Gefährten - im Wettlauf gegen die Finsternis (German Edition)
Schlag
beruhigte. Irgendwo konnte sie seine Reaktion schließlich auch verstehen. Seit
Monaten zogen sie nun schon durch das Land, bald würde auch der Herbst enden,
der Winter und der Krieg rückten unaufhaltsam näher und sie hatten noch nichts
weiter gefunden als Hinweise. Es zerrte an ihrer aller Nerven und die ständigen
Angriffe, die Tatsache, dass sie niemanden mehr trauen konnten, machten es
nicht besser. Doch… Sie schnaubte, nein sie wollte es nicht verstehen! Egal wie
grässlich die Situation auch war, es entschuldigte nicht sein Verhalten und
seine ständigen Fehltritte.
„Arroganter,
egoistischer Schnösel“, dachte sie gereizt, dann forderte die Anstrengung durch
den Kampf mit der Magie ihren Preis und sie schlief erschöpft ein.
Alex beobachtete sie, nachdem er
sein Schwert gereinigt hatte und fuhr sich durch das Haar. Eine Geste, die sein
Unbehagen nur allzu deutlich ausdrückte. Seine Gedanken wandten sich wieder den
Geschehnissen zu. Was war nur los mit ihm? Warum schaffte er es immer wieder
sie so zu verärgern, warum ärgerte er sich so oft über sie, grundlos? Oder
ärgerte er sich nur über sich selbst? Er wusste es nicht. Er seufzte
schwermütig und ließ sich in das Gras sinken. Noch einmal warf er einen Blick
auf die kleine Gestalt die schon zu schlafen schien. Ein Lächeln huschte
plötzlich über sein Gesicht, als er sich an ihre Worte erinnerte, deren
Bedeutung ihm erst jetzt wirklich klar wurde. Es lag also nicht in ihrem
Interesse den Dunklen zu helfen. Dann erfasste ihn wieder dieses schwermütige
Gefühl. Er würde wohl nie schlau aus ihr werden. Den Kopf schüttelnd wandte er den
Blick ab. Wenn er es nur verstehen würde. Für einen Moment lang schloss er die
Augen, der Geruch von Wald und Lilien drang wieder in seine Nase, mit geradezu
schmerzverzerrtem Gesicht zog er den Duft ein. Dann riss er die Augen wieder
auf und starrte in die Nacht. Sein Blick verlor sich irgendwo im Dunkel.
„ARRRRRRRRGH“,
ein gellender Schrei zerriss die morgendliche Stille. Mit einem Satz waren alle
auf den Beinen.
„Was ist?“,
rief James und rannte zu dem Spielmann, der unweit von ihm entfernt im Gras
kniete.
„Bei der
Göttin des Mondes“, flüsterte er und wurde bleich. Dann drehte er sich mit
einem Ruck um. Alex kam gerade aus dem Wald, scheinbar hatte er sich zum
Frühstück schon einige Beeren geleistet. Schnellen Schrittes hielt er auf die
Gruppe zu. Svenja kam aus der anderen Richtung angelaufen. Beide erreichten
gleichzeitig die Spielmannsfamilie und James. Entsetzt starrten alle auf die
tote Frau im Gras. Der dunkle Fleck auf ihrem Gewand war unübersehbar.
„Wer tut so
etwas?“, flüsterte Valler entsetzt.
„Wer ist sie
und wie kam sie hierher?“, setzte Sequir hinzu, nahm seinen Hut ab und knetete
diesen nervös in der Hand, während er sich ängstlich, suchend, umsah. Dann traf
sein Blick den von James und er sah den Jungen fragend an. Einen Moment lang
war dieser irritiert bevor er begriff. Sein Gesicht wurde weiß. Er hätte Wache
halten sollen! Er war eingeschlafen!
„Ich…“, begann
er stotternd, wurde aber unterbrochen.
„Ihr kennt sie
nicht?“, flüsterte Alex und starrte Sequir mit großen Augen an. Der Mann
runzelte die Stirn.
„Nein,
natürlich nicht, woher denn?“
„Habt ihr den
Namen Melanie schon einmal gehört?“
„Alex, was um
alles in der Welt soll das?“, warf James ein und starrte seinen Gefährten entgeistert
an. Dann sah er sich um. Melanie fehlte tatsächlich. Aber die Frau vor ihnen,
war blond und… Jemand packte ihn an der Schulter. Er wandte sich um und sah in
das Dunkel von Svenjas Kapuze. Sie ruckte mit dem Kopf und bedeutete ihm
mitzukommen. Irritiert folgte er ihr. Der Blick den Alex ihnen zuwarf entging
ihnen. Na schön, blieb es also an ihm hängen sich eine einleuchtende
Erläuterung einfallen zu lassen.
„Sie kommt mir
irgendwie bekannt vor… War sie gestern zufällig in eurer Gesellschaft?“
„Nein, wir
waren die ganze Zeit nur zu dritt, das wisst ihr doch, seid ihr doch gestern
den halben Tag mit uns gereist!“, sagte Valler verblüfft und Alex nickte
langsam. Diese Männer besaßen tatsächlich keinerlei Erinnerung mehr an die Frau
namens Melanie.
Da kam ihm
Sequir ungewollt und unerwartet zur Hilfe. „Habt ihr nicht Wache gehalten? Ist
euch nichts aufgefallen?“, fragte er in der Annahme, dass James und Alex sich
in der Nacht auf der Position des Wachpostens abgewechselt hatten. Nun, so
falsch lag er da
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