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Gefährliche Trauer

Gefährliche Trauer

Titel: Gefährliche Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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ergehen.
    Septimus machte einen bekümmerten Eindruck und stahl Portwein aus Basils Keller, den Fenella austrank. Ansonsten ließ sie hin und wieder ein paar ihrer unverschämten Bemerkungen fallen und machte sich so oft aus dem Staub, wie sie vertreten konnte, ohne Basils Mißfallen zu erregen. Wohin sie verschwand, wußte niemand, obwohl darüber massenhaft Vermutungen angestellt wurden.
    Araminta führte den Haushalt mit Effizienz, sogar mit gewisser Eleganz, was unter den gegebenen Umständen eine gewaltige Anstrengung bedeuten mußte. Ihr Verhalten Myles gegenüber war von einer Mischung aus Kälte und Mißtrauen geprägt, wohingegen er sie mit salopper Gleichgültigkeit behandelte. Durch Percivals Festnahme hatte er nichts mehr zu befürchten, und Disharmonie schien ihn nicht weiter zu stören.
    Die Stimmung im Dienstbotenbereich war gedrückt geschäftsmäßig. Über Percival fiel kein Wort, es sei denn ungewollt woraufhin unweigerlich bleiernes Schweigen eintrat oder man den Fauxpas durch viele Worte auszumerzen versuchte.
    In dieser Zeit erhielt Hester einen Brief von Monk. Er wurde ihr von Robert überreicht, dem neuen Lakai, und sie verschwand sofort nach oben in ihr Zimmer, um ihn zu lesen.
    Liebe Hester, ich wurde kürzlich durch einen unerwarteten Besuch von Lady Callandra überrascht, in dessen Verlauf sie mir eine ungewöhnliche Partnerschaft anbot. Wäre sie eine Frau mit weniger bemerkenswertem Charakter, würde ich vermuten, daß Sie Ihre Hand im Spiel haben. Ehrlich gesagt bin ich mir immer noch nicht ganz sicher. In den Zeitungen kann sie nichts über meine Suspendierung gelesen haben, mit solchen Dingen beschäftigt sich die Presse nicht. Sie hat alle Hände voll zu tun, die glückliche Klärung des Queen-Anne-Street-Falls zu bejubeln und nach sofortigem Aufhängen anmaßender Lakaien im allgemeinen und Percivals im besonderen zu schreien. Das Innenministerium beglückwünscht sich zu der glimpflichen Lösung, Sir Basil ist das Objekt der Bewunderung und Hochachtung, und Runcorn schmachtet einer Beförderung entgegen. Nur Percival siecht in Erwartung seiner Gerichtsverhandlung in Newgate dahin. Vielleicht ist er ja schuldig, aber ich glaube nicht daran.
    Lady Callandras Vorschlag (falls Sie wirklich nichts darüber wissen sollten!) ist, daß ich, finanziell von ihr unterstützt und gefördert, als Privatdetektiv arbeiten soll. Als Gegenleistung für ihre Bereitstellung übernehme ich die praktische Ausführung und beteilige sie am Profit, sobald er sich einstellt. Sie erwartet von mir, über die Entwicklung der jeweiligen Fälle auf dem laufenden gehalten zu werden sowie ein wenig über Ermittlungsroutine an sich zu erfahren. Hoffentlich findet sie es später noch so interessant, wie sie es sich jetzt vorstellt! Ich werde darauf eingehen - was bleibt mir anderes übrig. Natürlich habe ich ihr klarzumachen versucht, daß das Projekt wahrscheinlich keinen großen Gewinn abwerfen wird. Im Gegensatz zur Polizei wird ein Privatdetektiv für seine Erfolge bezahlt, und wenn sich auf längere Sicht keine einstellen, findet er keine Klienten mehr; abgesehen davon hat jemand, der Opfer einer Ungerechtigkeit wurde, meistens nicht die Mittel, etwas zu zahlen. Trotzdem besteht sie darauf, mehr Geld als genug zu haben, und will ihren Beitrag zur Philanthropie unbedingt auf diese Weise leisten. Sie ist tatsächlich überzeugt, daß es ihr mehr Befriedigung - und Unterhaltung - verschafft, als einen Teil ihres Vermögens Museen, Galerien oder den verdienten Armen zu spenden. Ich werde mein möglichstes tun, sie nicht zu enttäuschen.
    Sie schreiben, Lady Moidore wäre nach wie vor tief besorgt und Fenella alles andere als ehrlich, Sie könnten jedoch nicht mit Bestimmtheit sagen, ob es mit Octavias Tod zusammenhängt oder nicht. Das ist eine interessante Beobachtung, bestätigt aber nur unsere These, daß der Fall noch nicht gelöst ist. Seien Sie bitte vorsichtig, was Ihre Nachforschungen betrifft, und vergessen Sie vor allem nicht, daß der Mörder sein - beziehungsweise ihr - Augenmerk auf Sie richten wird, falls Sie zu offensichtlich eine wichtige Entdeckung machen.
    Ich stehe nach wie vor mit Evan in Verbindung. Er hält mich über den Fortgang der Polizeiarbeit auf dem laufenden, anscheinend macht man sich dort nicht die Mühe weiterzusuchen. Er ist felsenfest überzeugt, daß es noch eine Menge Ungereimtheiten zu klären gibt, aber wir haben beide nicht die leiseste Vorstellung, wie wir das

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