Gefährten - im Wettlauf gegen die Finsternis (German Edition)
diese hier war bebaut! Ein richtiges kleines Dorf lag vor ihnen, im
dämmrigen Licht der langsam untergehenden Abendsonne. Kleine Hütten mit
Strohdächern wurden durch eine richtige, teilweise gepflasterte Straße
verbunden. Und soweit die Drei das überblicken konnten hatte dieses Dorf
mindestens gut fünfzig kleine Häuser.
„Wer bei der
Göttin des Mondes siedelt hier mitten im Wald, abgeschnitten von allem und
jedem?“, fragte Alex leise – entsetzt und fasziniert zu gleich.
„Sieht aber nicht
so aus als ob hier noch jemand lebt. Die Häuser sehen ziemlich verlassen aus.“
„Aber sie sind
gut erhalten, lange können sie nicht verlassen sein, die Bewohner müssten noch
in der Nähe sein“, mischte sich Svenja in das Gespräch.
„Das werden
wir gleich herausfinden“, meinte James und schwang sich auf seine Stute. Die
anderen beiden taten es ihm gleich und saßen auf. Langsam ritten sie auf die
scheinbare Hauptstraße zu, an die sich die meisten Häuser reihten. Sie schienen
Recht zu behalten, denn alles wirkte leer. Die Fensterläden waren geschlossen,
ebenso wie die Türen. Nirgends stieg Rauch auf. Einmal saß James ab und stieß
mit dem Fuß eine Tür eines kleinen Häuschens auf. Dahinter kam eine verlassene
Wohnküche zum Vorschein. Schüsseln standen noch auf dem Tisch – gefüllt. Es sah
so aus als hätten die Bewohner plötzlich und ohne vorherige Planung ihre
Heimstätte hektisch verlassen. Lange konnte das jedenfalls noch nicht her sein.
Hier stimmte etwas nicht. Alex und James ritten weiter voran. Svenja hingegen
ließ sich ein Stück zurückfallen. Sie schloss die Augen und verzog plötzlich
die Lippen. Hatte sie es doch geahnt. Sie öffnete die Augen wieder und zog sich
die Kapuze ihres Umhanges, die sie neuerdings immer öfter wegließ, über den
Kopf und beeilte sich dann die beiden Jungen wieder einzuholen.
Kurze Zeit
später machte die Straße einen Knick. James hielt inne. Der Wind strich
geräuschvoll durch die schmalen Gassen zwischen den Häusern und ließ Umhänge
und Haare wehen.
„Was ist
los?“, wollte Alex wissen.
„Nichts. Ich dachte
nur etwas gehört zu haben. Aber der Wind ist heute so unheimlich stark. Ich
kann durch das Rauschen nichts Genaues erkennen.“
„Was sollte es
auch weiter sein?“, fragte das Mädchen desinteressiert. James musste ihr zustimmen
und so ritten sie weiter, um die nächste Biegung und traten geradewegs auf
einen kleinen Dorfmarktplatz – der voller schweigender Menschen war. Wie
angewurzelt blieben die Reiter stehen. Aus jeder Richtung starrten sie
Augenpaare an, da waren kleine Kinder und Frauen, Alte und wenige Männer. Alex
starrte zurück und dann, kurz bevor ihm klar wurde, wie absurd das war, kurz
bevor er wusste warum so wenig Männer anwesend waren, kurz bevor er den
Kampfschrei hörte, wusste er: Diese Leute hatten auf sie gewartet, sie hatten
gewusst, dass sie kamen! Doch es war zu spät. Der junge Ritter hatte nicht
einmal wirklich die Zeit sein Schwert zu ziehen, als jemand, der scheinbar vom
Dach des Hauses gesprungen war, hinter ihm auf seinem Pferd landete, Alex mit
festem Griff umfing und ihn aus dem Sattel warf. Wieder hatte Alex nicht genug
Zeit, nicht einmal um sich umzudrehen und seinen Angreifer in Augenschein zu
nehmen. Da spürte er auch schon ein schweres Gewicht auf seinem Rücken. Jemand
drückte ihm mit der Hand in seinem Nacken und den Knien auf seinen Rücken zu
Boden, während ein anderer ihm die Hände auf den Rücken band und ihm Schwert und
andere Waffen abnahm. Dann wurde er hochgerissen und sah, dass es auch James
nicht anders ergangen war. Fauchend sträubte sein Freund sich gegen die grobe Behandlung,
doch es war zwecklos. Ein untersetzter Mann trat auf ihn zu, suchte ihn ab.
„Stiefel
ausziehen!“, knurrte er. Und seine Leute taten wie ihnen geheißen, zogen Alex
und James die Stiefel aus und fanden natürlich die beiden jeweils darin
verborgenen Dolche. Alex fluchte und spuckte dem kleinen Mann, der nun grinsend
vor ihm stand und das Schauspiel beobachtete, ins Gesicht. Das Lachen
verschwand. Mit einer grotesk verzerrten, wütenden Visage kam er ganz langsam
auf Alex zu. Er war gut ein Kopf kleiner als der Ritter, doch saß er momentan
am deutlich längeren Hebel. Alex spürte wie ihm jemand einen Dolch an die Kehle
drückte. Der kleine Mann kam mit seinem Gesicht ganz nah an das von Alex heran,
obwohl er sich dafür auf die Zehenspitzen stellen musste. Ihre Nasen berührten
sich. Angewidert
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