Gefährten - im Wettlauf gegen die Finsternis (German Edition)
spricht
nichts. Reitet nach Norden soweit ihr könnt. Reitet schnell. Der Feind weiß
bereits von euch, sie suchen euch, haben überall Spione, schon seit so langer
Zeit. Sie sind auf dem Weg hierher. Ihr dürft, sobald ihr das Elbenreich
verlassen habt, niemanden mehr trauen. Ihr habt mehr Feinde als ihr ahnt.“
„Woher wissen
sie, dass wir hier sind?“, fragte James überrascht, doch Alex unterbrach ihn.
„In dem ersten Spruch der Prophezeiung hieß es ‚aus zwei wird drei‘, das
bedeutet doch, dass wir noch mit jemand zusammen arbeiten sollen? Woher sollen
wir wissen wer uns helfen wird?“
„Es muss nicht
jede Zeile der Aussage von der du sprichst zutreffen. Eine Aussage über Lebewesen
zu machen ist wage, denn sie ändern ihre Meinung schneller als sie denken. Gestern
hättet ihr vielleicht noch jemanden auf eurer Seite gehabt, morgen nicht mehr.
Das vermag nicht einmal ich vorherzusehen und wenn würde ich darauf keinen Wert
legen. Die Zukunft lässt sich beeinflussen, sie ist keinen festen Schranken
unterworfen, sondern hängt von dem Handeln jedes Einzelnen ab. Ich habe keine
weitere Person gesehen, die euch begleiten wird.“
„Habt ihr
gesehen, wie unsere Mission ausgeht? Wird es einen Krieg geben? Werden wir finden
was wir suchen und siegen?“
„Wie gesagt,
es hängt von der Stärke, der Kraft und dem Mut jedes Einzelnen ab und damit
meine ich nicht nur Mannesstärke.“
„Ihr habt uns
Scheitern gesehen?“, fragte James daraufhin vorsichtig, beunruhigt.
„Ich habe
viele mögliche Versionen gesehen.“
„Heißt das
ja?“
Keine Antwort.
Ein weiteres Mal stellte er die Frage, doch auch dieses Mal blieb die Antwort
aus. Bewegungslos wie zuvor leuchtete die Mylanya. Es sah dabei sogar so aus,
als ob ihr Schein schwächer wurde.
„Geht!“, die
Stimme eines jungen Elben fuhr wie ein Peitschenhieb durch die Stille und die
beiden Reisenden zuckten merklich zusammen.
„Geht jetzt,
sie tut es auch.“ Weder James noch Alex verstanden, was damit gemeint war,
trotzdem drehten sie sich gehorsam um. Die Wachen, die sie in den
unterirdischen Raum geleitet hatten, waren plötzlich wieder da, bereit sie
abzuholen.
Auf dem Rückweg sagte keiner von
ihnen ein Wort. Auch die Soldaten schwiegen. Sie stellten keine Fragen. Ohne
eine Miene zu verziehen führten sie Alex und James zurück zu ihrem luxuriösen
Baumhaus. Vorbei an dem Wasserfall, durch den Wald. Arbeiter, die Holz von den
Bäumen schnitten, beobachteten sie. Alex war das egal. Unter anderen Umständen
hätte er sich aufgeregt, sich über die Leute lustig gemacht und Fragen so
gestellt, dass die Antworten die Elben in ein negatives Licht gerückt hätten.
Jetzt war er einfach nur froh endlich gehen zu können. Er fühlte sich unwohl,
wie zerschlagen und das Schlimmste: entmutigt. Immer noch hörte er die Stimme
der Aura in seinem Kopf. Die Gedanken kreisten um das Gespräch.
An ihrer Hütte
angekommen klatschte James in die Hände, woraufhin wieder die Leiter aus dem
Nichts erschien. Mittlerweile dämmerte es und unter dem dichten Blätterdach der
Bäume war es sogar schon dunkel. Der Abend brach an. Es war erstaunlich, wie
lange die Beiden in der geheimen Höhle gewesen waren, die Zeit war ihnen dort
drinnen bei Weitem nicht so lang erschienen. Die Wachen neigten den Kopf,
wohlgemerkt nur in James Richtung, bevor sie sich im Gleichschritt umwandten
und bald darauf zwischen den dicht stehenden Büschen verschwanden.
Die jungen
Männer kletterten die Leiter hinauf. Oben, in der Hütte war es düster. Alex
seufzte und suchte mit den Händen nach den Kerzen. Er wusste, dass sie sich in
der Nähe der Hängematten befinden mussten und so tastete er sich vorwärts,
bis... Plötzlich stieß er mit dem Knie hart gegen einen Gegenstand und fluchte
laut.
„Habt ihr
Elben noch nie…“, begann er, als eine Hand, die sich blitzschnell über seinen
Mund legte, ihn am weiterreden hinderte.
„PSSST!“,
zischte James dicht an seinem Ohr und nahm die Hand wieder weg.
Stille. Alex
konnte regelrecht spüren wie sich sein Gefährte suchend umsah, denn im Gegensatz
zu Alex hatte er natürlich weniger Probleme damit, sich in der Dunkelheit zu
Recht zu finden.
„Was?“,
flüsterte Alex angespannt.
„Ich habe etwas
gehört.“
„Ja und? Du
hörst viel, wenn der Tag lang ist“, meinte Alex und flüsterte trotzdem. James
Gehör war nun einmal das eines waschechten Elbens und von daher einfach zu gut
ausgeprägt. Und dann, plötzlich, hörte
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