Gefaehrliches Verlangen
im Industriegebiet.«
»Und Sammy?«
»Milch und einen Happen von meinem Sandwich.«
»Später gehe ich einkaufen, damit du ein paar anständige Lebensmittel im Haus hast.«
»Könntest du mir vielleicht ein paar Rezepte für Sammy aufschreiben? Etwas Einfaches, das sogar ich hinbekomme.«
Ich lächle. Selbst die einfachsten Gerichte stellen meinen Dad vor eine gewaltige Herausforderung. Mit Schrecken erinnere ich mich daran, wie er sich einmal an Würstchen und Kartoffelbrei versucht hat. Die Kartoffelreste fand ich Wochen danach noch an den absurdesten Stellen in der Küche.
»Natürlich, Dad, aber vorläufig brauchst du dir darüber nicht den Kopf zu zerbrechen. Ich bleibe ein paar Tage bei euch.«
»Wirklich?«
»Natürlich. Ich kann doch Sammy und dich nicht allein lassen.«
»Aber deine Vorstellungen nimmst du doch wahr, oder?«
»Ja, ich will mein Publikum nicht im Stich lassen, aber bevor ich mich auf den Weg mache, bekommst du eine anständige Mahlzeit und Anweisungen für Sammy. Ich wünschte, du hättest mich angerufen. Was hast du dir nur gedacht? Dass ich heute Abend herkomme und nicht merke, in welchem Zustand das Haus ist?«
»Ich dachte, bis dahin hätte ich längst Klarschiff gemacht.«
»Der ewige Optimist.« Ich lächle ihn an und stelle erfreut fest, dass er mir ein müdes Lächeln schenkt.
»So ungefähr.«
❧ 19
N achdem ich den Frühstückstisch abgeräumt habe, hänge ich die Wäsche auf und verbringe den restlichen Vormittag damit, die Vorräte aufzufüllen und mit Sammy zu spielen.
Zum Mittagessen gibt es nur eine Kleinigkeit – Suppe und ein paar Sandwiches; mit Hefepaste für Sammy, mit Käse und Essiggurken für Dad und mich, dazu ein Glas Milch vom Nachbarsbauernhof.
Als ich meinen Vater beobachte, wird mir erneut bewusst, wie gut es war herzukommen und mich um ihn zu kümmern.
Die vergangene Woche muss eine ziemliche Belastung für ihn gewesen sein, da er nicht die geringste Ahnung vom Haushalt hat.
Er liebt Sammy von ganzem Herzen, hat aber größte Mühe, ihn zu wickeln, außerdem vergisst er ständig, wie viel Milch er kriegt und was ein Baby sonst noch alles braucht.
Aber niemand kann ihm einen Vorwurf daraus machen. Ich habe schließlich keine Ahnung, wie ein Taxameter funktioniert und welches die kürzeste Strecke von der Hauptstraße zum Bahnhof ist.
»Ich wünschte, ich hätte Zeit gehabt, einen Weihnachtsbaum zu besorgen«, sage ich beim Anblick der Ecke in der Diele, wo sonst jedes Jahr eine hübsche Tanne stand. »Aber leider waren alle schon weg.«
»Tut mir leid, Schatz, aber die Zeit verging so schnell, und plötzlich war Weihnachten. Wann kommt eigentlich dein Freund?«
»Marc? Ich hoffe, heute Abend. Nach der Vorstellung. Es wird ein wenig seltsam sein, ihn hier zu Gast zu haben, aber auf eine positive Art, hoffe ich.«
Einen Moment herrscht betretenes Schweigen.
»Bist du mir böse?«, fragt Dad schließlich. »Weil ich euch meinen Segen noch nicht gegeben habe?«
»Böse nicht, nur ein bisschen … verwirrt. Ich liebe ihn so sehr, und er liebt mich, und ich verstehe nicht, wieso du das nicht erkennst.«
Dad seufzt. »Genoveva und ich sind viel zu schnell zusammengezogen, und jetzt wird mir allmählich klar, dass ich sie womöglich gar nicht richtig kenne. Dass sie Sammy einfach im Stich lässt … Das ist nicht die Frau, für die ich sie gehalten habe. Es würde mir das Herz brechen, wenn du eines Tages denselben Kummer hättest wie ich im Moment. Du und Marc … es ist alles so … überstürzt. Außerdem ist er so viel älter als du, und ihr kennt euch erst seit ein paar Monaten. Ich will nicht, dass du einen Fehler begehst.«
»Wenn es passt, passt es. Hast du das nicht immer über dich und Mum gesagt? Ihr wart auch noch blutjung und wusstet trotzdem, dass ihr für den Rest eures Lebens zusammenbleiben wolltet, oder?«
»Und das willst du auch? Mit diesem Marc? Für immer und ewig?«
»Mehr als alles andere.« Ich blicke auf mein Sandwich. »Er ist der wunderbarste Mensch, den ich kenne. Einfach wunderbar. Manchmal frage ich mich, was er mit jemandem wie mir an seiner Seite will.«
Dad lacht. »Hast du etwa nicht mitbekommen, wie er dich ansieht? Er ist völlig verrückt nach dir.«
»Aber vielleicht merkt er ja eines Tages, dass ich in Wahrheit gar nichts Besonderes bin.«
Dad legt sein Sandwich hin und nimmt meine Hand. »Du bist etwas ganz Besonderes, Sophia, einer der wunderbarsten Menschen überhaupt.«
»Danke, Dad,
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