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Gefaehrliche Sehnsucht

Gefaehrliche Sehnsucht

Titel: Gefaehrliche Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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verhängten, niemals für richtig halten. Und das konnte sie ihm nicht verdenken. Sie erinnerte sich daran, wie elend sie sich gefühlt hatte und wie entsetzt sie gewesen war, als Shane in diesem Käfig gesessen und auf den Tod gewartet hatte.
    Jetzt saß Kyle dort und seine Familie, die Leute, die ihn liebten, empfanden das gleiche schreckliche Entsetzen. Selbst wenn er ein Volltrottel war, war das schlimmer als Strafe. Es war Grausamkeit.
    »Vielleicht sollten wir versuchen, ihn da rauszuholen«, sagte Claire. »Klingt das verrückt?«
    »Total verrückt. Du weißt, welche Strafe darauf steht, wenn man versucht, jemanden aus dem Käfig zu befreien?«
    »Man wird ebenfalls in den Käfig gesteckt?«
    »Bingo. Und sorry, aber das riskiere ich nicht. Du bist nicht gerade eine Entfesselungskünstlerin.«
    Eigentlich war sie darüber sogar erleichtert. »Vielleicht kann ich mit Amelie reden. Sie dazu bringen, ihre Meinung zu ändern.«
    »Na, das sieht dir schon eher ähnlich. Vernünftiges Mädchen«, sagte Shane. »Zu deinen Eltern?«
    Sie nickte und schnappte sich ihren Rucksack aus der Ecke - die Macht der Gewohnheit: Sie hatte heute gar keinen Unterricht, aber durch das Gewicht ihrer Bücher und den ganzen Krimskrams, den sie darin aufbewahrte, fühlte sie sich sicherer. Shane drehte sich zu der geschlossenen Küchentür um.
    »Hey, ihr hirnlosen Untoten, wir fahren zu den Danvers!«
    »Das habe ich gehört!«, schrie Michael zurück.
    »Genau das wollte ich erreichen, Bro.«
    Es war ein schöner Tag zum Spazierengehen, vor allem weil Shane bei ihr war. Na ja, ehrlich gesagt, wäre es auch bei Gewittersturm und fünf Grad minus ein schöner Tag gewesen - solange Shane dabei war; aber das Wetter war wirklich strahlend - sonnig, nicht zu heiß, mit einem wolkenlosen Himmel, der die Farbe von verwaschenen Jeans hatte und sich eine Million Kilometer über den Horizont zu erstrecken schien. Und Wind natürlich, wie immer in Morganville, aber eher eine leichte Brise, kein Sturm. Trotzdem schmeckte er nach Sand.
    »Willst du einen Kaffee?«, fragte sie. Shane schüttelte den Kopf und kickte eine rostige Dose aus dem Weg.
    »Wenn ich Oliver sehe, muss ich ihm eine reinhauen«, sagte er. »Deshalb Nein. Keinen Kaffee für mich.«
    »Okay, überhaupt kein Koffein für dich.« In Morganville gab es sowieso nichts zu tun, außer ins Café zu gehen. Für Kino war es noch zu früh und für die Bars waren sie noch zu jung. Außerdem hatten die auch noch nicht offen. Sie hatte gehofft, die Begegnung von Shane und ihren Eltern hinauszögern zu können, weil die Situation immer so angespannt war, aber sie würde nicht darum herumkommen.
    Sie überlegte immer noch, was sie zu ihrem Dad sagen sollte, als Shane plötzlich sagte: »Ach. Das ist aber komisch.«
    Etwas in seiner Stimme ließ sie aufblicken. Einen Moment lang konnte sie nichts Seltsames erkennen, doch dann sah sie, dass jemand mit gesenktem Kopf und bebenden Schultern am Straßenrand saß. Und weinte.
    »Sollen wir...?«, fragte sie. Shane zuckte die Schultern.
    »Kann nicht schaden. Vielleicht braucht er Hilfe.«
    Es war ein College-Junge in einem schwarzen Strickpulli und einer abgewetzten Jeans. Claire hatte ihn schon mal irgendwo gesehen...
    Es war der Junge vom Wissenschaftsgebäude. Der, der ihr den Rave-Flyer gegeben hatte. Alex? Sie glaubte, dass er Alex hieß.
    Als sie zu ihm hinübergingen, überkam sie wieder dieses Gefühl von Angst. Alex war keiner, der in der Öffentlichkeit weinte wie ein kleines Kind, und außerdem wirkte er total durcheinander.
    »Alex?« Claire ließ Shanes Hand los und bedeutete ihm zu bleiben, wo er war, während sie zu dem Jungen trat. »Hey, Alex? Alles okay?«
    Er schluckte und wischte sich die Augen ab, wobei er hektisch blinzelte. Dann funkelte er sie an. »Lass mich in Ruhe.« In seiner Stimme lag eine solche Wildheit, dass Claire instinktiv die Arme hob und einen Schritt zurückwich.
    »Okay, klar, tut mir leid. Ich bin Claire, weißt du noch? Vor dem Wissenschaftsgebäude. Ich wollte nur helfen.«
    Daraufhin sah er verwirrt drein - und wütend. Er rappelte sich auf, blickte um sich, stürzte sich dann auf Claire und packte sie am Arm. Seine Augen waren wild. »Wer bist du?«, fragte er. »Wo bin ich?«
    »Hey, Mann, lass sie los!« Shane griff ein und schlug Alex' Hand weg. »Mach dich locker. Sie versucht, dir zu helfen, okay?«
    Das schien ihn noch wütender zu machen. Alex brüllte ihnen direkt ins Gesicht. »Wo bin ich? Wie

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