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Gefährtin Der Finsternis

Titel: Gefährtin Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Blue
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er hier, um ihm zu helfen? »Welchem Zweck kann es dienen, auf ewig in der Dunkelheit zu leben?«
    Er lächelte, und seine dunkelbraunen Augen vermittelten durch ihre Wärme scheinbar zum ersten Mal, seit sie sich begegnet waren, aufrichtige Freundlichkeit. »Ich kann es nicht sagen, Mylady.« Er rollte die Schriftrolle wieder auf und befestigte das Band ordentlich darum, seine kleinen Finger waren anmutig und flink. »Es gibt vieles an meinem Herrn, das Euch seltsam erscheinen muss, ich weiß.« Er erhob sich mit einem Ruck von seinem Stuhl, was hätte komisch wirken können, es aber nicht tat. Er verhielt sich so ernst und würdevoll, auch wenn er kunterbunte Farben trug und ihr kaum bis zur Schulter reichte, dass sie ihn sich nicht töricht vorstellen konnte. »Aber Ihr müsst mir vertrauen, wenn ich Euch Folgendes sage: Ihr werdet beide viel unbeschwerter sein, wenn Ihr nicht zu viel von ihm verlangt.«
    »Wie zu viele Fragen zu stellen, meint Ihr?«, fragte sie lachend. »Ich werde es versuchen, Meister Orlando, wenn Ihr wollt, aber ich fürchte, es wird meiner Natur widerstreben.« Sie half ihm, die Schriftrollen fortzuräumen – er schien bereits genau zu wissen, in welche Reihenfolge sie gehörten, während sie keine Ahnung davon hatte. »Mein Vater sagte stets, ich würde mir mit meiner Neugier nur selbst schaden.«
    »Gesunde Neugier ist niemals schlecht, nicht einmal bei einer Frau.« Er warf die Wahrsagesteine auf der Schreibtischplatte aus, betrachtete sie kurz und steckte sie dann wieder in ihren Beutel. »Ihr wart das einzige Kind Eures Vaters?«
    »Soweit ich weiß«, antwortete sie. »Aber bis gestern wusste ich auch nicht, dass ich einen Cousin habe.« An der Wand hing eine grobe Landkarte von Britannien, Frankreich und einem größeren Teil des Mittelmeers. »Sind das all die Orte, an denen Ihr und Simon schon wart?«
    »Nicht annähernd«, antwortete er. »Wurde Euer Vater auf Charmot geboren?«
    »Nein, in Frankreich – um genau zu sein in der Bretagne.« Sie deutete auf die Karte. »Er kam nach den Kriegen hierher, um König Henry zu dienen. Aber meine Mutter wurde in einem Dorf ganz hier in der Nähe geboren, als Tochter eines freien Bauern.« Sie wandte sich ihm wieder zu und lächelte. »Also bin ich zur Hälfte Bäuerin und außerdem zum Teil Heidin.«
    »Das erklärt Euer wunderschönes rotes Haar«, sagte er.
    »Das erklärt eine Menge Dinge in Bezug auf mich.« Auf einem Regal stand zwischen zwei Stapeln der Bücher ihres Vaters eine rubinrote Flasche. Isabel war sich sicher, dass sie sie dort noch niemals zuvor gesehen hatte. »Gehört die Euch, Orlando?«
    »In der Tat.«
    »Sie ist hübsch.« Sie betastete das Glas und merkte, dass es bei ihrer Berührung kalt war, kälter, als sie in diesem kühlen Raum vielleicht erwartet hätte. »Was befindet sich darin?«
    »Ein schreckliches Gift.« Er griff an ihr vorbei, um ihr die Flasche abzunehmen, und ließ sie so rasch in eine seiner Taschen gleiten, dass Isabel nicht einmal sehen konnte, in welche. »Ihr müsst vorsichtig sein, Mylady.«
    »Das sagt mir jeder.« Sie sah zu, wie er seine restlichen Sachen einsammelte. »Wollt Ihr mir wirklich nichts über Simon erzählen? Wie kam es, dass er verflucht wurde?«
    »Mein Herr hat Euch bereits viel zu viel erzählt«, antwortete er stirnrunzelnd.
    »Aber er sagt, Ihr seiet ein Zauberer, und er sei nur ein einfacher Ritter gewesen, unmittelbar bevor er verflucht wurde«, erklärte sie. »Kann er wahrhaft Euer Herr sein?«
    Er hielt einen Moment inne und lächelte dann. »Was ist ein Herr, Mylady?« Er nahm die Landkarte von der Wand und betrachtete sie. »Simon ist meine einzige Hoffnung, mein Krieger und meine Rettung. Meine Seele liegt in seinen Händen.«
    Als Isabel sein Gesicht betrachtete, glaubte sie ihm. »Solch einen wunderschönen Schwur sollte ein König für seine Bediensteten vorsehen«, sagte sie. »Obwohl nur wenige ihn so von ganzem Herzen schwören könnten, wie Ihr es gerade getan habt.«
    Seine Augen, wie auch sein Lächeln, weiteten sich. »Euer neugieriger Geist hat Euch weise gemacht, Lady Isabel.«
    »Weise, Meister Zauberer?«, fragte sie lachend. »Nein, nicht ich, das versichere ich Euch.« Die Kerze flackerte und würde bald verlöschen. »Aber nun kommt, bevor wir im Dunkeln stehen. Simon wollte wohl gerade zu Bett gehen. Möchtet Ihr nach oben kommen und mit mir frühstücken?«
    »Ja, Mylady«, erwiderte er und nickte. »Ich glaube, das werde ich tun.«
    Simon

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