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Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Titel: Gefährliche Nebenwirkung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Audrey Braun
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Urgroßmutter. Ich habe gerade erst von ihr erfahren.«
    »Tatsächlich?«
    »Meine Mutter ist vor Jahren gestorben. Ich habe nie viel über meine Familie gewusst.«
    Erika lehnt sich in ihrem Sessel zurück und schüttelt den Kopf, als würde sie die ganze Geschichte äußerst verwirrend finden. Wie kann eine Familie nichts über ein so wichtiges Mitglied wissen? »Sie sehen ihr sehr ähnlich«, sagt Erika.
    »Annaliese?«
    »Ja. Umwerfend ähnlich. Haben Sie noch nie ein Foto von ihr gesehen?
    »Nein.«
    Erika hebt die Augenbrauen. Ich kann geradezu hören, wie sie denkt:
Amerikaner sind schon ein seltsamer Haufen
. »Ich bin sicher, Sie wollen auch das Hagen-Haus besuchen. Dort gibt es Bilder von ihr.«
    »Sobald ich Zeit habe. Ich wohne in der Pension Freymann, die liegt nicht mal besonders weit von dort.«
    »Ah. Die Zwillinge.«
    »Sie kennen sie?«
    »Natürlich. Die Schweiz ist ein kleines Land. Und Zürich ist eine noch kleinere Stadt.«
    »Also jetzt haben Sie mich wirklich neugierig gemacht. Ich freue mich schon auf die Fotos.«
    »Sie werden sehen. Die Ähnlichkeit ist verblüffend. Aber jetzt wollen wir Sie nicht länger warten lassen.«
    Erika dreht sich um und Jan kommt mit einer Aktenmappe auf sie zu. Sie nimmt sie entgegen, bedankt sich bei ihm und er geht mit exakt bemessenen Schritten davon.
    Sie reicht mir die Akte. Ihre goldgeprägte Karte ist an den Deckel geheftet.
    »Ich habe eine Frage«, sage ich.
    »Gern.«
    »Wie ist die Gesetzeslage hier in der Schweiz, wenn in einem Testament festgelegt ist, dass ein Ehepartner nichts von dem vererbten Vermögen erhält, hat er dann trotzdem eine Möglichkeit, daranzukommen?«
    Erika sieht mir in die Augen. »Ich verstehe nicht genau, was Sie meinen.«
    »Ich meine, kann ein Mann das Erbe einer Frau an sich bringen, selbst wenn im Testament ausdrücklich steht, dass es ihm nicht zusteht?«
    »Ich verstehe. Ich bin natürlich keine Anwältin, aber ich weiß, dass manche Erbschaftsangelegenheiten sehr kompliziert sein können. Ich habe Fälle erlebt, in denen ein Familienangehöriger vor Gericht beweisen konnte, dass die Person, die ein solches Testament aufgesetzt hat, zu dem Zeitpunkt nicht bei klarem Verstand war und das Testament deswegen für ungültig erklärt worden ist.«
    »Ist das die einzige Möglichkeit?«, frage ich. »Zu behaupten, dass jemand nicht bei Sinnen ist?«
    »Das ist keine leichte Aufgabe. Es muss eine genaue Untersuchung und Dokumentation stattfinden, damit so etwas in Erwägung gezogen wird. Aber ich bin sicher, es gibt Schlupflöcher. Die gibt es immer.«
    »Ja.«
    »Machen Sie sich Sorgen um Ihr Vermögen, Mrs. Donnelly?«
    »Celia.«
    »Entschuldigen Sie. Celia.«
    »Ja. Ja, das tue ich.«
    »Wir haben hier viele Fachleute unter unserem Personal, die Ihnen gerne behilflich sein werden. Und falls Sie rechtlichen Beistand brauchen, können wir das ebenfalls für Sie arrangieren.«
    »Kann ich ein Testament schreiben? Ich meine, genau wie dieses hier, und es notariell beglaubigen lassen?«
    »Ich versichere Ihnen, wir können Ihnen in jeder nur denkbaren Weise behilflich sein. Möchten Sie vielleicht einen eigenen Raum nutzen, um die Akte durchzugehen?«, erkundigt sich Erika.
    »Einen eigenen Raum?«
    »Ja. Selbstverständlich.«
    »Nein, ich denke, das wird nicht nötig sein«, sage ich. Einen eigenen Raum? Was glauben die denn, werde ich tun, was ich nicht auch hier tun kann?
    Erika entschuldigt sich und ich schlage die Akte auf. Es vergeht keine Minute, bevor ich bereue, einen eigenen Raum abgelehnt zu haben. Denn hätte ich mich irgendwohin zurückgezogen, hätten all diese noblen Leute in der elegantesten Bank der Welt mich nicht schreien hören. Sie hätten mich nicht aufspringen und dann ohnmächtig zu Boden stürzen sehen, als mein Mann durch die Tür hereingeführt wurde.

34
    Dreißig Millionen Dollar allein an Dividenden.
    Ich bin vielleicht in der Lage zu verstehen, wie viel ein paar Millionen sind. Das erscheint mir nicht so abwegig, wenn ich daran denke, was ein Haus in meiner Gegend durchschnittlich kostet. Oder das College für die Kinder und Enkel. Aber dreißig Millionen? Irgendwie erfasse ich die Zahl nicht richtig. Nicht mal, nachdem ich wieder völlig bei Bewusstsein bin. Nicht mal, nachdem ich Erleichterung vorspiele, dass mein Mann da ist, um mir zu helfen. Nicht einmal, nachdem ich an seinem Arm durch die Tür hinausgehe, während er mich stützt und mich trotzdem eisern festhält, obwohl längst deutlich

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