Gefährlicher Verführer
unter Schock, Barack. Danke, dass du so
schnell gekommen bist. Ich musste, dass ich auf dich zählen kann. Bring uns
jetzt schnell nach Hause.
Darius zog es vor, auf
telepathischem Wege mit seinem Freund zu sprechen.
Soll ich auf Dayan warten?, fragte Barack. Auch er
benutzte den telepathischen Pfad, auf dem alle Mitglieder der Familie
miteinander kommunizierten.
Darius schüttelte den
Kopf. Selbst in diesem heftigen Gewitter würde Dayan schneller sein, wenn er
flog. Auch Darius hätte es vorgezogen, nach Hause zu fliegen, wollte Tempest
aber nicht zu Tode erschrecken, indem er sich mit ihr in die Lüfte schwang. Ihr
Wohlergehen war das Wichtigste für ihn. Darius war sich darüber im Klaren, dass
die ungekannten Empfindungen, die in seinem Innern tobten, das Gewitter verstärkten,
das er geschaffen hatte.
Auf der langen Fahrt zum
Lagerplatz sprach Tempest kein einziges Wort, doch Darius wusste, dass sie
nicht schlief. Nicht ein einziges Mal war sie eingenickt. Sie war am Ende ihrer
Kräfte, das spürte er, und er verhielt sich ruhig, um nichts zu tun oder zu
sagen, das sie erschrecken würde. Er konnte nicht riskieren, dass sie ihm
wieder davonlief. Der Angriff auf sie war nur ein weiterer Beweis dafür, wie
sehr sie ihn brauchte, und Darius war fest entschlossen, es nicht noch einmal
so weit kommen zu lassen, dass sich Tempest vor ihm fürchtete und sich seinen
Anweisungen widersetzte.
Als sie den Lagerplatz
erreichten, lehnte Julian Savage lässig an dem großen Wohnmobil. Das Spiel
seiner Muskeln verriet seine immensen Körperkräfte, als er sich aufrichtete
und Darius dabei beobachtete, wie dieser aus dem Auto stieg, die zierliche,
rothaarige Frau beschützend an seine Brust gepresst.
»Ich kenne mich gut in den
Heilkünsten aus«, erklärte Julian leise, obwohl er bereits den Verdacht hegte,
dass Darius seine
Hilfe ablehnen würde. Er
verhielt sieh dieser jungen Frau gegenüber so Besitz ergreifend, dass er sie
niemals der Fürsorge eines anderen Mannes anvertraut hätte.
Darius warf Julian einen
grimmigen Blick zu. »Nein, danke«, antwortete er angespannt. »Ich werde mich um
sie kümmern. Aber richte bitte Desari aus, dass sie Tempests Rucksack zum Bus
bringen soll.«
Julian achtete sorgfältig
darauf, sich seine Belustigung nicht anmerken zu lassen. Sollte Darius
tatsächlich über ein weiches Herz verfügen? Die junge Frau hatte rotes Haar.
Wer hätte das gedacht? Er konnte es kaum erwarten, seiner Gefährtin von dieser
Entwicklung zu berichten. Mit einem flüchtigen Gruß ging Julian davon.
Darius öffnete die Tür des
Wohnmobils, ging hinein und legte Tempest vorsichtig auf die Couch. Sofort
rollte sie sich zusammen und wandte sich von ihm ab. Zärtlich strich Darius ihr
übers Haar, um sie ein wenig zu trösten. Dann schaltete er den
Kassettenrekorder ein, damit Desaris faszinierende Stimme den Raum mit ihrer
alles durchdringenden, wohltuenden Schönheit erfüllen konnte. Danach füllte er
die Badewanne mit heißem, duftendem Wasser und zündete einige Kerzen an, deren
Kräuteraroma ebenfalls dazu beitragen sollte, Tempests Schmerzen zu lindern.
Darius verzichtete darauf,
das Licht einzuschalten. Er konnte auch in der Dunkelheit hervorragend sehen,
und Tempest würde sich so sicherer fühlen. »Komm jetzt. Kleines, nimm ein
Bad«, drängte er und hob sie in seine Arme, ehe sie protestieren konnte. »Die
Kräuter im Wasser werden vielleicht zunächst ein wenig brennen, aber hinterher
wirst du dich viel besser fühlen.« Er setzte sie auf den Rand der großen Wanne.
»Brauchst du Hilfe beim Ausziehen?« Bewusst ließ er seine Stimme völlig neutral
klingen.
Schnell schüttelte Rusti
den Kopf, bereute es jedoch sofort, als ihre Schläfen schmerzhaft zu pochen
begannen. »Ich komme schon allein zurecht.«
»Dieses Thema sollten wir
jetzt lieber nicht diskutieren. Du bist wohl kaum dazu in der Lage, mir Paroli
zu bieten.« Sein zärtlich neckender Tonfall überraschte Darius noch weit mehr
als Tempest. »Steig jetzt in die Wanne. Ich komme später mit deiner Kleidung
und einem Bademantel zurück. Wenn du fertig bist, steht das Essen auf dem
Tisch.« Darius beugte sich vor, um zwei weitere Duftkerzen anzuzünden, sodass
die Flammen tanzende Lichtpunkte auf die Wände und das Badewasser warfen.
Langsam und unbeholfen zog
Rusti sich aus. Jede Bewegung tat ihr weh. Innerlich fühlte sie sich wie
betäubt und zu erschöpft und schockiert, um sich auch nur Gedanken darüber zu
machen, wer Darius war
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