Gefährten - im Wettlauf gegen die Finsternis (German Edition)
auf dem Ast sitzend waberte auch schon der Nebel um
sie und kurz darauf war die Katze verschwunden und das Mädchen in
Kriegerkleidung saß mit ihnen zusammen auf dem Baum. Ihr Haar war zerzaust und
die Müdigkeit war ihr deutlich anzusehen. In diesem Moment wirkte sie so
merkwürdig verloren und verletzbar und hätte James nicht gewusst, dass sie ihm
dafür wahrscheinlich die Augen auskratzen würde, hätte er sie in diesem Augenblick
möglicherweise glatt in den Arm genommen. Doch er ließ es bleiben und wartete
eine Weile. Schließlich wandte sie sich zu ihren Begleitern um und streckte die
Hand nach ihrem Schwert aus. Nachdem dieses wieder sicher am Gürtel befestigt
war, streckte sie sich ausgiebig und nahm ihren Unterschlupf, sofern man das so
nennen konnte, in Augenschein.
„Ihr habt die
Spuren gut verwischt“, murmelte sie leise. „Ich habe eine ganze Weile gebraucht
bevor ich euch gefunden habe.“ James nickte nur.
„Und?“, fragte
er schließlich.
„Ich habe es
gefunden, aber ich weiß nicht ob ich herankomme. Es ist durch Magie geschützt.“
„Das sollte ja
dann für dich kein Problem sein.“ Alex starrte sie nieder. Ihr Gesichtsausdruck
blieb ruhig doch senkte sie die Lider und schüttelte leicht den Kopf.
„So einfach
ist das nicht. Die Magie, die ihr meint, steht mir nicht direkt zur Verfügung.“
„Es gibt nur
eine Art der Magie.“
„Nein. Ich
kann mich in eine Katze verwandeln, das ist wahr. Ich kann mit Hilfe der Magie
meiner Augen in andere eindringen, was nicht besonders schön ist, glaube mir. Ich
würde sogar soweit gehen es mehr als Fluch denn als Segen zu bezeichnen.“ Alex
sah sie an, nicht wissend was er von dieser Aussage halten sollte. Inwiefern
war das ein Fluch? Musste man Magiearten, wie sie es nannte, nicht erlernen? Warum
also hatte sie die Kraft andere zu kontrollieren erlernt, wenn sie es selbst
als Fluch ansah?
„Aber die richtige
Magie, Zauberei wie ihr sie meint und kennt, kann ich nicht anwenden“, fuhr das
Mädchen ruhig fort, nicht ahnend was in Alexanders Kopf vorging.
„Du hast die
eiserenen Ketten mit einem harmlosen Dolch zerschlagen! Willst du uns erzählen,
das hättest du mit Hilfe deiner Augenaura gemacht?“, James‘ Skepsis und
Unglaube war deutlich aus seiner Stimme zu entnehmen.
„Die Magie ist
in den Rubinen gespeichert und der Stahl ist ein ganz besonderer“, sagte sie
leise. Alex richtete sich auf und starrte auf das Schwert an dem unzählige
Rubine funkelten. Wie viel Macht mochte in dieser Waffe stecken, wenn schon ein
kleiner Dolch eiserne Ketten zerschlug?
„Dann bist du
gar nicht so gut im Schwertkampf, es ist die Waffe die dir zu deinem Erfolg
verhilft“, sagte Alex triumphierend, doch sie schüttelte den Kopf.
„Nein, das ist
nicht wahr. Der Vorteil dieser Waffe besteht einzig und allein darin, dass sie
Dinge zerschlagen kann, die keine andere Waffe zu durchdringen vermag. Wie zum
Beispiel die Rüstung der schwarzen Ritter.“
„Aber…“,
wandte Alexander ein, doch James unterbrach ihn. Ihn interessierte etwas
anderes viel mehr.
„Doch wie
kommt es, dass du dann so viel über Geister und magische Wesen weißt?“
„Ich bin viel
herumgekommen in den letzten Jahren. Ich habe viel gesehen und viel gelesen.“
„Aber“, und
James machte eine Pause, „warum bist du dann im Besitz der Lavanja? Ich meine,
wenn du keine Magie besitzt, ist sie doch wertlos für dich oder? Also, ich
verstehe nicht viel von dem Thema, aber soweit ich weiß muss die Gabe angeboren
sein, was man dann aus der Fähigkeit macht ist abhängig von Stärke und Lehre.
So wurde es mir jedenfalls mal erzählt. Also wozu brauchst du das Buch?“ Sie
antwortete ihm nicht sondern starrte nur durch die Blätter hindurch auf den
Boden. Die Beiden warteten auf eine Antwort. Doch die kam nicht. Bis Alex
schließlich begriff, er zog die Luft scharf ein und ein Hauch von Schadenfreude
lag in seiner Stimme, als er sprach.
„Du besitzt
die Magie“, flüsterte er. „Du kannst sie nur nicht anwenden. Weil du sie nicht
kontrollieren kannst. Weil niemand dir gezeigt hat damit umzugehen!“ Sie sah
ihn trotzig an.
„Was nicht
bedeutet, dass ich sie im Notfall nicht doch anwende“, flüsterte sie warnend.
„Aber“,
stutzte James, „du hast in der Eiswüste keine Spuren hinterlassen, bist
geradezu auf dem Schnee gegangen!“
„Ein einfacher
Kältezauber, der mir nicht einmal gut gelungen ist. Er hat die oberste
Schneeschicht gefrieren lassen – und
Weitere Kostenlose Bücher