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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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haben Sie sich dafür die Schuld gegeben. Vielleicht war es Ihre Schuld.« Der Psychiater hielt inne. »Es ist nur eine Möglichkeit«, fügte er hinzu. »Wer weiß?« Er hielt erneut inne. »Morgen versuchen wir es erneut.«
    Nach dem Abendessen schlenderte Duran eine Weile über die Flure und telefonierte mit Adrienne. Dann setzte er sich mit einer Segelzeitschrift hin, die Shaw ihn gegeben hatte. Es war merkwürdig. Die Schönheit der Boote war ein Genuss, aber hin und wieder fiel sein Blick auf irgendetwas im Hintergrund — den Ausschnitt einer Landschaft oder eine Gestalt, die sich weit gegen den Wind lehnte —, und es war, als würde die Sonne hinter einer Wolke verschwinden. Er spürte, wie ihn ein dumpfes, angstvolles Gefühl überkam, und ...
    Er warf die Zeitschrift beiseite und schaltete den Fernseher ein.
    Nachdem sie lange im kalten Park gejoggt war, kam Adrienne erfrischt aus der Dusche, trocknete sich ab und zog sich an. In der kleinen Kochecke neben der Tür machte sie sich eine Tasse Kaffee. Sie ging zum Schreibtisch am Fenster und schaute nach draußen auf ein Bauloch. Schließlich trank sie von ihrem Kaffee und fing an, die Post ihrer Schwester durchzusehen.
    Sie hatte sie fast vergessen. Mit einem dicken Gummiband verschnürt, hatten die Briefe tagelang auf dem Rücksitz des Dodge gelegen. Jetzt wurde es Zeit, sich ihnen zu stellen.
    Der erste Umschlag, den sie öffnete, war von der Bank. Er enthielt Kopien von Nikkis Kontoauszügen und Schecks, die sich als weniger interessant erwiesen, als Adrienne gehofft hatte. Nikki lebte von 4500 Dollar im Monat — plus oder minus 500 Dollar, je nachdem. Ab und an, alle paar Monate, hatte sie eine weitere Summe erhalten, ebenfalls per Überweisung: zum Beispiel noch im September dreitausend Dollar und im Februar fast achttausend. Im. Auszug war nicht vermerkt, woher das Geld kam, weshalb Adrienne auf dem Briefpapier vom Mayflower notierte: Überweisung — woher?
    Sie wollte es nur noch einmal verifizieren, da sie recht sicher zu wissen meinte, woher das Geld kam: aus der Abfindung, die die Riedles ihrer Schwester gezahlt hatten. Bonilla hatte eine Bank auf den Kanalinseln erwähnt. Er hatte auch gesagt, er würde ihr im Einzelnen faxen, welche Summen die Bank auf Nikkis Konto in den Staaten überwiesen hatte. Das Konto in Europa war in jedem Fall ein Schlüssel zu Nikkis Vergangenheit — und auch zu Durans.
    Leider war Bonilla nicht mehr dazu gekommen, sein Versprechen zu erfüllen.
    Adrienne notierte: Anfrage bei Riggs.
    Die Schecks waren mehr oder weniger eindeutig. Miete und Strom, Gas und Wasser beliefen sich auf über zweitausend Dollar. Durans Honorare machten einen weiteren großen Batzen aus. Zahlungen an Visa und Schecks für Harlow's, Nikkis Friseursalon.
    So viel zu den Schecks.
    Der nächste Umschlag war von der Chevy Chase Bank, die Nikkis Visa-Card ausgestellt hatte. Neugierig überflog sie die Posten, versuchte, aus ihnen schlau zu werden —was nicht schwer war. Marvellous Market: $ 19,37. Safeway: $ 61,53. America Online: $ 19,95. Amtrak: $ 189,60. Blockhuster —
    Moment!
    Die Amtrak-Buchung gab keinen Aufschluss darüber, wohin sie mit dem Zug gefahren war, aber das ging aus den nachfolgenden Belastungen hervor: Hertz (Orlando): $ 653,69. La Resort in Longboat Key: $ 1084,06. Tommy Bahama's @ St. Armand's Circle: $ 72,91. Moe's Stone Grab: $ 18,94. Sie sah sich die Daten genauer an.

    Conch House Restaurant:       
08.10. $ 21,03

     Sarasota-Sonnenbrille:           09.10. $ 226,05
    Sämtliche Ausgaben in Florida, das heißt, die Ausgaben, die allem Anschein nach in Florida erfolgt waren, fielen in denselben Zeitraum, vom 7. Oktober bis 12. Oktober. Rund ein bis zwei Wochen vor Nikkis Tod.
    Was Sinn ergab. Für diesen Zeitraum hatte Nikki Jacko in der Hundepension untergebracht. Sie erinnerte sich vage, dass Duran ihr erzählt hatte, ihre Schwester hätte etwa eine Woche vor ihrem Selbstmord einen Termin bei ihm versäumt, und als er sie dann das letzte Mal sah, war sie sonnengebräunt. Und nicht bloß gebräunt, sie hatte gesagt, sie wäre am Strand gewesen. Irgendeinem Strand. Einem Strand, an dessen Namen ihre Schwester sich nicht erinnern konnte oder den sie nicht sagen wollte.
    Aber da stand es: Longboat Key. Wo war das?
    Adrienne war inzwischen ganz aufgeregt, aber auch frustriert, weil Nikkis Laptop mit dem Haus in Bethany Beach in Flammen aufgegangen war. Wenn sie einen Computer hätte, könnte sie es im Internet

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