Gefaehrliche Spur
Jahren ausgezogen war, ohne eine Nachsendeadresse zu hinterlassen. Anderen Agents diente das Haus als v o rübergehende Tarnadresse und wieder andere genossen wie der Hausverwa l ter dort ihren Ruhestand.
Travis reagierte wie jeder Obdachlose, wenn die Polizei ihn ins Visier nahm. Er suchte das Weite. Der Officer beließ es nicht dabei, nur ihn zu vertreiben. Er scheuchte auch die übrigen Umstehenden davon. Travis schloss sich dem Geistlichen an, der nach seinem Sermon über Satans T ü cken und die Verderbtheit der Menschen eine Pause zum Atemschöpfen einlegte.
Leute wie dieser Mann, zutiefst religiös und davon überzeugt, im Namen Gottes auf Erden die Sünde bekämpfen zu müssen, gehörten zu den üblichen Verdächtigen, wenn es um Vorfälle wie diese gingen. Travis hatte mit Wayne vor über einem Jahr einen Mönchsorden unschädlich gemacht, der nicht einmal davor zurückgeschreckt hatte, Kinder zu ermorden, die von den S e hern des Ordens verdächtigt wurden, magische Kräfte zu besitzen. Unglüc k licherweise verfügten manche dieser Fanatiker ebenfalls über paranormale Fähigkeiten, waren sich aber nicht immer dessen bewusst.
„ Ich stimme Ihnen vollkommen zu, Sir“, sprach Travis den Geistlichen an und bekräftig t e seine Zustimmung mit einem Nicken. „Der Teufel hat seine Seele geholt.“ Er machte eine Kopfbewegung zum Tatort.
Der Geistliche sah ihn verwundert an. Offensichtlich war er es gewohnt, dass seine Ansichten belächelt und verspottet wurden. Travis blickte ihn so ernst an, dass der Mann ihm glaubte. Er breitete die Arme aus und legte einen davon um Travis’ Schultern, während er zum Himmel blickte.
„ Siehe, o Herr, es gibt in diesem Sodom und Gomorr h a noch eine weitere gläubige Seele, die sich nicht verblenden lässt.“ Er blickte Travis an. „Wie heißt du, mein Sohn?“
„ Tom, Sir. Tom Fox.“
Der Geistliche schüttelte ihm die Hand. „Ich bin Father Jaime von der Sacred Heart Church. Du findest unsere Kirche in der Mellen Street. Und eine Unterkunft, falls du keine hast und dir das Geld für eine Pension fehlt, bietet dir Joe’s House, 60C Winter Street, direkt gegenüber vom Mercy Ho s pital.“ Er sah Travis in die Augen. „Du bist ein aufrechter Christ, mein Sohn?“
„ Ja, Sir.“ Travis bekreuzigte sich.
Er war, wie jeder DOC-Agent, alles, was gerade erforderlich war. Er konnte einen stockkonservativen Christen ebenso überzeugend geben wie einen S a tanisten, Buddhisten, Pagan, Hindu oder anderen Angehörigen der gängigsten Glaubensrichtungen. Zur Ausbildung beim DOC gehörte auch, die Gla u bensinhalte aller gängige n Religionen und etlicher Sekten zu kennen, um ec h te Gläubige von denen unterscheiden zu können, die einen Glauben nur als Vorwand benutzten, um unter seinem Deckmantel Verbrechen zu begehen.
Von Haus aus war er als Methodist erzogen worden, hatte sich aber nie d a zu bekannt. Ein Merkmal der Methodistischen Kirche war, dass man nicht durch die Abstammung von methodistischen Eltern und Taufe Mitglied wu r de, sondern nur, wenn man als Erwachsener vor der Gemeinde ein entspr e chendes Bekenntnis ablegte. Doch Travis hatte sich Gott und der Religion nie so stark verbunden gefühlt, um diesen Schritt zu tun.
„ Sir, Father Jaime“, Travis warf einen Blick zum Haus von Orrin und sen k te die Stimme, „dort ist wirklich etwas Böses am Werk gewesen.“
Father Jaime nickte. „Satan. Du ahnst nicht, wie viele verderbte Menschen sich mit ihm einlassen, um Reichtum zu erlangen. Aber“, er schüttelte den drohend erhobenen Zeigefinger gen Himmel, „Gott bestraft die Frevler!“
Travis’ Magen knurrte lautstark und übertönte Father Jaimes Stimme. Der Geistliche blickte ihn mitfühlend an und führte ihn zu seinem Wagen, der ein Stück entfernt parkte. Da sein Arm immer noch um Travis’ Schultern lag, musste er ihm notgedrungen folgen.
„ Ich bringe dich zu Joe’s House. Dort bekommst du etwas zu essen und, wenn noch nicht alles belegt ist, auch einen Platz für die Nacht. Und ich würde mich freuen, dich im Gottesdienst zu sehen.“
„ Ich werde kommen“, versprach Travis.
Er würde tatsächlich hingehen, denn möglicherweise war Jaime die Spur zu den Vorkommnissen, die er suchte. Während er mit ihm im Wagen saß, sah er sich aufmerksam an, was sich darin befand. Das Innere eines Wagens ve r riet dem geschulten Betrachter viel über dessen Besitzer. Father Jaimes W a gen war tadellos aufgeräumt und fast schon klinisch sauber.
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