Gefährten - im Wettlauf gegen die Finsternis (German Edition)
Rechten
waren Alexander und James an die Wand gekettet. Beide hockten in einer
wahrscheinlich höchst unangenehmen Position. James starrte leer vor sich hin,
während Alex seinen Kopf gesenkt hatte, sodass ihm die schwarzen Haare in das
Gesicht fielen. Beide wirkten schmutzig, es war ihnen deutlich anzusehen, dass
sie sich gewehrt hatten. Letztendlich aber hatte ihnen dies nichts gebracht.
Als sie die Schritte hörten, hob Alex den Kopf und auch James sah in ihrer
Richtung. Daran, dass sie beide die Augen zusammenkniffen erahnte Scarlett,
dass ihre Gestalt noch im Dunkeln lag. Die jungen Männer konnten allerhöchstens
ihren Umriss erkennen. Sie blieb kurz stehen und betrachtete die Eisenfesseln
mit denen die Hände der Beiden über ihren Köpfen überkreuzt an die Wand
gekettet wurden. Auch um ihre Füße schlangen sich dicke eiserne Ketten. Bei
solch einer Sicherung, war magische Unterstützung tatsächlich überflüssig. Nun,
das würde das Ganze einfacher machen, dachte Scarlett. Sie hob leicht den
Dolch, der Rubin flackerte, sie spürte die Magie der Waffe und lächelte still
vor sich hin. Dann trat sie aus den dunklen Schatten ins schummrige Licht,
sodass Alex und James sie sehen konnten. Kaum hatte Alex sie erkannt fauchte er
wütend und begann wie ein wildes Tier an seinen Ketten zu zerren.
„Du Miststück!“,
brüllte er. „Du…“ Offenbar fiel ihm keine Beleidigung ein die ihrer angemessen
war. Doch selbst wenn, es hätte Scarlett nicht gestört. Gemäßigten Schrittes
ging sie auf Alex zu, der ihr am nächsten war und lächelte ihn honigsüß an.
Langsam hob sie den Dolch über ihren Kopf. Alex starrte sie aus seinen braunen
Augen hasserfüllt an. Seine Muskeln spannten sich, die Ketten raschelten.
„Warum?“,
flüsterte James leise. „Warum hast du damit gewartet bis wir hier sind?“ Er
konnte sich deutlich daran erinnern, exakt diese Frage schon einmal gestellt zu
haben, kurz bevor sie Truv erreichten, doch dieses Mal antwortete sie ihm nicht,
ihre Augen ruhten auf Alex.
„Weil sie
nicht in der Lage war“, höhnte Alex stattdessen und hielt ihrem Blick stand.
„Sie will uns lieber ehrlos wie Vieh abschlachten während wir uns nicht wehren
können.“ Sie blinzelte nicht einmal, dann plötzlich zog sie herausfordernd die
Augenbrauen hoch. Das war zu viel für Alex und er spannte sich noch einmal und
richtete sich ein Stück auf, um ihr ins Gesicht zu spucken, doch in diesem
Moment sauste der Dolch auf ihn herab. James keuchte entsetzt. Alex kippte augenblicklich
nach vorne und landete dicht vor ihren Füßen, als der Zug an seinen Armen so
unerwartet nachließ und diese nicht mehr von Fesseln an der Wand gehalten
wurden. Langsam, ganz langsam richtete er sich auf und stellte sich hin. Er
überragte das Mädchen um gut einen Kopf. An seinen Armen waren immer noch die Eisenringe
befestigt, doch die Ketten, die diese zusammen und an der Wand gehalten hatten,
waren abgerissen, durchtrennt. Alexander starrte sie an, und sie? Zog abermals herausfordernd
die Augenbrauen hoch. Doch Alex war nicht in der Lage etwas zu erwidern. Mit
allem hätte er jetzt gerechnet, aber ganz sicher nicht damit. Sie nahm seine
Hände und legte die Schneide des Dolches darauf. In wenigen Sekunden waren die Eisenfesseln
zerschnitten, nein, durchgebrannt!
„Magie“,
murmelte Alex leise.
„Natürlich“,
antwortete sie abwertend, bevor sie ihn von seinen Fußfesseln befreite und sich
dann James zuwandte. Erleichtert rieb sich dieser die Handgelenke als er
endlich frei war, streckte seinen Rücken und schüttelte die Beine aus, die vom
langen Hocken ganz steif waren. Dann wandte er sich an Scarlett.
„Jetzt verstehe
ich gar nichts mehr“, murmelte er, sah sie an und fügte anklagend hinzu:
„Scarlett.“ Sie sah ihn lange an, drehte sich dann wieder zu Alex, der
anscheinend ebenfalls noch nicht wusste was er von der Situation halten sollte.
Dann sah sie wieder James an.
„Mein Name ist
Svenja!“ und damit drehte sie sich vollends um und ging zur Treppe. James und
Alex sahen sich ratlos an und folgten ihr dann. Der Weg zurück war kein
Problem. Das Haus war ruhig und als sie den Marktplatz überquerten sahen und
vor allem hörten sie die Männer weiter hinten noch immer an ihrem Feuer sitzen.
Lautlos schlichen sie sich an den Häuserwänden entlang. Alles war ruhig, es gab
keine Wachen. Mariks Männer waren sich anscheinend zu sicher darin gewesen,
dass Alexander und sein Gefährte nicht entkommen konnten. In
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