Gefährliches Verlangen
Mühe, sein trügerisches Schauspiel aufrechtzuerhalten. Aber es war ein notwendiges Übel, um seine wahren Gefühle hinter seiner frohen Miene zu verstecken. „So, ich gehe dann mal packen.“ Er wandte sich von beiden ab und schlenderte gemütlich und gelassen zur Tür, froh darüber, beiden nicht mehr in die Augen blicken zu müssen. Außerdem hatte er es satt, Simon Rede und Antwort zu stehen. Das war ja schon fast so wie bei einem Verhör. Fragen über Fragen. Und dieses leidige Thema nervte ihn, das von seinem Freund bis ins kleinste Detail ausgeschlachtet wurde.
Simon erhob sich ebenfalls und eilte Rafael hinterher, bevor dieser noch die Tür erreichen konnte. „Du kannst meinen Jet haben.“
„Okay.“ Rafael wusste ganz genau, dass wenn er jetzt Simons großzügiges Angebot ablehnte, seine ganze Lüge wie ein Kartenhaus zusammenstürzen würde. „Wann ist er startklar?“
„Ich kümmere mich gleich darum.“ Simon war sich zwar nicht sicher, inwieweit Rafael die Wahrheit gesprochen hatte, aber ihm war auch klar gewesen, dass er irgendwann einmal aufbrechen musste. Nur hatte er eben nicht damit gerechnet, dass es schon so schnell der Fall sein würde. Aber er kannte seinen Freund. Niemand war pflichtbewusster als er. Und sein Job war schon immer Bestandteil seines außergewöhnlichen Lebensstils gewesen. Der Job war ihm einfach wichtig. Simon begleitete Rafael hinaus, und während er den Weg in sein Arbeitszimmer einschlug, eilte Rafael die Treppen zu seiner Suite hinauf. Die erste Hürde war geschafft. Rafael atmete erleichtert aus, während er zwei Stufen auf einmal übersprang.
Als Rafael hastig in seiner Suite seine Sachen zusammenpackte, drückte jemand unterdessen leise seine Tür auf, die nur angelehnt war, und trat ein. Er hatte es nicht bemerkt, weil er viel zu sehr damit beschäftigt war, über seine ganze verquere Situation nachzudenken und zudem der Tür den Rücken zukehrte. Versunken in seinen Gedanken packte er Stück für Stück in seinen Koffer, der aufgeschlagen auf dem Bett lag. Und dann veränderte sich plötzlich irgendetwas an seiner Umgebung, etwas, was ihn sichtlich aus dem Konzept brachte. Er hielt in der Bewegung inne. Er zuckte kaum merklich zusammen, als er diesen wunderbaren Duft wahrnahm, der plötzlich den ganzen Raum innerhalb weniger Sekunden umhüllte. Er kannte diesen herrlichen Duft. Er war besessen von ihm. Dennoch dachte er im ersten Moment, er bildete es sich nur ein, weil er in letzter Zeit auch tagsüber in seinen Wunschträumen schwelgte und die Realität manchmal sogar mit seinem Wunschdenken verschmolz. Das Einzige, was ihn irritierte, war jedoch, dass ihr Duft noch nie so intensiv gewesen war wie in diesem Augenblick. Und dann hörte er ihre sanfte Stimme hinter sich. Er ließ das Hemd, das er gerade eben noch in den Händen gehalten hatte, fallen. Rafael schluckte. Es kam ihm fast so vor, als hätte jemand die Zeit angehalten. Er hörte nunmehr nur noch seinen rasenden Herzschlag. Dieses ohrenbetäubende Geräusch wurde immer lauter. Es dauerte einige Sekunden, bis sein Verstand registrierte, dass sie im Zimmer war. Ruckartig drehte er sich zu ihr um. „Katelyn…“, krächzte er, denn es verschlug ihm regelrecht die Sprache, sie hier zu sehen. Seit er hier logierte, hatte sie noch kein einziges Mal sein Zimmer aufgesucht. Geschweige denn betreten. Nicht eine Silbe brachte er über seine Lippen, als sein Blick ihren streifte. Es war beinahe so, als habe er die Sprache verloren.
Katelyn sah ihn gleichfalls stumm an. Fand selbst kaum die richtigen Worte. Doch dann hielt sie nichts mehr zurück und sie begann zu reden. „Ich wollte dich nicht vertreiben, Rafael. Ehrlich nicht. Ich weiß, dass Simon sehr an dir hängt…“ Sie legte eine kurze Pause ein. „… aber ich werde das Gefühl nicht los, dass ich der Grund für deine Abreise bin.“
Rafael schluckte. Es fiel ihm sichtlich schwer, darauf zu antworten. O ja, wie recht sie hatte. „Blödsinn. Ich muss weg. Du weißt ja, der Auftrag.“ Verdammt! Er hörte sich gar nicht mehr so überzeugend an wie noch vor wenigen Minuten unten am Frühstückstisch.
„Ich habe mich wirklich sehr bemüht, dir niemals das Gefühl zu geben, dass du mich störst. Denn das tust du ja auch nicht. Ich bin gerne mit dir zusammen. Ich wollte nicht, dass du dich wie das fünfte Rad am Wagen fühlst… und es ist nicht so, wie du gesagt hast. Ich habe Simon noch kein einziges Mal dazu gedrängt, dich fortzuschicken, nur
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