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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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zu schaffen.« Er wand sich im Sessel. »Sie tun was in mich rein.« »Was, Henrik? Was tun sie in dich hinein?«
    Der Holländer zuckte zusammen. »Den Wurm.«
    Duran lehnte sich zurück und lächelte. Und dann, in einem jener Augenblicke, die er in letzter Zeit öfter erlebte, ertappte er sich selbst dabei. Er verstand nicht, warum er diesen Wurm in de Groots Wahnvorstellungen irgendwie vergnüglich fand. Es müsste ihm eigentlich gleichgültig sein. Er dürfte keinerlei Beteiligung empfinden.
    Und hinter dem Gedanken — hinter der Vorstellung, dass er vielleicht keine professionelle Distanz zu seinem Klienten bewahrte — lauerte ein anderer, noch hinterhältigerer Gedanke. Nämlich dass er das alles schon einmal in >Akte X< gesehen hatte.
    Henrik rutschte unbehaglich in seinem Sessel hin und her, verzog das Gesicht, aber nur leicht, wie die meisten Menschen in Trance.
    »Wer tut dir das an, Henrik?«, fragte Duran. »Wer ist dafür verantwortlich -«
    In diesem Moment horte Duran den Türsummer. Und de Groot hörte ihn auch, denn er erstarrte plötzlich und seine Augen weiteten sich vor Angst.
    »Sie sind da!«, flüsterte er. »Hier!«
    Es klingelte weiter, erst lang und krächzend, dann mehrmals kurz und abgehackt. Duran brauchte eine Sekunde, um de Groot zu beruhigen, und inzwischen hatte das Geräusch aufgehört. Die Stimmung war jedoch zerstört, und obwohl es noch ein wenig früh war, holte er den Holländer aus seiner Trance. Dann klingelte es an der Wohnungstür, eine hartnäckige Serie von schrillen Gongs.
    »Verdammt«, knurrte Duran und sprang auf. Wehe, wenn das kein Notfall ist ...
    Sekunden später stand er an der Tür und spähte durch den Spion - und er hätte schworen können, dass es Nico war, von der er seit einer Woche weder etwas gesehen noch gehört hatte. Fast reflexartig öffnete er die Tür, und vor ihm stand eine junge Frau, die doch nicht Nico war, sondern nur große Ähnlichkeit mit ihr hatte - das aschblonde Haar war dunkler als Nicos platinblonde Mähne. Wer immer sie auch war, sie war in einem höchst erregten Zustand, fast wütend, und sie erschreckte Duran damit, dass sie ihn mit beiden Händen so unvermittelt zurückstieß, dass er stolperte und fast gefallen wäre.
    »Sie Scheißkerl!«, schrie sie und ging wieder auf ihn los. »Sie haben sie umgebracht!« Sie schubste ihn mit erstaunlicher Kraft, und er ging rückwärts auf seinen Sitzungsraum zu. Instinktiv hob er die Hände, als wolle er signalisieren, dass er sich friedlich ergeben würde. »Moment mal! Wovon reden Sie eigentlich?«, fragte er.
    Sie blieb stehen und funkelte ihn an, dann drehte sie den Kopf weg, als wolle sie ihren Zorn unter Kontrolle bekommen. Duran sah, wie sich ihre Brust vor Erregung hob und senkte, während sie auf die Wand mit seinen eingerahmten Diplomen starrte. Schließlich wandte sie sich ihm wieder zu, und er sah, dass ihre Wut sich kein bisschen gelegt hatte.
    »Nikki!« Sie schleuderte ihm den Namen entgegen.
    »Sie meinen ... Nico?«
    »Nikki, Nico — egal, wie Sie sie genannt haben! «
    »Wo ist sie?«, fragte Duran. »Ich habe sie nicht mehr gesehen seit — wer sind Sie überhaupt?«
    Die Frage schien sie fuchsteufelswild zu machen. »Ich werd Ihnen sagen, wer ich bin! Ich bin ihre Schwester. Und ich sorge dafür, dass Sie Ihre Zulassung verlieren, Sie verdammter Quacksalber!«
    Die Feindseligkeit der Frau war wie ein Blitz, der ihm das Gesicht verbrannte. Ihr Hass und das, was sie gesagt hatte, machten ihn benommen.
    »Ihre Schwester?«, wiederholte er, was selbst in seinen Ohren dumm klang.
    »Adrienne.«
    Nicos Stimme war plötzlich wieder da: »Adrienne war erst fünf.« Und schlagartig war Duran milder gestimmt. Er hatte zwar nie geglaubt, dass Nicos satanische Missbrauchsgeschichten auf Tatsachen beruhten. Er war aber überzeugt, dass sie auf irgendeine Weise missbraucht worden war. Und wenn ein Kind in einer Familie missbraucht wurde, dann kamen die anderen selten unbeschadet davon. Jedenfalls hatte die Frau vor ihm viel Schlimmes erlebt: der unbekannte Vater, die drogenabhängige Mutter, die brutale Mühle der sozialen Institutionen und Heime. »Hören Sie«, sagte er und streckte ihr eine Hand hin. »Nico hat mir erzählt, was Sie durchgemacht haben«, sagte er.
    »Sie hat Ihnen gar nichts erzählt! Sie haben es ihr eingeredet. Und es ist ausgemachter Schwachsinn! « Adrienne schnappte angewidert nach Luft, schüttelte den Kopf, machte auf dem Absatz kehrt und marschierte zur

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