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Gefährliches Geheimnis

Gefährliches Geheimnis

Titel: Gefährliches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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sie beschäftigten sich mit der Frage von Erfolg oder Misserfolg, den Schwierigkeiten, die sich ihm in den Weg stellen und verhindern konnten, dass er irgendetwas Nützliches erfuhr, und vor allem mit der Tatsache, dass er nicht nur die Sprache nicht beherrschte, sondern auch überhaupt nichts über ihre Kultur wusste.
    Und was wäre ein Erfolg? Wenn er Niemanns Schuld beweisen konnte? Wenn er zumindest etwas fand und zurück nach London bringen konnte, das einen be- gründeten Zweifel weckte? Was, zum Beispiel? Niemand würde sich schuldig bekennen, nicht auf eine Weise, die von Nutzen wäre. Beeidigte Zeugenaussagen über einen Streit, Geld oder Rache? Würde das zusammen mit dem Beweis, dass Niemann in London war, ausreichen?
    Und ließ Monk es darauf ankommen, einen Mann zu beschuldigen und womöglich zu verleumden, der unschuldig war?
    All das ging ihm in den langen Tagen und unruhigen Nächten immer wieder durch den Kopf, während der Zug Frankreich durchquerte und über die Grenze nach Deutschland fuhr, dann nach Österreich und schließlich durch die Randgebiete ins Zentrum von Wien einlief.
    Monk stand auf und sammelte sein Gepäck zusammen. Rücken und Beine taten ihm weh, sein Mund war trocken, und der Kopf schmerzte ihm vor Müdigkeit. Er sehnte sich danach, frische Luft einzuatmen und mehr als ein paar
    Schritte machen zu können, ohne an etwas zu stoßen und ohne zur Seite treten zu müssen, um jemanden vorbeizulassen.
    Er trat auf den Bahnsteig, wo ihn Dampfwolken und das Rattern und Klappern von Türen empfingen, gerufene Befehle, Begrüßungen, Rufe nach Gepäckträgern. Er griff nach seinem Koffer und machte sich, vollkommen verloren, auf den Weg den Bahnsteig entlang, wobei er auf seine Innentaschen klopfte, um sich zu vergewissern, dass sein Geld und die Briefe von Callandra und Pendreigh noch da waren. Er suchte den Ausgang zur Straße, wo er irgendeine Kutsche zu finden hoffte, deren Kutscher seine Bitte, ihn zur britischen Botschaft zu bringen, verstand.
    Als er schließlich auf den Stufen der Botschaft Ihrer Majestät der Königin von England am Hofe von Kaiser Franz Josef von Österreich-Ungarn abgesetzt wurde, war seine Kleidung zerknittert und schmutzig, was er verabscheute, und er war so müde, dass er kaum noch klar denken konnte. Er entlohnte den Kutscher in österreichi- schen Schillingen; und dessen überraschtem Blick nach zu urteilen mit einer weit höheren Summe, als er verdiente. Er stieg, den Koffer in der Hand, die Treppe hoch und wusste, dass er aussah wie ein verzweifelter Engländer, der harte Zeiten durchgemacht hatte und um Hilfe bat.
    Monk brauchte noch weitere anderthalb Stunden, bis seine Briefe ihm Gehör bei einem Adjutanten des Botschafters verschafften, der ihm erklärte, dass Seine Exzellenz mindestens die nächsten zwei Tage mit Staats- angelegenheiten beschäftigt sei. Wenn ein Stadtführer und ein Dolmetscher jedoch alles waren, was Monk brauchte, würde man zweifellos etwas für ihn tun können. Er blickte auf Pendreighs Brief, der auf dem Tisch vor ihm lag, und Monk glaubte, in der Miene des Mannes mehr Respekt als Zuneigung zu sehen. Das überraschte ihn nicht. Pendreigh
    war ein beeindruckender Mann, vielleicht ein guter Freund, auf jeden Fall aber ein unangenehmer Feind. Das Gleiche hätte man zweifellos von Monk sagen können, denn auch er kannte die Ungeduld und den Wunsch, zu beurteilen und zu urteilen.
    »Vielen Dank«, sagte er steif.
    »Ich schicke Ihnen morgen früh jemanden«, erwiderte der Adjutant. »Wo wohnen Sie?«
    Monk warf einen Blick auf den Koffer und sah dann den Mann wieder an, dabei hob er unmerklich die Augen- brauen. Die Frage war herablassend gemeint gewesen, und beide wussten das.
    Der Adjutant wurde ein wenig rot. »Das Hotel Bristol ist sehr gut. Von außen macht es nicht viel her, aber innen ist es sehr schön, besonders wenn Sie Marmor mögen. Das Essen ist ausgezeichnet. Es ist das erste Hotel am Kärntner Ring. Sie sprechen dort ausgezeichnet Englisch und werden Ihnen gerne behilflich sein.«
    »Vielen Dank«, sagte Monk freundlich. Er war erleichtert, dass er Callandras und Pendreighs Geld hatte, so dass er sich um die Kosten keine Sorgen machen musste. »Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn diejenigen, die so freundlich sind, mich zu unterstützen, sich morgen früh um spätestens neun Uhr dort einfinden würden, so dass ich diese äußerst dringende Angelegenheit so bald wie möglich in Angriff nehmen kann. Sie sind zweifellos

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