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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John F. Case
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Connecticut Avenue und fuhr am Zoo vorbei. Eine blutrote Neonlichtpfütze blinkte in der Dunkelheit vor der Monkey Bar. Duran rutschte unruhig auf dem Sitz hin und her und wandte den Blick ab.
    Es gab eine Erinnerung, die er nicht an die Oberfläche kommen lassen wollte, die er sich unter keinen Umständen ins Gedächtnis rufen wollte. Es war ein Bild, bei dem sich ihm der Magen umdrehte, ein Tableau aus ockerfarbenen Wänden, ein unterirdisches Schlachthaus. Geronnenes Blut klebte an der verzierten Kante, wo Wand und Decke zusammentrafen. Es war überall, das Blut. Dick und verklebt, in Pfützen auf dem Boden und an seinen Schuhen.
    »Alles okay?«
    Er hatte wohl aufgestöhnt, denn der Fahrer betrachtete ihn im Rückspiegel mit sorgenvoll gerunzelter Stirn.
    Duran nickte. »Ja«, sagte er. »Ich — ich hab bloß Zahnschmerzen.«
    Der Fahrer grinste, als er vor dem überdachten Eingang von Durans Apartmenthaus hielt. »Ich hab schon gedacht, ein Loa hat Sie«, sagte er lachend.
    Duran lächelte und schüttelte den Kopf. Er gab dem Fahrer zwanzig Dollar, öffnete die Tür und wollte aussteigen. Über ihm trommelte der Regen aufs Autodach, ein plötzlicher Guss.
    »Warten Sie lieber noch, mein Freund«, sagte der Fahrer mit besorgter Stimme. »Bleiben Sie sitzen. Sie werden ja sonst klatschnass.«
    Duran dankte ihm, stieg aber trotzdem aus, und genau wie der Fahrer prophezeit hatte, war er in Sekundenschnelle nass bis auf die Haut. Das störte ihn aber nicht. Der Regen und die Kälte lenkten ihn von dem ockerfarbenen Raum ab. Und das war ein Segen.
    Nachdem er eine Weile im Regen stehen geblieben war, betrat er die aseptische Lobby des Gebäudes. Sie war still und menschenleer. Wie schön, endlich wieder daheim, dachte er sarkastisch. In Wahrheit empfand er keinerlei Verbindung zu diesem Ort. Er fühlte sich wie in einem edlen Hotel oder in der Wohnung eines Bekannten, der übers Wochenende weggefahren war. Es war komfortabel, zugegeben, aber es hatte nichts mit ihm zu tun.
    Fünf Minuten später stand er unter der dampfenden Dusche. Es war ihm besser gegangen, sobald er die Wohnung betreten hatte, aber er fühlte sich erst gut - richtig gut -, nachdem er sich abgetrocknet hatte und mit der Fernbedienung in der Hand auf der Couch vor dem Fernseher saß.

17

               
               A ce Johnsons Aussage verzögerte sich um Stunden, weil die erste Anwältin der Gegenseite wegen schlechten Wetters auf dem LaGuardia-Airport festsaß. Sie hätten den Termin nur auf die folgende Woche verschieben können, da Slough am nächsten Morgen verreiste und Johnson am Montag eine Leistenbruchoperation hatte, aber die Zeit drängte.
    Um Viertel nach vier konnten sie schließlich anfangen, und als sie abends um kurz vor neun fertig waren, war allen Beteiligten die Erschöpfung anzusehen.
    Zwar war es einigermaßen gut gelaufen (aus Sicht des Mandanten), doch Adrienne hatte sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Im Gegenteil. Ihre Rolle hatte im Großen und Ganzen darin bestanden, Curtis Slough zuzuarbeiten, worin sie jedoch mehr oder weniger versagt hatte. Sie hatte ein Memo verlegt, das ihr Boss verwenden wollte, und kurz darauf hatte er sie wegen Tagträumerei während der Aussage ihres eigenen Zeugen zurechtgewiesen.
    Tagträumerei war Sloughs Ausdruck gewesen. Tatsächlich hatte sie an Durans Panikattacke vom Vortag gedacht. Fast wäre sie selbst in Panik geraten, als sie ihn so sah, und der Gedanke, sie könnte die Ursache für seine Beklemmungen sein, hatte sie verstört. Doch vielleicht hatte Bonilla ja Recht. Vielleicht hatte Duran das nur gespielt. Vielleicht war Duran ein Wolf im Schafspelz, ein Psychopath wie ...
    Ted Bundy. Ted Bundy war auch ein gut aussehender Mann gewesen. Und hatte er sich nicht falschen Gips über den Arm gestülpt, damit er Leute um Hilfe bitten konnte? Hatte er sie nicht so angelockt - mit seiner Bedürftigkeit? Es machte die Opfer arglos, wenn das Raubtier eher verletzlich als gefährlich aussah.
    Sie wollte am liebsten nach Hause, sich im Bett zusammenrollen und schlafen, aber Slough machte ein Angebot, das sie nicht ablehnen konnte. »Gehen wir was essen«, sagte er zu ihr. »Es war ein verdammt anstrengender Tag.«
    »Ich fand, Johnson hat sich ganz gut gehalten«, schwärmte Slough.
    Adrienne zuckte die Achseln. »Er musste sich doch nur daran erinnern, dass er sich nicht erinnern kann. Eigentlich nicht so schwer.«
    Slough schmunzelte. »Trotzdem ... « Er lehnte sich zurück

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