Gefährten - im Wettlauf gegen die Finsternis (German Edition)
Ritter, der einfach nur mit verschränkten
Armen dastand und das ganze Szenarium beobachtete. Und da wurde es dem Jungen zum
wiederholten Male bewusst. Sie konnten sich wehren so viel sie wollten, sie hatten
bereits verloren. Ohne irgendetwas erreicht zu haben, würde ihre Reise hier zu
Ende sein. Die Ritter spielten nur mit ihnen, wenn sie wollten, könnten sie
sowohl James als auch Alex mit einem einzigen Hieb das Leben nehmen. Wie vor
ein paar Tagen an der Schlucht, wo ihnen nur ein glücklicher Zufall das Leben
gerettet hatte. Ein gezielter Schwerthieb würde wohl reichen, sobald die Kräfte
der Maravillander soweit versagt hatten, dass sie sich nicht mehr hin und her
werfen und wegrobben konnten. Nur ein Stoß und alles wäre zu Ende. Aber sie
warteten darauf, dass sie sich selbst erledigten, dass sie solange kämpften bis
sie keine Kraft mehr hatten, um ihnen ihre Niederlage so lange wie möglich vor
Augen zu führen und sie damit zu quälen. Immer noch auf dem Rücken liegend und
schwer atmend sah Alex den Ritter weiterhin starr an. Dieser bückte sich seelenruhig
und hob das wieder erkaltete Schwert des Maravillaners auf. Wieder ließ er
dieses Knurren hören, das wohl ein Lachen darstellen sollte. Dann wie in
Zeitlupe hob er die schimmernde Klinge und ließ sie nach unten sausen. Es war
soweit. Alex warf sich zur Seite, doch seine Reaktionsfähigkeit hatte sich
mittlerweile stark verschlechtert, sein eigenes Schwert streifte ihn und hinterließ
einen langen Riss im Ärmel. Der Blick des Jungen wanderte zu seinem Gefährten,
auch James lag völlig erledigt im Schnee. Sein Gegenüber, hielt das Messer
bereit für den letzten Stoß.
Alexander Jan Kliev
schloss die Augen und hörte, wie die Klinge auf ein Neues auf ihn hinab sauste,
doch dieses Mal, hatte er nicht mehr die Kraft sich wegzudrehen. In aller Ruhe
wartete er auf den Schmerz, der unweigerlich eintreten musste.
Doch er kam
nicht. Das Schwert berührte ihn nicht. Vorsichtig öffnete der Junge die Augen.
Das Schwert steckte einen guten halben Meter neben ihm im Schnee. Der Schwarze
Mann über ihm schien genauso irritiert. Zwar war sein Gesicht nicht zu erkennen,
aber die Art und Weise wie er seine Hände zu betrachten schien, machte es
trotzdem deutlich. Dann ertönte ein wütendes Gebrüll, so hasserfüllt und
grausam, dass sich dem jungen Ritter die Haare im Nacken aufstellten. Der
schwarze Ritter hob den Kopf, auch der, der immer noch über James stand trat
ein paar Schritte zurück und blickte sich verunsichert, aber auch verärgert,
um. Der dritte Krieger tobte vor Wut, doch der Grund dafür war nicht zu
entdecken. Er fuchtelte auf einmal wie wild mit den Armen und Alex spürte, wie
er grob über die Schulter geworfen wurde. Sie waren kaum dreißig Meter von den
drei Eichen entfernt. Für diese dreißig Meter hätten James und Alex einige
Minuten benötigt, doch die Giganten legten die Strecke mühelos zurück. Die
massigen Panzer schoben den Schnee problemlos zur Seite. Nach wenigen Sekunden
oder höchstens einer Minute wurde Alex wieder achtlos auf den Boden geworfen.
Die Wunde an seinem Arm brannte heftig. Er sah sich um. James richtete sich
neben ihm auf. Die schwarzen Ritter schienen das Interesse an ihnen verloren zu
haben und blickten sich andauernd um. Vorsichtig tastete Alex nach seinem
Schwert doch, es lag nun dreißig Meter entfernt. Er sah James an, doch der
zuckte bedauernd mit den Schultern. Sein Dolch war ebenfalls glühend im Schnee versunken,
seine Pfeile lagen überall verstreut und weglaufen hatte wohl auch wenig Sinn.
Alex tastete nun nach seinem Stiefel, in dessen Leder sich wie bei James ein
Messer befand. Doch gerade als er den Griff berührte, fuhr einer der Schwarzen
herum und starrte ihn an. Er wusste was er vorhatte! Ein Schauer kroch über den
Rücken des Zwanzigjährigen. Die anderen Beiden drehten sich nun ebenfalls um.
Eine Weile standen sie nur da, dann deutete der größte von ihnen auf Alex und
machte mit einem letzten Blick über die Schulter eine hektische Bewegung.
Sofort wurde dieser am Kragen gepackt, hochgehoben und an eine der Eichen
gepresst. Er fühlte die harte, alte Borke an seinem Rücken. Der Schwarze zog in
aller Ruhe etwas aus seinem Umhang. Es war ein Dolch. Die Klinge leuchtete im
fahlen Mondlicht dunkelrot. Langsam bewegte sich die Klinge auf seinen Hals zu.
Es sirrte und ganz langsam, wie in Zeitlupe, kippte der Schwarze Ritter nach
hinten. Ein grün gefiederter Pfeil steckte in seinem Panzer.
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