Gefährlicher Fremder - Rice, L: Gefährlicher Fremder
Imitator und hatte oft genug mit Axel geredet, um seinen leichten finnischen Akzent perfekt nachahmen zu können.
Einer der Männer hielt eine Sekunde lang inne und musterte ihn neugierig. »Zurück nach Lungi«, brüllte er zurück. Dann nahm er eine weitere Kiste von dem Mann hinter ihm entgegen und reichte sie an den Mann vor ihm weiter.
Perfekt . Lungi International Airport, sein Weg nach draußen. Wenn sie auf der Stelle aufbrachen, könnte er noch den Flug um 21:00 Uhr nach Paris erreichen, von dort aus dann weiter in die Staaten. Er wäre zurück in den USA , bevor irgendjemand auch nur daran dachte, sich zu fragen, ob Axel wohl zu Hause angekommen war.
»Ich hab Urlaub«, brüllte er gegen das donnernde Heulen der Hauptrotoren an. »Mein Flug geht morgen ganz früh von Lungi. Ich sollte eigentlich mit dem Konvoi mitfahren, aber den hab ich verpasst. Mein befehlshabender Offizier hat mich noch so verdammten Papierkram erledigen lassen, der Mistkerl.« Deaver verdrehte die Augen. Der Mann sah wie ein Unteroffizier aus. Und Unteroffiziere auf der ganzen Welt waren nur zu vertraut mit jeder Art von vertrottelten Offizieren. »Könnt ihr mich zum Flughafen mitnehmen? Sonst verpass ich meinen Flug.«
Der Mann hielt inne und warf einen Blick hinter sich. »Wir laden hier vierhundert Pfund Nachschub ab, also haben wir jede Menge Platz. Ich wüsste nicht, was dagegen sprechen sollte. Warten Sie mal hier.« Er sprang ins Cockpit, und Deaver sah, wie er mit dem Piloten redete. Der Pilot drehte abrupt den Kopf und starrte Deaver an. Mit seiner tiefschwarzen Pilotensonnenbrille sah er fast wie ein Insekt aus. Es war nicht möglich, seinen Gesichtsausdruck zu erkennen. Nach einer ziemlich langen Musterung sagte er dann schließlich irgendwas, und der Mann, mit dem er geredet hatte, sprang wieder herunter. Er zeigte mit dem Daumen auf den Piloten und brachte seinen Mund ganz nah an Deavers Ohr.
»Der Pilot ist einverstanden«, schrie er. »Wir sind in einer Stunde wieder in Lungi. Also springen Sie rein!«
Scheiße, das hatte geklappt!
Deaver kletterte rasch in die Kabine und machte es sich bequem, auf der ersten Etappe seiner Reise zu seinen Diamanten und seinem neuen Leben.
Summerville
Ich möchte heute Nacht nicht allein sein.
Die Worte klangen noch eine Weile in der Stille des Zimmers nach. Dann zerbrach ein Holzscheit, dessen Teile mit einem Zischen und einem Funkenwirbel auf den Kaminboden fielen.
Jack streckte die Hand aus, zögerte dann aber einen Augenblick lang, bevor er mit dem Daumen sanft die Träne von Carolines Wange wischte. Sie bewegte sich nicht, blinzelte nicht einmal, musterte ihn nur, um zu sehen, wie er auf ihre Worte reagierte. Ihre Haut fühlte sich wie Satin an, so verlockend, dass er die Hand zurückzog.
Sie zitterte. Seine verdammte Hand zitterte .
Jack war drei Jahre lang der Scharfschütze seines Teams gewesen. Scharfschützen wurden gemacht – im Feuer erbarmungslosen Trainings geschmiedet. Aber Scharfschützen wurden auch geboren – mit einer seltenen Kombination Auge-Hand-Koordination und der Art von Persönlichkeit, die warten konnte, stundenlang, auf den richtigen Moment, in dem es dann schnell zu handeln galt.
Jack verlor nie die Nerven. Nie. Er hatte schon bäuchlings hinter einem Felsblock ausgeharrt, den Finger am Abzug, das Auge in halbstündigen Abständen abwechselnd am Zielfernrohr und weg davon, und das drei Tage und Nächte lang – auf die bloße Chance hin, Mohammed Khan zu erwischen. Er hatte nur einen Liter Wasser getrunken und war nicht einmal aufgestanden, um seine Notdurft zu verrichten. Seine Hand hatte nicht ein einziges Mal gebebt, und als er den Schuss endlich ausgeführt hatte, war er perfekt gewesen. Khan war mit einer Kugel durch die Nasenwurzel – einem der wenigen Schüsse, die den sofortigen Tod garantierten – umgekippt. One shot, one kill – ein Schuss, ein Toter. Das Mantra jedes Scharfschützen.
Er war der Herr seiner selbst, immer. Von dieser Selbstbeherrschung hatte sein Leben schon öfter abgehangen, als er zählen konnte.
Die Tatsache, dass seine Hände jetzt zitterten, machte ihm eine Heidenangst. Er durfte die Selbstbeherrschung nicht verlieren, nicht heute Abend. Er wagte es nicht. Wenn er die Beherrschung verlor, wer wusste schon, was er Caroline antun würde? Am Ende würde er ihr noch wehtun. Oh Gott, sie vielleicht beißen ?
Bei diesem Gedanken überlief ihn ein Schaudern.
In diesem Augenblick bebte er vor Lust. Er ballte die
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