Gefährliche Intrigen
Ball bei Hammonds?«
»Vielleicht. Erst muss ich noch einiges erledigen.«, gab Logan zurück.
»Ach so, ich verstehe schon«, fiel ihm Randall ins Wort, »Natürlich möchtest du den Abend mit Melissa verbringen, das hättest du auch gleich sagen können!«
Randall zwinkerte ihm zu und stand schmunzelnd auf.
»Ich verabschiede mich! Ich bin zum Nachmittagstee mit der Witwe Cox verabredet.«
Damit wandte er sich ab und verließ den Club.
Logan drehte sein Whiskeyglas in der Hand und fragte sich, warum er eigentlich seit seiner Ankunft noch nicht einmal an Melissa gedacht hatte. Schnell verdrängte er diesen Gedanken wieder - bis zum Abend war es ohnehin noch Zeit. Er trank aus und schlenderte in den hinteren Teil des Clubs, wo er an die Bürotür des Managers klopfte.
»Herein«, ertönte eine freundliche Stimme, und Logan trat ein.
»Master Torrington, es ist mir eine Ehre!«
Schnell erhob sich Mr Moreley, der Geschäftsführer des Whites Club.
»Was kann ich für Euch tun?«
»Ich habe eine Bitte.«, begann Logan, »Ist es möglich, eine Liste mit den Namen aller Clubmitglieder zu bekommen?«
Moreley schüttelte bedauernd den Kopf.
»Tut mir leid, aber Verschwiegenheit steht für unsere hochrangigen Mitglieder an erster Stelle. Wofür hättet Ihr denn die Namen gebraucht?«
Schnell dachte sich Logan eine Erklärung aus:
»Nun, ich habe Euch doch den Wein meines Geschäftspartners in Frankreich überlassen, um ihn an die ehrenwerten Mitglieder zu verschenken, und nun möchte mein Lieferant gerne wissen, ob Interesse an seinen Produkten besteht.«
Mr Moreley war unschlüssig. Sein Ehrenkodex erlaubte es ihm eigentlich nicht, die Namen herauszugeben. Andererseits hatten ihn so viele Mitglieder auf diesen fabelhaften Wein angesprochen, dass er sicher war, im Interesse seiner Mitglieder zu handeln, wenn er Logan die Liste aushändigte. Einen letzten Versuch wollte er dennoch wagen.
»Es wäre doch sehr viel einfacher, Ihr würdet mir den Namen Eures Geschäftspartners geben, damit die Herren ihre Bestellungen direkt aufgeben können.«
Logan erhob sich.
»Wenn das so ist, dann tut es mir leid. Ihr wisst ja, mein französischer Lieferant möchte nicht namentlich genannt werden. Ich wünsche Euch einen schönen Tag, Mr Moreley.«
Er verneigte sich leicht und setzte zum Gehen an, als der Geschäftsführer nachgab:
»Na schön, ich werde eine Abschrift der aktuellen Mitglieder anfertigen. Ihr könnt sie morgen abholen!«
Damit war Logan einverstanden, und er verließ hochzufrieden seinen Club. Der Himmel über London hatte sich wieder aufgeklart. Logan machte sich auf den Weg in sein Stadthaus, denn er hatte nach seinem Sekretär geschickt. Dieser sollte eine Schiffspassage für ihn und Doreen, die Geliebte seines Bruders, nach Frankreich buchen. Bei dieser Gelegenheit würde er seinem Weingut einen Besuch abstatten, und möglicherweise eine neue Lieferung mit zurück nach England bringen. Er hätte nicht gedacht, dass sein Wein für so viel Aufsehen sorgen würde. Stolz wallte in seiner Brust auf. Er hatte es tatsächlich geschafft, einen ausgezeichneten Wein zu keltern. Insgeheim konnte sich Logan sogar vorstellen, ganz nach Frankreich zu gehen, und dieser verlogenen Londoner Gesellschaft für immer zu entfliehen.
Im Moment allerdings interessierte es ihn mehr, wer alles eine Flasche seines Weines bekommen hatte. Nur Mitglieder bei Whites hatten seinen Wein erhalten. Darum stellte sich die Frage, wie die Flasche in den Wald gelangt war. War etwa ein Clubmitglied für den Überfall verantwortlich? Er würde es bald wissen. Zusammen mit Emma würde er die Liste von Mr Moreley durchgehen, und herausfinden, ob sie einen der Namen kannte.
Einige Zeit später hatte Logan mit dem Sekretär alles Wichtige besprochen. Er blickte von seinem Schreibtisch auf.
»Und dann habe ich noch eine Bitte: Ich brauche noch heute ein Blumenbouquet für Lady Melissa.«, erklärte Logan.
Damit war der Sekretär entlassen, und Logan vertiefte sich wieder in den Berg Post, der vor ihm ausgebreitet war. Es war beinahe lästig, dass man, sobald man sich in London aufhielt, täglich Unmengen von Einladungen zu Bällen und Soireen erhielt. Um einige dieser Veranstaltungen kam er wohl nicht herum, doch heute Abend würde er erst einmal Melissa einen Besuch abstatten.
Wenig später wartete er leger gekleidet darauf, dass Melissas Haushälterin seinen Besuch meldete. Der gelbe Strauß Rosen, den er mitgebracht hatte, lag auf
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