Gefährte des Wolfes: William
reichte Raul den Stift und den Block. Er schloss den Reißverschluss des Rucksacks und wandte sich dem Höhleneingang zu. »Ein bisschen was können wir auf dem Rückweg erledigen, aber wir müssen morgen noch mal herkommen, um den Rest zu sammeln. Es wird bald dunkel und ich möchte ungern diesen Weg zurückgehen, wenn ich meine Füße nicht sehen kann.«
»Und du hast ein Date mit dem Wolf«, neckte Raul.
Mit glänzenden Augen stimmte Will zu. »Und ich habe ein Date mit dem Wolf.«
***
S obald sie den richtigen Ort gefunden hatten, schien sich alles andere einfach zu ergeben. Der Zauber wirkte ausgezeichnet, so wie Will ihn aufgebaut hatte. Am nächsten Nachmittag hatten Raul und Will begonnen, miteinander zu arbeiten; Will hatte Raul mit einigen Zaubern belegt. Ein außerhalb der Barriere gewirkter Zauber wurde getrennt, sobald Raul oder Will die Höhle betraten. Wurde der Zauber jedoch in der Höhle gewirkt, funktionierte er normal.
Will wollte ohne Tristans Trank weitermachen, aber sie hatten nur einen Versuch. Wenn es nicht funktionierte und Richard ihr Vorhaben Sienna verriet, gab es keine zweite Chance. Sie mussten alles zu ihren Gunsten ausnutzen und das hieß, auf seinen Bruder zu warten.
Da es ihm nicht gelungen war, Tristan gedanklich zu erreichen, hatte er es über das Telefon versucht. Tristan hatte versprochen, ihm den Trank heute Nachmittag zu geben. Während er wartete, studierte Will Sternenkarten auf der Suche nach einer Konstellation und Tageszeit, die ihnen zusätzlich helfen würde.
»Wonach suchst du jetzt?«, fragte Raul, nachdem er ins Zimmer getreten war und die Zettel entdeckt hatte, die überall auf dem Boden und dem Tisch verstreut lagen. Sogar die Stühle waren darunter begraben, nur Wills Sitzplatz war frei geblieben.
»Konstellationen. Mondphasen, Tageszeiten, Planetenausrichtungen. Das alles hat Einfluss auf Magie«, antwortete Will.
Raul schaute ihm über die Schulter. »Ich hätte nie gedacht, dass Magie so viel Nachforschung erfordert. Ich dachte, das ist es etwas, womit du geboren wirst.« Er schob einige der Blätter zur Seite. »Einige dieser Karten scheinen sich gegenseitig zu widersprechen.«
Will zog eine Grimasse. »Hm, ja, manchmal tun sie das. Du musst dich dann darauf verlassen, was sich richtig anfühlt. Magie ist mehr Kunst als Wissenschaft.«
»Das merke ich.«
»Was hast du gemacht?«, fragte Will. »Ich hab dich seit dem Mittagessen nicht gesehen.«
»Ich war bei meinem Vater. Er sollte über unsere Pläne Bescheid wissen.«
Will legte den Stift zur Seite, lehnte sich zurück und sah Raul an. »Findet er es gut, was wir vorhaben?«
»Er will Richard zurückhaben. Meg konnte sein Essen und die Getränke sauber halten, seit Richard wieder nach Hause gekommen ist, und er fühlt sich mit jedem Tag besser. Aber er wird auch nicht jünger und ich bin nicht mehr länger der Thronerbe. Er braucht Richard frei von Siennas Kontrolle, damit er unser Rudel führen kann. Wenn wir das erreichen können, steht mein Vater hinter allem, was wir vorhaben.« Raul goss sich eine Tasse Kaffee ein und lehnte sich an die Couch. »Außerdem… mag er dich.«
Will weitete überrascht die Augen. »Mich? Er kennt mich doch kaum.«
Er weiß, dass du Richards Gefährte bist. »Werwölfe verlassen sich stärker auf ihre Instinkte als Menschen. Als er dich das erste Mal umarmt hat, hat er sich anhand deines Geruchs eine Meinung gebildet.«
»Die Welt wäre sicher eine bessere, wenn wir uns alle mehr auf unsere Instinkte verlassen würden«, mutmaßte Will und nahm den Stift wieder in die Hand. »Wir müssen etwas zu essen und andere Campingausrüstung in die Höhle bringen.«
»Warum?«
»Na ja, wir hoffen ja, dass Siennas Zauber gebrochen wird wie der, den ich auf dich gewirkt habe, aber wir wissen auch, dass sie ihn zusätzlich auf organischer Basis kontrolliert. Wir haben keine Ahnung, ob Tristans Trank wirken wird. Vielleicht müssen wir in der Höhle bleiben, bis Richards Stoffwechsel Siennas Trank vollständig abgebaut hat«, erklärte Will. »Das könnte einige Tage dauern.«
»Daran hatte ich nicht gedacht.« Raul hielt einen Augenblick inne. »Ich übernehme das. Ich sorge dafür, dass die Sachen in die Höhle gebracht werden und du machst dir über die magischen Dinge Gedanken, von denen ich nichts verstehe. Ich besorge auch vertrauenswürdige Wächter, die das Gebiet um die Höhle im Auge behalten.«
»Das wird sicher helfen, wenn Richard nicht freiwillig
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