Gefaehrliche Ueberraschung
immer, wenn das Dezernat für Kapitalverbrechen mit W der Aufklärung eines brandheißen Falles beschäftigt war, hatte Jack die ganze Nacht lang kein Auge zugetan.
Es war den Spurensuchern zwar gelungen, in der Limousine einige Fingerabdrücke sicherzustellen, doch bislang gab es keine 87
Übereinstimmung mit den gespeicherten Daten des FBI. Man hatte auch einige schwarze Haare aus Kunststoff gefunden, was den Schluss nahe legte, dass einer der Kidnapper eine Tarnung trug.
Die Kürze der Haare wies darauf hin, dass es sich eher um einen Schnurrbart als eine Perücke handelte. Die einzige weitere Entdeckung von möglicher Bedeutung bestand in ein paar Farb-partikeln, die rund um das Bremspedal gefunden worden waren.
Die Ermittlungen begannen sich auf Rositas Exmann Ramon Gonzalez zu konzentrieren. Eine Nachfrage bei der Polizei in Bayonne ergab, dass er dort kein Unbekannter war. Als zwang-hafter Spieler sollte er angeblich bei lokalen Buchmachern schwer in der Kreide stehen und war in letzter Zeit an seinen üblichen Spieltischen nicht mehr gesehen worden.
Erschwerend kam hinzu, dass sich sein gleichfalls dem Glücksspiel ergebener jüngerer Bruder Junior gelegentlich als Anstreicher betätigte. Die beiden teilten sich eine Wohnung in einem heruntergekommenen Zweifamilienhaus. Der Besitzer hatte die Brüder seit ein paar Tagen nicht mehr gesehen und klagte, dass sie mit der Miete im Rückstand waren.
Jack hatte das FBI eingeschaltet und arbeitete mit ihm nun Hand in Hand. Zusätzlich zu dem Polizeihubschrauber, der Regan im BMW folgen sollte, würde ein kleines Flugzeug des FBI versuchen, die Signale des Geräts in der Tasche mit dem Lösegeld aufzufangen.
Alvirahs Band mit der Aufzeichnung des Kidnapperanrufes war bereits einer gründlichen Audioanalyse unterzogen worden. Man war sich fast sicher, dass der Anrufer mit seiner tiefen, gutturalen Sprechweise seine normale Stimme tarnen wollte. Neben Luke und Rosita wurden Äußerungen eines weiteren Mannes ausgemacht, aber so undeutlich, dass seine Worte unverständlich blieben.
Aufgrund von Hintergrundgeräuschen auf dem Band kam man zu der Annahme, dass Luke und Rosita in einem relativ kleinen Raum in der Nähe eines Gewässers gefangen gehalten wurden.
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»Na, das schränkt die Möglichkeiten ja ungeheuer ein«, flachste Gabe Klein. »Drei Viertel der Erdoberfläche bestehen aus Wasser.«
Abgesehen von der fieberhaften Fahndung nach den Brüdern Gonzalez, begann für die Polizei eine Phase des Wartens.
Aber das änderte sich durch Regans Anruf.
»Bin schon auf dem Weg«, versicherte Jack.
wanzig Minuten später erschien Jack in Noras Kranken-Zhauszimmer.
»Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wurde der Teddybär im Geschenkekiosk unten in der Halle gekauft«, er-klärte Regan. »Das sagt mir das Firmenlogo auf dem Karton.«
»Nichts auf dem Foto weist darauf hin, bei welchem Anlass es aufgenommen wurde«, bemerkte Nora. »Luke und ich gehen zu vielen derartigen Ereignissen.«
»Als wir erkannten, um was es sich handelt, waren unsere Fingerabdrücke bereits auf dem Karton und der Karte«, fügte Regan hinzu.
»Machen Sie sich darüber keine Sorgen«, entgegnete Jack.
»Falls es irgendwelche anderen Abdrücke gibt, finden wir sie.
Wissen Sie zufällig, wann der Kiosk öffnet?«
»Danach habe ich mich schon erkundigt. Um neun.«
»Was halten Sie davon, dem Kiosk einen kurzen Besuch ab-zustatten?«, schlug Jack vor. »Versuchen Sie herauszubekom-men, ob man sich an den Käufer erinnert. Wir müssen vorsichtig sein. Niemand sollte erfahren, dass es sich um polizeiliche Ermittlungen handelt.«
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»Ich könnte vielleicht sagen, dass der Käufer vergessen hat, die Karte zu unterschreiben, und wir nun nicht wissen, bei wem wir uns bedanken sollen.«
Jack nickte. Nachdenklich betrachtete er die vielen Blumen im Zimmer. »Ihr Unfall ist weithin bekannt geworden, Nora. Ein Zufall kann nicht ausgeschlossen werden, auch wenn der ziemlich makaber wäre.«
»Ich erhalte jede Menge Post von meinen Lesern«, stimmte Nora zu. »Aber spricht der Spruch auf dem Rahmen nicht gegen einen Zufall?«
»Möglicherweise«, räumte Jack ein.
»Dann wäre es eine handfeste Drohung«, stellte Nora fest.
Regan ließ Jack nicht aus den Augen. »Sie scheinen an ein zu-fälliges Zusammentreffen zu glauben. Warum?«
»Weil Rositas Exmann im Moment unser Hauptverdächtiger ist. Und aufgrund dessen, was ich inzwischen über ihn weiß, ist er eher nicht der
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