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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
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ein wenig fortgeschrittener als unsere, nicht wahr? Wenn sie Schaumstrukturen in dieser Größenordnung modellieren oder programmieren konnten.«
    »Vielleicht auch nicht.« Ich tastete mich an die Öffnung zu dieser Idee heran und befühlte die Origamikanten. »Hier würde die exakte Struktur keine Rolle spielen. Was immer dabei herauskäme, wäre in Ordnung. Dann müsste man nur den Raum mit dem ausfüllen, was man braucht. Antrieb, Lebenserhaltung, Waffen, was auch immer…«
    »Waffen?« Sie sah mich mit einem seltsamen Ausdruck an. »Muss es zwangsläufig ein Kriegsschiff sein?«
    »Nein, es war nur ein Beispiel. Aber…«
    »Hier ist etwas«, meldete Sun über Kom. »So eine Art Baum oder…«
    Was dann geschah, war schwer zu beschreiben.
    Ich hörte, wie sich das Geräusch näherte.
    Einen Sekundenbruchteil vorher wusste ich mit absoluter Gewissheit, dass ich es hören würde – das leise Klingeln, das aus der Blase floss, die Sun gerade erkundete. Dieses Wissen war eine solide Empfindung, wie ein Echo, das rückwärts durch den langsamen Zerfall der vergehenden Zeit geworfen wurde. Falls es meine Envoy-Intuition war, arbeitete sie mit einer Effizienz, die ich bisher nur aus Träumen kannte.
    »Eine Singzinne«, sagte Wardani.
    Ich hörte auf das verhallende Echo, das wie eine Umkehrung des hellseherischen Erschauderns war, das ich kurz zuvor erlebt hatte, und plötzlich wünschte ich mir, wieder auf der anderen Seite des Tores zu sein, wo ich es mit den greifbaren Gefahren der Nanobensysteme und des Fallouts von Sauberville zu tun hätte.
    Kirschen und Senf. Ein unbeschreibliches Gemisch aus Düften folgte den Lauten. Jiang hob seine Sunjet.
    Sutjiadis normalerweise unbewegliche Gesichtszüge zerknitterten.
    »Was ist das?«
    »Eine Singzinne«, sagte ich mit einer Selbstverständlichkeit, die mein Unbehagen vertuschen sollte. »Eine Art marsianische Zimmerpflanze.«
    Einmal hatte ich eine gesehen, auf der Erde. Aus dem Grundgestein des Mars ausgegraben, in dem sie in den vergangenen Jahrtausenden herangewachsen war, bis sie als Kunstobjekt im Haus eines reichen Mannes gelandet war. Sie sang immer noch, wenn sie berührt wurde, und sei es nur durch einen Windhauch, und immer noch gab sie das Kirschen-Senf-Aroma ab. Sie war weder lebendig noch tot, nichts, was sich in einer Schublade der menschlichen Wissenschaft kategorisieren ließ.
    »Wie ist sie befestigt?«, wollte Wardani wissen.
    »Sie wächst aus der Wand«, lautete Suns Antwort, die von einer inzwischen vertrauten Ehrfurcht gefärbt war. »Wie eine Art Koralle…«
    Wardani trat zurück, um Anlauf nehmen zu können, und griff nach den Kontrollen ihres Gravgeschirrs. Das Summen der Energieentfaltung stach durch die Luft.
    »Ich komme nach oben.«
    »Einen Augenblick noch, Madame Wardani.« Hand glitt heran, um ihr den Weg abzuschneiden. »Sun, gibt es da oben einen Weg hinein?«
    »Nein. Die Blase ist vollständig geschlossen.«
    »Dann kommen Sie zurück.« Er hob die Hand, um Wardani zurückzuhalten. »Dafür haben wir keine Zeit. Später können Sie gerne zurückkommen, wenn Sun die Boje repariert. Zunächst müssen wir eine sichere Position finden.«
    Der Ansatz eines aufsässigen Ausdrucks zeigte sich auf dem Gesicht der Archäologin, aber sie war zu müde, um sich zusammenzureißen. Sie schaltete den Grav wieder aus – das ersterbende Summen maschineller Enttäuschung – und wandte sich ab. Sie murmelte etwas Unterdrücktes, das über ihre Schulter zurücktrieb, fast so schwach wie der Duft von Kirschen und Senf von oben. Sie stapfte vom Mandrake-Mitarbeiter weg zum Ausgang. Jiang, der ihr im Weg stand, zögerte einen Moment, dann ließ er sie vorbei.
    Ich seufzte.
    »Gut gemacht, Hand. Für uns ist sie das, was einer einheimischen Reiseführerin am nächsten kommt.« Ich deutete auf die Umgebung. »Und Sie haben nichts Besseres im Sinn, als ihr die Laune zu verderben. Haben Sie das gelernt, als Sie Ihren Doktor in Konfliktinvestment gemacht haben? Wie man die Experten möglichst effektiv auf die Palme bringt?«
    »Nein«, sagte er in ruhigem Tonfall. »Aber ich habe gelernt, dass man keine Zeit vergeuden sollte.«
    »Richtig.« Ich folgte Wardani und holte sie im Korridor ein, der von der Kammer wegführte. »Warten Sie, Wardani! Beruhigen Sie sich bitte. Der Typ ist ein Arschloch. Was haben Sie vor?«
    »Ein beschissener Schacherer.«
    »Ja, sicher, das auch. Aber er ist der Grund, warum wir überhaupt hier sind. Man sollte die merkantile

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