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Gefährlicher Verführer

Gefährlicher Verführer

Titel: Gefährlicher Verführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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ich sechs Jahre alt.«
    Mitfühlend umfasste Tempest
seinen Arm. »Das tut mir so Leid, Darius. Ich wollte keine traurigen
Erinnerungen wecken.«
    »Nein, ich erinnere mich
gern an meine Mutter, Tempest. Als ich sechs Jahre alt war, fielen die Türken
in ein Dorf in der Nähe ein und brachten fast alle Einwohner um. Es gelang mir
zu entkommen«, Darius deutete auf den Campingplatz, »und die anderen
mitzunehmen. Meine Schwester Desari, Syndil, Barack, Dayan und einen anderen
kleinen Jungen. Danach waren wir von unserem Volk getrennt.«
    »Mit sechs Jahren? Darius,
wie hast du das geschafft? Wie konntet ihr überleben?«
    »Die wilden Tiere lehrten
mich zu jagen. Ich lernte, welche Nahrung ich für die anderen beschaffen
musste. Es war eine sehr schwierige Zeit. Mir unterliefen viele Fehler, doch
jeder Tag brachte neue, aufregende Erlebnisse.«
    »Wie ist es dazu gekommen,
dass du von deinen Eltern und von deinem Volk getrennt wurdest?«
    »Es gab Krieg. Viele
Menschen, die unsere Familien als Freunde betrachtet hatten, mussten sterben.
Die erwachsenen Karpatianer beschlossen, Seite an Seite mit den Sterblichen
zu kämpfen. Doch die Soldaten griffen an, als die Sonne hoch am Himmel stand.
Dann müssen Karpatianer in der Erde ruhen und sind besonders verwundbar. Und es
waren so viele Soldaten! Sie waren grausam und unbarmherzig, fest dazu
entschlossen, den gesamten Landstrich zu entvölkern. Und auch uns wollten sie
ausrotten, denn sie betrachteten uns als Ungeziefer, als Vampire. Unglücklicherweise
verfügen Karpatianer nicht über ihre außergewöhnlichen Kräfte, wenn die Sonne
hoch am Himmel steht. Die Türken richteten ein Blutbad an, und viele fanden
den Tod, Sterbliche und Karpatianer gleichermaßen, Frauen und Kinder. Viele
Karpatianer wurden so umgebracht, wie man nach den alten Legenden angeblich
einen Vampir tötet - man schlug ihnen die Köpfe ab und trieb ihnen Holzpflöcke
ins Herz. Auch meine Eltern waren unter den Mordopfern.«
    Darius' Stimme klang leise,
melancholisch und schien aus weiter Ferne zu kommen, als wäre ein Teil von ihm
Jahrhunderte von Tempest entfernt. Sie drehte sich um, hob die Hand und
berührte seine Lippen mit den Fingerspitzen. »Es tut mir so Leid, Darius. Es
muss schrecklich gewesen sein.« In ihren langen dunklen Wimpern glitzerten
Tränen, die ihre Augen noch leuchtender aussehen ließen. Sie trauerte mit ihm
um den Verlust seiner Eltern und um den kleinen Jungen, der er einst gewesen
war.
    Darius fing eine ihrer
Tränen mit der Fingerspitze auf. »Weine nicht um mich, Tempest. Ich möchte
nicht, dass du meinetwegen traurig bist. Auch dein Leben war sehr schwierig.
Doch bevor alle Empfindungen und Farben aus meinem Leben wichen, kannte ich
wenigstens die Liebe meiner Familie. Das Boot, auf dem ich und die anderen
unserer belagerten Heimat entkamen, brachte uns übers Meer, ehe es in einem
heftigen Sturm unterging. Wir waren ganz allein, schafften es aber trotzdem,
uns nach Afrika durchzuschlagen. Wir haben viele großartige Abenteuer erlebt,
ehe sich die Finsternis in meiner Seele auszubreiten begann.«
    Tempest beobachtete ihn
dabei, wie er seinen Finger an die Lippen hob, um ihre schimmernde Träne zu
kosten. Seine dunklen Augen, die vollkommenen Lippen waren so sinnlich, so
verführerisch. Tempest schluckte schwer. Sie befürchtete, sich jeden Augenblick
in seine Arme zu werfen, nur um noch ein Mal diese Lippen küssen zu können, ehe
sie sich für immer in den Tiefen seiner unergründlichen Augen verlor. »Welche
Finsternis, Darius ? Wovon sprichst du?«
    »Für die Dauer der letzten
langen Jahrhunderte fühlte ich nichts. Ein karpatianischer Mann verliert nach
gewisser Zeit die Fähigkeit, Gefühle zu empfinden, und läuft Gefahr, sich in
einen Vampir zu verwandeln. Doch da meine Familie auf mich angewiesen war,
kämpfte ich dagegen an. Es ist so lange her, dass ich Farben sah oder Freude
empfand. Ich sehnte mich nicht nach einer Frau, konnte nicht lachen und keine
Liebe empfinden. Nicht einmal Schuldgefühle stiegen in mir auf, wenn ich töten
musste. Ich kannte nur den quälenden, unstillbaren Hunger. Doch das Ungeheuer
in mir wurde stärker und drohte, die Oberhand zu gewinnen. Und dann kamst du.
Du brachtest Farbe und Licht in meine Finsternis.« Darius' Stimme klang leise
und aufrichtig. Er meinte jedes einzelne Wort ernst. Dann hob er die Hand, um
Tempests rotgoldenes Haar zu umfassen und an seine Wange zu schmiegen, damit er
ihren Duft einatmen konnte. »Ich

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