Gefährten - im Wettlauf gegen die Finsternis (German Edition)
bevor sich ein
weicher Ausdruck auf ihre Gesichtszüge schlich, als sie heiser, mit einer solch
großen Hoffnung in der Stimme flüsterte: „Erlösung?“ Dann sackte sie in sich
zusammen und viel rücklings auf den Boden. Alex zog das Schwert zurück und schloss
für einen Moment die Augen um tief durchzuatmen. Gegen Kreaturen des Bösen zu kämpfen
war die eine Sache, eine arme Frau, eine menschliche, egal wie ihre Absichten
waren, zu töten war etwas anderes. Übelkeit stieg in ihm auf. Er zwang sich die
Augen wieder zu öffnen und starrte auf den toten Frauenkörper, der rücklings
vor ihm im Gras lag.
„Danke“,
flüsterte Svenja leise, die neben ihn getreten war und ebenfalls den Blick
abgewandt hatte. Es war keine neue Erfahrung für sie, doch tat es jedes Mal
aufs Neue weh, zusehen welchen Preis die eigene Sicherheit forderte.
„Svenja!“,
flüsterte Alexander plötzlich leise, packte sie an den Schultern und drehte sie
so um, dass sie wieder zur Frau blickte. „Schau!“
Wie
hypnotisiert starrten sie beide auf die Tote, deren schwarzes Haar sich vom
Haaransatz bis zu den Spitzen blond färbte, deren bleiche Totenhaut einen
angenehm goldenen Teint annahm. Ja, dachte Alexander im Stillen, als er diese
Verwandlung sah. Erlösung!
„Sie war
unschuldig! Sie wurde zu all dem nur gezwungen“, schluchzte Svenja leise. Alex
drehte sich zu ihr um und nahm sie in den Arm. Sie ließ es geschehen und lehnte
ihren Kopf gegen seine Schulter. Keiner von beiden wagte es, das Wort zu
ergreifen, sie hingen ihren Gedanken nach.
„Was hast du
an dir, was der Krax will?“, flüsterte Alex schließlich leise.
„Ich weiß es
nicht!“
„Könnte es uns
auch helfen?“
„Verdammt
Alex! Begreifst du das nicht. Ich weiß es nicht!“, brüllte sie auf einmal und
stieß ihn von sich weg. Wut keimte wieder in dem jungen Mann auf.
„Wie viel
Magie besitzt du?“, fragte er aufgebracht.
„Ich weiß es
nicht, einiges denke ich. Aber ich benutze sie so gut wie nie und wenn, nur für
kleine Zauber, wie du vielleicht schon bemerkt hast. Ich kann sie nicht
kontrollieren.“
„Aber er
könnte es…“, war Alex tonlose Antwort.
„Du meinst…?“,
fragte sie verstört.
„Ich wusste
von Anfang an, dass es ein Fehler war dich mitzunehmen“, knirschte er zwischen
den Zähnen hindurch.
„Ohne mich
wärt ihr überhaupt nicht so weit gekommen! Davon mal abgesehen, dass ihr nicht
einmal an den schwarzen Rittern in Kawikos vorbeigekommen wärt, hättet ihr die
Rose gar nicht erst öffnen können! Und selbst wenn euch das irgendwie gelungen
wäre, weil ihr den Trick hinter dem Zauber herausgefunden hättet, wärt ihr
spätestens im Silberwald in Mariks Verließ zugrunde gegangen!“ Alex knirschte wieder
mit den Zähnen. Er wusste, dass sie einen erheblichen Teil zu ihrem Erfolg
beigetragen hatte, aber sich das so unter die Nase reiben zu lassen, davon
hielt er nicht viel.
„Ohne uns
wärst du tot! Du wärst in dem Fluss im Silberwald ertrunken.“
„Ohne euch
wäre ich wahrscheinlich gar nicht erst in den Silberwald spaziert!“
„Ach, und was
hält dich denn überhaupt bei uns? Wenn du scheinbar nicht die Rose willst,
warum suchst du so beharrlich unsere Nähe und weigerst dich deinen eigenen Weg
zu gehen?“
„Vielleicht
will ich einfach nur verhindern, dass zwei Tölpel wie ihr es seid alles
vermasseln und Aquasolar ins Dunkel stürzt. Das liegt schließlich nicht in
meinem Interesse. Aber wie es scheint sind all meine Bemühungen umsonst, denn
du…“
„Schweig!“,
unterbrach er sie aufgebracht und blickte sie ärgerlich an. Und zum ersten Mal
schien sie darüber so verblüfft, dass sie es tatsächlich tat.
„Geh
schlafen“, murmelte Alex, der keine Lust verspürte das Gespräch fortzusetzen
und fuhr sich müde durch das Haar. „Ich halte die erste Wache.“
Svenja sah ihn
immer noch überrascht an. Bewegte sich dann jedoch langsam und wortlos in Richtung
Decke, als sie jäh stehen blieb und sich noch einmal umdrehte.
„Wie erklären
wir das?“, fragte sie und deutete auf die tote Melanie. Doch mehr als ein
Schulterzucken bekam sie nicht als Antwort. Sie wartete.
„Denk dir was
aus!“, murmelte Alexander und ging zu seinem Schlafplatz. Sie zog scharf die
Luft ein, setzte zu einer Erwiderung an, überlegt es sich, stapfte verärgert zu
ihrer Decke und rollte sich darin ein. Dieser Alexander, wie sie ihn hasste!
Sie drehte ihm den Rücken zu und spürte wie ihr Puls sich nun Schlag für
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