Gefaehrliches Verlangen
Gefühlen brandet in mir hoch. »Ich vermisse dich so sehr, Marc, dass ich nicht sicher bin, ob ich das Ganze durchhalte. Wie soll ich diese drei Monate überstehen, da doch gerade einmal vier Wochen vorbei sind und ich vor Sehnsucht beinahe den Verstand verliere?« Ich bemühe mich, die düsteren Gedanken zu vertreiben und einen unbeschwerten Tonfall anzuschlagen. »Geht es dir gut?«
»Ohne dich geht es mir nie gut. Ich bin weit davon entfernt, mich gut zu fühlen, aber ich komme klar.«
»So geht es mir auch.« Ich gehe auf den Unterkunftstrakt zu. »Ich komme klar, aber von gut gehen kann keine Rede sein.«
»Es vergeht praktisch keine Stunde, in der ich nicht an dich denke.«
»Ich auch.« Ich schließe die Tür auf und gehe die Treppe hinauf.
»Ich hasse es, dass du jeden Tag mit Leo zusammen sein darfst und ich hier sein muss.« Seine Stimme klingt angespannt. »Dass er mit dir reden und dich berühren darf, und ich nicht.«
»Ich sage dir zwar immer wieder, dass es keinen Grund zur Eifersucht gibt, trotzdem würde ich an deiner Stelle wohl genauso empfinden.« Inzwischen stehe ich vor meinem ehemaligen Zimmer und schließe die Tür auf. »Wenn du mit einer anderen Frau zusammen wärst, solange ich nicht in der Nähe bin, würde mir das auch schwerfallen.«
»Manchmal denke ich, er wäre ein geeigneterer Mann für dich. Als dein Vater das Thema Trennung aufbrachte, musste ich sofort an Leo denken. Er kann dir Dinge bieten, die du bei mir nicht bekommst. Eine normale Beziehung ohne dunkle Geheimnisse.«
»Ich will aber keine normale Beziehung«, sage ich und trete ein. Der Geruch nach abgestandener Luft und Seife empfängt mich. Es ist ziemlich kühl, deshalb lege ich etwas Papier und Holz in den Kamin und zünde ihn mit einer Hand an. »Und ich mag unsere dunklen Geheimnisse.«
»Dein Vater wäre definitiv glücklicher, wenn du dich für einen Mann wie Leo entscheiden würdest.«
»Aber ich nicht.«
»Bist du dir ganz sicher?«
»Absolut.«
»Bist du in deinem Zimmer?«
»Ja. Woher weißt du das?«
»Ich habe dich die Treppe hinaufgehen gehört. Mach die Tür zu.«
Ich gehorche und setze mich auf die Bettkante.
»Zieh deine Jeans aus.«
»Woher weißt du, was ich anhabe?«
»Abgesehen davon, dass du grundsätzlich Jeans trägst, meinst du? Ganz einfach. Mein Überwachungsteam liefert stündlich neue Aufnahmen von dir, die ich mir eingehend ansehe.«
»Du siehst dir Videoaufnahmen von mir an, seit ich das Theater verlassen habe?«
»Natürlich.«
Ich muss lächeln. »Aber verstößt das nicht gegen die Vereinbarung? Wir dürfen uns doch nicht sehen.«
»Falsch. Wir haben nur versprochen, dass du mich nicht siehst. Und dass ich dich lediglich zu Überwachungszwecken sehen darf. Aber da du es mit dem Gehorsam offenbar gerade besonders genau nimmst, werde ich dir jetzt noch ein paar andere Anweisungen erteilen. Geh zum Schrank und hol einen Schal. Den dünnsten, weichsten, den du hast.«
»Wieso?«
»Keine Fragen.«
Ich ziehe einen langen schwarzen Schal mit Totenköpfen heraus, den Jen mir letztes Jahr zum Geburtstag geschenkt hat.
»Und jetzt binde ihn dir um.«
»Was?«
»Los, tu, was ich sage. Leg ihn dir über den Mund und binde ihn zu.«
»Du willst, dass ich mir den Schal umbinde? Wie einen Knebel?«
»Genau.«
»Aber dann kann ich nicht länger mit dir reden.«
»Stimmt. Zumindest erst, wenn ich es dir sage.«
»Aber ich freue mich schon die ganze Woche …«
»Manchmal ist zuhören besser als reden.«
Ich sehe den Schal an, dann das Telefon. »Ich komme mir blöd vor, mit einem Schal um den Mund auf der Bettkante zu sitzen.«
»Das wirst du auch nicht mehr lange. Ich habe mir die ganze Woche überlegt, wie ich dich dazu bringen kann, dass du kommst, ohne dass ich bei dir bin. Und Knebeln ist eine der wenigen Möglichkeiten, dich aus der Ferne zu dominieren.«
»Mich dominieren? So nennst du das also?« Ich lächle.
»Unter anderem.« Ich spüre ihn am anderen Ende der Leitung ebenfalls lächeln. »Und jetzt bind dir den Schal um.«
Widerstrebend ziehe ich den Schal über dem Mund fest, sodass er zwischen meine Zähne rutscht. Innerhalb weniger Sekunden fühlt sich mein Mund staubtrocken an, außerdem kann ich kaum noch schlucken, geschweige denn sprechen. Ich empfinde es nicht unbedingt als unbequem, aber besonders angenehm ist es ebenfalls nicht.
»Sophia?«
»Mmmmpff.«
»Ich werde dich jetzt ficken.«
Instinktiv blicke ich zur Tür, in der Erwartung, dass
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