es bietet Platz genug für uns beide, und außerdem ist es wärmer und bequemer als der Sessel.“
Es kam ihr so vor, als zögere er. „Danke, Madeline“, erwiderte er schließlich. „Aber meine Ehre verbietet es mir, dein Angebot anzunehmen.“
Madeline unterdrückte ein undamenhaftes Schnauben. Du lieber Himmel, dieser Mann und
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