Gefährten - im Wettlauf gegen die Finsternis (German Edition)
allerletzten Moment
herum rammte das Schwert in die Seite des Viehs. Das Überraschungsmanöver
funktionierte. Grün schoss aus der Wunde des Angreifers hervor. Ralohblut.
Einige Tropfen landeten auf Alex’s Hand. Der Junge keuchte entsetzt auf, als
sich eine Brandblase genau an dieser Stelle entwickelte. Verdammt, dachte er
abermals, dann registrierte er erst, dass es still war. Er hielt sein Pferd zum
Schritt an. Es schnaubte. Alex lauschte. Doch er hörte nichts Verdächtiges. Er
stieg ab um seine Dolche einzusammeln, das tote Tier ließ er achtlos liegen. Nachdem
er sich wieder in seinen Sattel geschwungen hatte trieb er seinen Wallach erneut
an. Unwillig warf das erschöpfte Tier den Kopf, gehorchte dann aber doch.
„Ist gut
Farrc“, murmelte Alex und tätschelte dem Pferd den Hals, während er sich
aufmerksam umsah.
Als er um den
nächsten Hügel ritt, lag vor ihm ein weiterer toter Raloh. Für einen Moment
betrachtete der Ritter diesen. Warum haben sie uns angegriffen? Doch die Frage
nach dem Warum konnte er für diesen Moment nicht beantworten. Er wusste nur, er
musste hier weg, bevor noch weitere Ralohs auftauchen würden.
Der Wallach
trabte über die nächste Hügelkuppe, hinter der ein Fluss zum Vorschein kam.
Dieser trennte die Hügellandschaft von der Elbenweide, welcher dann später der
Gjeladewald, die Heimat der Elben, folgen würde. Langsam hielt Alexander auf
den Fluss zu. Er wollte ihn überqueren, das mussten sie früher oder später
ohnehin. Doch Alex kannte sich herzlich wenig in dieser Gegend aus und auf die
Schnelle eine seichte Stelle zu finden, entpuppte sich als nicht möglich. Er wusste,
dass der Fluss relativ tief war. Und nun stellte es sich eindeutig als Fehler
heraus, das Gebiet, obwohl es nur zwei Tagesritte von Maravilla entfernt war, noch
nie besucht zu haben. Endlich am Flussufer angekommen, musste er feststellen,
dass die Strömung zu stark war. Suchend sah er sich nach einer kleinen Brücke
oder ähnlichem um. Es gab keine, dafür gab es massenhaft Ralohs, die sich im Abstand
von mehreren Metern um ihn scharten. Die roten Augen glühten boshaft. Panik
überkam den jungen Mann, was war hier los, wo kamen die her? Jetzt verharrten sie
bewegungslos. Aber Alex wusste, sobald er sich bewegen würde, würden die Tiere
ihn überrennen, oder aufspießen, je nachdem was schneller gehen würde. Denk
nach, ermahnte er sich. Einer so großen Übermacht würde er selbst mit seinen
sportlichen Fähigkeiten und seiner präzisen Schwertführung nicht entkommen können.
Er sah sich abermals um. Die Sekunden verstrichen wie in Zeitlupe. Die einzige
Möglichkeit den Bestien zu entkommen, war irgendwie den Fluss zu überqueren,
aber wie? Die Strömung würde ihn in wenigen Sekunden fortgespült haben. Er
hatte nur eine Wahl, er musste springen. Er war nur knapp zwanzig Meter vom
Flussbett entfernt, zu wenig für ausreichend Anlauf, doch was blieb ihm anderes
übrig? Aus den Augenwinkeln sah er noch einmal nach rechts und links, dann gab
er seinem Pferd die Fersen. Alles ging unglaublich schnell. Kaum setzte Farrc
den ersten Huf vor den anderen, preschten die Ralohs los. Schon mit wenigen
Sätzen waren sie fast bei Alex. Dieser beugte sich so weit wie möglich im
Sattel vor, stellte sich leicht im Sattel auf, gab die Zügel im richtigen
Moment frei, schloss die Augen und sprang. Er schaffte es nicht bis auf die
andere Seite. Die Hinterhufe seines Wallachs rutschten auf dem rutschigen
Schlamm, der das benachbarte Ufer säumte, aus. Die Hinterläufe verschwanden im
Wasser, erschrocken wieherte das Pferd auf und versuchte sich das schlammige,
steile Ufer hinauf zu kämpfen. Vergebens. Immer mehr Schlamm löste sich unter
den Hufen, das rettende Ufer schien mit einmal unerreichbar. Das Pferd stürzte,
endgültig von seinen Kräften verlassen. Das Wasser griff sofort nach ihnen und
zerrte sie mit sich. Voller Panik wieherte das Tier. Der Sattel hatte sich in
einem Zweig verfangen, der aus der Uferwand hervorstach. Alex versuchte
verzweifelt seine Füße aus den Steigbügeln zu bekommen, während er immer wieder,
durch die Strömung und Wellen und nicht zuletzt durch die hektischen Bewegungen
seines Pferdes, unter Wasser gedrückt wurde. Endlich gelang es ihm frei zu
kommen, er keuchte. Mit aller Kraft versuchte er sich an die Böschung zu
arbeiten. Es dauerte, bis er einen Stein erreichte, an dem seine Hände halt
fanden und an dem er sich ein kleines Stück heraufziehen konnte. Er schaute
nach
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