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Gefahrliches Vermachtnis

Gefahrliches Vermachtnis

Titel: Gefahrliches Vermachtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richards Emilie
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sich selbst als seine Mäzenin.“
    „Und was bist du, Schätzchen?“
    „Ich bin die Närrin, die ihn liebt.“ Sie weinte nicht, obwohl sie schon tausend Tränen vergossen hatte und vermutlich noch vergießen würde. „Weißt du, was das Schlimmste ist? Ich glaube, er liebt mich auch. So weit es ihm möglich ist. Aber er verwechselt Dinge, über die er nicht einmal sprechen würde.“
    „Viele schwarze Männer haben Sorgen, über die sie nicht sprechen wollen“, sagte Clarence. „Viele von uns.“
    „Er erzählt Geschichten aus seiner Kindheit, die nicht zusammenpassen. Mal ist er der Sohn eines Pächters aus Georgia, und dann erzählt er, dass er sah, wie sein Vater in South Carolina gelyncht wurde, weil er ein Auge auf eine weiße Frau geworfen hatte. Ich glaube nicht, dass er weiß, welche Geschichte wahr ist. Ich habe sein Gedicht gelesen, an dem er seit dem Sommer arbeitet. Ich fand seinen Schreibtischschlüssel und hab es mir angesehen. Und er wird es niemals verkaufen können, weil es so voller Wut ist. So voller …“ Sie war nicht in der Lage weiterzusprechen.
    Clarence kam zu ihr, um sie in die Arme zu nehmen. Er roch nach billigem Tabak und Strohrum und zum ersten Mal seit einem Monat fühlte sie sich getröstet. „Es ist schon gut. Eswird alles gut werden.“
    „Kann ich nach Hause kommen, Clarence?“
    „Du hast doch den Schlüssel, oder? Er passt hoffentlich noch immer ins Schloss.“
    Ihr Lachen klang mitleiderregend.
    „Solange ich lebe, kannst du immer nach Hause kommen.“
    „Es tut mir so leid.“ Tränen liefen ihr über die Wangen. „Es muss dir nicht leidtun. Du bekommst ein Baby, und du wirst es großziehen, wie ich dich großgezogen habe. So wie dein Daddy es versucht hat. Es ist nicht schlimm, ein Baby zu haben, aber es ist schlimm, es nicht zu lieben. Du liebst es bestimmt.“
    Sie umarmte Clarence und hoffte, dass ihr Kind nicht die Wut seines Vaters erbte.
    Nicky erzählte es Gerard erst anderthalb Wochen später in einem sorgfältig ausgesuchten Augenblick. Sein Benehmen war neuerdings unberechenbar wie das Wetter. Sie war nicht in der Lage, vorauszuahnen, welchem Gerard sie begegnen würde. Dem Mann, in den sie sich verliebt hatte und den sie immer noch liebte, diesen freundlichen und beflissenen, zärtlichen Liebhaber, der ihr das Gefühl gab, lebendig zu sein. Oder dem anderen Gerard, der sie wegen ihrer Hautfarbe verhöhnte. Dieser Gerard schaffte es, sie alleine mit Blicken und zusammengekniffenem Mund irgendwelcher Vergehen gegen ihre Rasse anzuklagen.
    Sie nahm sich Zeit und wartete, bis sein besseres Ich zum Vorschein kam. Sie wollte es ihm nicht sagen, nachdem sie miteinander geschlafen hatten, aber eben auch nicht, wenn die nächste Welle der Wut über ihm zusammenschlug.
    Deshalb wartete sie bis nach einem der seltenen gemeinsamen Abendessen zu Hause. Gerard hatte gelächelt und ihr Komplimente wegen ihrer Kochkünste gemacht. Er war die letzten drei Nächte bei ihr geblieben. Sie wusste, dass Cloudy über Weihnachten nach Spanien gefahren war. Sie waren alleine. Niemand konnte sie stören.
    Sie brachte ihm Kaffee mit Brandy und beobachtete, wie er daran nippte. Draußen fiel Schnee und in der kleinen Wohnung brannte Feuer im Kamin. Es war eine so gemütliche Atmosphäre, dass man beinahe hätte glauben können, alles sei in Ordnung. Aber in der Zeit mit Gerard hatte sie gelernt, sich nicht täuschen zu lassen. Sie hatte ihre Koffer gepackt, um zu Clarence zurückzugehen.
    Nicky setzte sich in die Ecke eines Sessels und betrachtete ihn. „Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich gerne mit dir reden.“
    „Ich möchte auch mit dir reden.“
    „Ich bekomme ein Baby.“
    Er nippte an seinem Kaffee, ohne sie anzusehen.
    „Es war keine Absicht“, fuhr sie fort. „Aber es ist passiert.
    Ich ziehe wieder zu Clarence. Er wird mir helfen.“
    „Ich verlasse Paris.“ Er sprach, als ob er sie nicht gehört hätte. Sie redete sich ein, dass sein Desinteresse besser war als eine Szene.
    „Oh, tatsächlich.“
    „Ja. Ich werde mit … Freunden verreisen. Paris hat mir nichts zu bieten. Jeder denkt, dass man hier gut arbeiten kann. Sie sitzen in ihren Cafés und tun so, als ob sie alles über Literatur wüssten, dabei wissen sie überhaupt nichts.“
    Sie erkannte, dass dies der Beginn einer seiner Tiraden war, und versuchte, ihn davon abzuhalten. „Du musst tun, was du für richtig hältst. Ich muss dasselbe tun.“
    „Du hast es nie begriffen, oder?“
    „Was

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