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Gefährtin Der Finsternis

Titel: Gefährtin Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Blue
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Moment anderweitig abgelenkt wären und nicht beobachten könnten, wie sie ins Schlafzimmer eines Mannes eindrang, den sie gerade erst kennengelernt hatte. »Schlaft Ihr?«
    Er schlief. Er hatte die Kissen und auch die Decken vom Bett geworfen und lag fast quer darüber auf dem Rücken, Arme und Beine in alle Richtungen ausgestreckt, und sein Kopf hing über die Kante. Sie lächelte belustigt, trotz ihrer Sorgen und der Seltsamkeit ihrer gegenwärtigen Situation. Sie hatte geglaubt, sie sei der unruhigste Schläfer Englands, aber anscheinend war sie es jetzt, wo Simon aus dem Heiligen Land zurückgekehrt war, nicht mehr.
    »Simon«, sagte sie lauter, aber er regte sich noch immer nicht. Sein langes, dunkles Haar war aus seiner Stirn zurückgefallen, und sein Gesicht glühte im Kerzenschein, das Gesicht eines Engels. Sie trat fasziniert näher. Seine Wimpern waren genauso lang wie ihre und so dunkel wie sein Haar, wodurch sie einen scharfen Kontrast zur mondlichtfarbenen Haut seiner edel gestalteten Wangenknochen bildeten, seine Augenbrauen wölbten sich schwarz vor seiner erlesenen Stirn. Seine Nase war ebenfalls erlesen, selbst in diesem lächerlichen Winkel, und sein Mund war perfekt geschwungen und im Ruhezustand weich und lieblich. Er hatte sich anscheinend rasiert. Der dunkle Schatten seines Bartes war fort. In Wahrheit war er fast zu schön. Hätte sie nur sein Gesicht gesehen, hätte sie ihn vielleicht fälschlicherweise für ein Mädchen gehalten, aber sein Körper war definitiv männlich. Arme und Schultern und Brust waren über den zerwühlten Decken bloß und von tödlich wirkenden Muskeln geformt. Er hatte gesagt, er sei vor seinem Fluch ein fahrender Ritter gewesen und habe mehr Menschen getötet, als er zählen konnte, und als sie ihn jetzt so sah, glaubte sie ihm. Er war vielleicht ein Engel, aber nur das Schwert und die Lanze konnten ihn derart gestaltet haben. Dennoch war die Haut seines Körpers so milchweiß und geschmeidig wie sein Gesicht, ihre cremige Perfektion nicht einmal von einer Sommersprosse unterbrochen.
    »Was für ein Mann bist du, Cousin?«, flüsterte sie und verspürte einen seltsamen kleinen Schauder in der Magengegend, als sie sich näher zu ihm heranbeugte. Er regte sich, in seinem Traum noch immer unruhig, und runzelte jäh die Stirn, und sie merkte, wie sie den Atem anhielt, von seiner Schönheit verzückt, nahe genug, um ihn zu berühren.
    Aber das war lächerlich. Sie wollte ihn nicht berühren. Sie wollte seinen Rat. Er war ein Mann, ein adliger Ritter, ihr Verwandter, und ihr Schloss war in Gefahr. Er sollte ihr helfen wollen, und er sollte wissen, was zu tun wäre. »Simon«, wiederholte sie und schüttelte ihn an der Schulter.
    Simon erwachte wutentbrannt aus seinem Traum, blind vor Zorn und trunken vom jähen Geruch von Blut, so nahe, dass er die Hand ausstrecken und es erreichen konnte. »Ja«, knurrte er, ergriff die Frau an den Oberarmen und schob sie gegen die Wand.
    »Wartet!«, schrie Isabel auf, entsetzt über seine Reaktion und bestürzt darüber, wie schnell er aus tiefem Schlaf erwachen konnte. »Simon, ich bin es!« Sie hatte die Kerze fallen lassen, als er sie packte, aber zuvor hatte sie noch gesehen, dass er nackt war, ein weiterer beängstigender Schock. »Ich bin es, Isabel.« Er hielt sie an die Wand gedrückt, stand so nahe bei ihr, dass sie spüren konnte, wie ihr Körper den seinen bei jedem Atemzug, den sie tat, streifte. »Erinnert Ihr Euch nicht?«
    »Isabel …« Ihr Atem duftete süß. Ihr Mund war so nahe, dass er ihn schmecken konnte, und ihr Herz schlug vorzüglich. Er hatte noch nie ein solch starkes, kleines Herz gehört. Aber sie sprach zu ihm, sagte etwas, das eine Bedeutung haben sollte … Isabel. Sie sagte, ihr Name sei Isabel. Er rang darum, einen Teil seines wachen, noch menschlichen Verstandes zurückzuerlangen, sich daran zu erinnern, wer sie war und warum er sie nicht verletzen sollte, aber der Dämon in ihm war hungrig. Ihn kümmerte nur ihr Blut. Er hatte geschlafen, sicher in seinem Schlupfwinkel, und sie war freiwillig zu ihm gekommen, hatte ihn ungebeten berührt. Sie musste gewiss Beute sein.
    »Ja, Isabel, Sir Gabriels Tochter – Eure Cousine, Ihr Dummkopf.« Sie war noch keinem Mann jemals zuvor so nahe gewesen, und erst recht keinem nackten Mann, und plötzlich kam es ihr in den Sinn, dass sie keine Ahnung hatte, wer er war. Sie befanden sich zwei vollständige Stockwerke unter dem Schloss – selbst wenn sie schrie,

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