Gefaehrten der Finsternis
euer Ziel. Ich habe nicht vor, euch zu sagen, der Weg dorthin werde leicht sein. Denn das wäre nur eine barmherzige Lüge und ihr braucht weder Lügen noch Barmherzigkeit. Nein, ich will euch sagen, dass es vielleicht die schwierigste Reise ist, die ihr euch in diesem Moment überhaupt vorstellen könnt. Und wie immer gibt es viele Wege, um an einen Ort zu gelangen. Einige sind kürzer und sehr gefährlich. Andere sind sicherer, aber dafür länger.«
»Und wir sind der Meinung«, meinte Brandan Stolzblitz, der
mit einer ehrfürchtigen Verneigung in Richtung des Königs das Wort übernahm, »dass es wie immer ratsam ist, die goldene Mitte zu wählen. Ich bezweifle, dass selbst Vandriyan in diesem Fall den kürzesten Weg wählen würde. Doch die Zeit drängt, und daher dürfen wir keine Strecke aussuchen, die zwar größtenteils sicher, dafür aber zu lang wäre. Wir könnten einen dritten Weg versuchen. Solange ihr euch innerhalb der Grenzen des Reiches befindet, vielleicht auch ein wenig darüber hinaus, können wir sichere Etappen für euch auswählen. Das gibt euch Gelegenheit, euch ein wenig auszuruhen und wieder zu Kräften zu kommen, und wir können euch Nachrichten zukommen lassen, wie auch ihr uns Nachrichten schicken könnt. Selbstverständlich ist es eure Entscheidung, ob ihr wirklich dort wirklich rasten wollt oder nicht, aber wir legen euch dringend ans Herz, mindestens einen Aufenthalt einzulegen: den hier in Feenquell.« Seine Hand wanderte über die Karte, bis sie zu dem eleganten schwarzen Schriftzug kam, der den Ort der unauffindbaren Tore bezeichnete. »Es liegt etwa auf der Hälfte eurer Reise. Dafür müsst ihr nicht einmal vom direkten Weg abweichen, falls ihr euch westlich haltet. Ich rate euch dringend dazu, denn so spart ihr Zeit. Hinter Feenquell findet ihr nicht mehr so viel Schutz, auch wenn ihr euch dann wieder etwas erholt habt und besser ausgerüstet seid.« Er deutete auf die Mitte der Karte, hoch oben im Norden des Königreiches. »Falls es nötig werden sollte, könntet ihr euch auch etwas östlicher halten und die Festung Syrkun ansteuern, oder noch weiter nördlich die Grenzstädte. Das ist zwar Kriegsgebiet, liegt jedoch immer noch auf unserer Seite der Grenze. Solltet ihr Hilfe benötigen, fändet ihr dort zweifelsohne Unterstützung.«
Lyannen hatten diese Worte ein wenig erleichtert und aufgerichtet, doch Vandriyans ernster Blick genügte, um ihn wieder zu verunsichern. »Wir reden hier nur von Notfällen, aussichtslos
scheinenden Situationen«, ermahnte sie der Hauptmann. »Im Idealfall wendet ihr euch sofort nach Westen, denn der Druidenkreis liegt im Nordwesten. Die Strecke nach Syrkun ist kein Katzensprung und ihr würdet dadurch sehr weit nach Osten geführt. Steuert es also wirklich nur im Notfall an, wenn ihr es anders nicht mehr schafft. Falls zum Beispiel einer von euch schwer verletzt ist, falls ihr erkennt, dass ihr ohne fremde Hilfe nicht überleben könnt. Auch wenn ihr wichtige Neuigkeiten erfahrt, die ihr uns unverzüglich mitteilen müsst. In allen anderen Fällen seid ihr da draußen auf euch allein gestellt.« Sein Gesicht entspannte sich und er zeigte auf der großen Karte wieder einen Weg an. »Ich fasse noch einmal zusammen: Eure ideale Strecke führt hier durch die Wälder im Westen. Denn im Schutz des Waldes lauft ihr weniger Gefahr, dass unser Feind euch entdeckt und herausfindet, wohin ihr wollt. Zumindest gilt das für den ersten Teil eurer Reise. Auf der Mitte eures Weges macht ihr Station in Feenquell, dort könnt ihr euch ein wenig erholen und euch mit neuen Vorräten eindecken. Dann geht ihr weiter durch den Wald ohne Wiederkehr bis ganz nach Norden zur Ödnis. Dort gibt es keine Möglichkeit, die Wüste zu umgehen, ihr müsst sie also durchqueren. Bis zu diesem Punkt stellen die Waldbewohner die größte Gefahr dar: also die Zentauren, Gnomen und vor allem Goblins. Nach der Wüste solltet ihr eine Rast in den Grenzstädten einlegen, vorausgesetzt, wir haben die noch nicht verloren, ehe ihr dort ankommt. Doch sobald ihr die Ödnis hinter euch gelassen habt, müsst ihr in jeder Situation doppelt so wachsam sein wie vorher, denn dahinter liegt Feindesland und ihr habt noch das Nebelreich und dann die Nordlande vor euch. Falls unser Feind nicht weiterzieht und anderswo sein Lager aufschlägt, ist der Druidenkreis euer Ziel. Sollte er weiterziehen, werden wir euch das während eurer Aufenthalte mitteilen. Die Feen werden euch sagen, was sie wissen,
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