Gefährliche Intrigen
Logan war begeistert und stimmte dem Vorschlag gerne zu. Wenig später trug die kleine Josephine, die vierjährige Tochter des Verwalters, konzentriert einen Teller mit Weißbrot und Käse herein, ihre Mutter Florence folgte mit einem Tablett, auf dem in edlen Karaffen die verschiedenen Weine funkelten.
Als Logan Stunden später in seinem Bett lag war er zufrieden mit den Erfolgen und Fortschritten, die ihm sein Verwalter präsentiert hatte. Die Weinsorten, die er verköstigt hatte, waren vorzüglich und würden in England reißenden Absatz finden. Er würde sich mit seinem Glasbläser in Verbindung setzen, denn er hatte vor, auch diese Weine in exklusiven Flaschen anzubieten. Logan träumte davon, eine einzigartige Marke zu schaffen, die ihn mit Stolz erfüllen und aus den Weinkellern der besten Häuser nicht mehr wegzudenken sein würde.
Eigentlich sollte ihn sein Erfolg hier in Frankreich doch gut einschlafen lassen, aber stattdessen trieb er im Halbschlaf unruhig dahin. Sein Kopf war schwer vom Wein. Die Dämonen, die ihn schon so lange verfolgten, hatten in dieser Nacht leichtes Spiel mit ihm. Roxanas schrilles Lachen vertrieb die zarten Liebkosungen, die aus Emmas weichen Lippen an sein Ohr drangen. Aiden tanzte lachend um ihn herum und stellte sich triumphierend zwischen ihn und das helle Licht, in dem eine Elfe schwebte und leise seinen Namen flüsterte. Mit ihren schrillen Gesängen drängten ihn Roxana und Doreen immer weiter in die Dunkelheit.
Nach dieser Nacht war Logan gereizt und mürrisch. Er hatte keine Freude mehr an der Besichtigung des Weinbergs, und auch die Gesellschaft von Claude und seinen Leuten wurde ihm einfach zuviel.
So kam es, dass sich Logan noch vor Olivers Eintreffen in Ancenice auf dem Rückweg nach England befand. Natürlich hatte er vor seinem Aufbruch noch Flaschen aus dunkelblauem Glas in Auftrag gegeben, die mit dem Wappen seines Weinberges versehen werden sollten. In Kürze würde Claude ihn mit einer Lieferung von etwa zweihundert Flaschen seines besten Weines versorgen. Alles, was er sich hier aufgebaut hatte und von dem er glaubte, es würde ihn glücklich und zufrieden machen, war ihm heute nicht genug. Ihm wurde schmerzlich bewusst, dass er erst seine innere Leere füllen musste, bevor er sich hier niederlassen konnte. Und - was auch immer ihm fehlen mochte - davon war er überzeugt, befand sich auf der anderen Seite des Kanals.
Nach seiner Rückkehr aus Frankreich hatte sich Logan in seinem Londoner Stadthaus eingerichtet und sich dem Elend überlassen. Er trank zuviel und hatte allein in dieser Woche schon zwei Prügeleien angezettelt. Sein Freund Randall Forbes kannte Logan lange genug, um zu wissen, wann es besser war, nicht zu fragen, was eigentlich los war. Beide Male war er eingesprungen, um zu verhindern, dass Logan wegen Unruhestiftung in den Tower geworfen wurde.
Randall war es auch, der ihm am heutigen Abend aus dem Club folgte.
»He, Torrington, altes Haus!«, rief er seinem torkelnden Freund hinterher.
»Warte mal. Ich begleite dich ein Stück!«
Logan geriet ins Straucheln, als er über seine Schulter einen Blick zurückwerfen wollte.
»Hast wohl Angst, du musst mich doch noch im Tower besuchen, wenn du mich nicht wie eine Amme behütest, was?«
Randall legte seinem Kumpel den Arm um die Schultern, um ihn so unauffällig zu stützen.
»Nein, aber ich muss zufällig in die gleiche Richtung. Und außerdem soll ich dir schon seit einigen Tagen von Mister Moreley ausrichten, er hätte bei der Sache, bei der er dir kürzlich behilflich war, einen kleinen Fehler gemacht. Er bittet dich, in seinem Büro vorbeizuschauen, wenn du mal nüchtern bist.«
Logan kramte mühsam eine Zigarre aus seiner Manteltasche und zündete sie paffend an. Er blies Randall einen Kringel Rauch ins Gesicht.
»Dann wird Mister Moreley wohl noch etwas auf mich warten müssen!«, erwiderte er lachend und torkelte weiter die Straße entlang.
Kapitel 16
Salterdon, Juni 1729
Emma hatte den Vormittag im Bett verbracht und sich Gedanken über die Zukunft gemacht. Der erste Schock über ihre Schwangerschaft hatte sich nun gelegt, und insgeheim war sie gar nicht so unglücklich über ihren Zustand. Vor zweieineinhalb Monaten hatte sie ihre ganze Familie verloren. Und nun würde sie das Kind des Mannes, den sie über alles liebte, bekommen, und niemals mehr alleine sein! Selbst wenn sie den Vater des Kindes nicht bekommen hatte, so war sie doch immer noch eine wohlhabende
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