Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben
könnte vielleicht helfen.«
»Ja, Sie können mir helfen«, sagte der Kommissar in vernichtendem Tonfall. »Gehen Sie mir aus den Augen. Und kommen Sie nie. Mehr. Wieder.«
13
Als ich zum Auto zurückkam, saß Enzo entspannt auf dem Fahrersitz und lutschte ein Bonbon. »Auch eins?«, fragte er mich, als ich mich hinter ihn auf den Sitz geworfen hatte.
»Nee«, sagte ich. »Ich stehe nicht so auf Bonbons.«
»Ist kein Bonbon. Ist Schokolade«, sagte Enzo und hielt eine angebrochene Tafel Nugatschokolade hoch. Wer bitte schön lutschte denn Schokolade? Das war ja wohl total beknackt. M&Ms – ja, die konnte man lutschen. Choco Crossies – meinetwegen auch. Aber Schokolade? Komischer Kauz. Während er den Motor startete, fragte er: »Und? Was haben sie gesagt?«
»Ich will nicht drüber reden«, brummte ich.
»Was ist los? Ärger gehabt?« Er grinste.
Ich zog eine Grimasse. »Nein, es war alles bestens.«
»Aber?«
Konnte er nicht den Mund halten? Ich schaute demonstrativ aus dem Fenster. Er musste doch wohl merken, dass ich an einer Konversation mit ihm absolut kein Interesse hatte. Pustekuchen!
»Deine Aussage haben sie doch aufgenommen, oder?«, bedrängte er mich weiter und fuhr immer noch nicht los, obwohl der Motor lief, und das konnte ich ja gar nicht leiden, wegen der Energieverschwendung, und da platzte es aus mir heraus: »Nein. Weil der Herr Kommissar das nicht für nötig gehalten hat. Weil der Herr Kommissar den Fall schon gelöst hat.«
»Na, das ging ja schnell«, sagte Enzo erstaunt. »Und wer hat sie umgebracht?«
»Sie hat sich selbst umgebracht.«
»Sie hat sich selbst erstochen?«, rief Enzo und drehte sich erstaunt zu mir um. »Also, ich habe ja schon einiges erlebt, aber nicht das.«
»Sie hat sich anscheinend doch nicht erstochen«, sagte ich finster. »Am Donnerstag hat sie noch gelebt. Sie ist erst am Samstag gestorben.«
»Hä?«, fragte Enzo, was eindeutig als seine klügste Bemerkung in die Geschichte eingehen sollte.
»Ja, genau. Hä! Das habe ich auch gedacht. Aber dieser Blödmannskommissar wollte nichts von der Sache im Biolabor hören. Er meinte, sie hätte Liebeskummer gehabt und sich ertränkt. Ende der Geschichte.«
»Mmmh«, machte Enzo.
»Aber bevor sie in den Rhein gesprungen ist, hat sie Schlaftabletten geschluckt! Und wenn man Schlaftabletten genommen hat, dann muss man sich doch nicht noch ertränken«, rief ich empört. »Das ist doch völlig überflüssig!«
»Na ja«, sagte Enzo. »Verzweifelte Menschen sind zu allem fähig. Nur nicht mehr dazu, klar zu denken und vernünftig zu handeln.«
»Das ist doch kein Argument!«, protestierte ich. »Und dann wusste die Mutter angeblich noch nicht mal den Namen des Jungen, wegen dem sich ihre Tochter umgebracht hat. Also ehrlich, wie bescheuert ist das denn?«
»Na ja. Kann doch alles sein«, sagte Enzo und grübelte. Dass sich sein Gehirn im Leerlauf befand, das war ich ja gewohnt, aber dass das Auto immer noch stand, nervte mich jetzt wirklich.
»Können wir endlich losfahren?«, fragte ich unwirsch. Doch Enzo musste mir natürlich vorher noch seine Meinung aufzwängen. »Ich denke«, sagte er langsam, »wenn die Polizei von dem Selbstmord überzeugt ist, dann wird das schon stimmen.«
Aber ich war mir nicht sicher, ob er das sagte, weil er selbst an diese Theorie glaubte, oder ob er nur sichergehen wollte, dass ich nicht irgendwelche Dummheiten anstellte. Egal wie – Enzos Ansichten konnten mir sowieso gestohlen bleiben.
Zu Hause angekommen, rief ich als Erstes Justus an. Er war unterwegs zum Training seines Bogenschützenvereins. »Du glaubst es nicht«, plapperte ich ins Telefon. »Die Leiche ist wieder da! Und diesmal ist sie wirklich tot.«
»Wie meinst du das denn?«, fragte Justus verwirrt. Ich gab ihm ein paar Stichworte und Justus beschloss, sein Training sausen zu lassen und zu einer dringenden Lagebesprechung zu mir zu kommen. Eine halbe Stunde später war er da. Ich lieferte ihm eine Zusammenfassung der Geschehnisse und vergaß natürlich nicht, die Unfähigkeit des leitenden Polizeibeamten in allen Einzelheiten zu schildern.
»Ich kann mich jedenfalls der Sichtweise eines überforderten, zynischen, kettenrauchenden und spielsüchtigen Möchtegern-Kommissars überhaupt nicht anschließen«, schloss ich meinen Bericht.
»Er ist spielsüchtig?«, fragte Justus verdutzt.
»Er hat während unseres Gesprächs Online-Poker gespielt. Willst du Haare spalten oder was?«
Justus zog skeptisch seine
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