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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
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hat nicht genügend Personal oder Zeit zur Verfügung, um ein Objekt von über fünfzig Kilometern Länge zu besetzen.«
    »Nein«, sagte Sutjiadi. »Aber er wird ein Wachteam zurücklassen.«
    Ich machte eine ungeduldige Geste. »Dann werden wir die Leute töten.«
    »Und ich bezweifle nicht, dass ein zweites Kommando auf der anderen Seite des Tores bereitsteht«, sagte Deprez düster.
    »Und? Mein Gott, Luc! Sie haben sich mit so was Ihren Lebensunterhalt verdient, nicht wahr?«
    Der Assassine bat mich mit einem Lächeln um Verzeihung. »Ja, Takeshi. Aber wir alle sind schwer krank. Und wir haben es hier mit Wedge-Leuten zu tun. Vielleicht zwanzig Männer hier und noch einmal so viele auf der anderen Seite.«
    »Ich glaube nicht, dass wir wirklich…« Der Boden wurde von einem plötzlichen Beben geschüttelt, das Hand und Wardani fast umgeworfen hätte. Die anderen glichen es mit kampfkonditionierter Gelassenheit aus, aber trotzdem…
    Ein Stöhnen drang aus den Fasern der Schiffshülle. Die Singzinnen auf der anderen Seite der Plattform schienen am unteren Rand der Hörbarkeitsschwelle ihr Mitgefühl auszudrücken.
    Ein unbestimmtes Unbehagen durchströmte mich. Etwas stimmte nicht.
    Ich blickte zu den Bildschirmen hinauf und beobachtete, wie die nächste Angriffswelle durch die Verteidigung ausgelöscht wurde. Nur dass diesmal alles etwas näher stattzufinden schien.
    »Und Sie alle haben beschlossen, dass es hier für uns sicher ist, richtig?«
    »Wir haben nur eins und eins zusammengezählt, Kovacs.« Vongsavath schloss mit einem Seitenblick Sun und Wardani ein. Die Systemexpertin verneigte den Kopf. Die Archäologin starrte nur Löcher in mich hinein. »Wie es aussieht, stattet unser Freund da draußen uns alle zwölfhundert Jahre einen Besuch ab. Und wenn man die Datierung der meisten Ruinen auf Sanction IV zugrunde legt, bedeutet das, dass dieser Kampf schon etwa hundertmal stattgefunden hat, und jedes Mal ohne Ergebnis.«
    Trotzdem das ungute Gefühl. Die Envoy-Sinne, die bis zum Limit hochgedreht waren und etwas spürten, das nicht stimmte, etwas, das so falsch war, dass ich beinahe den Brandgeruch wahrnehmen konnte.
    … schluchzende Trägerwelle…
    … Singzinnen…
    … Verlangsamung der Zeit…
    Ich starrte auf die Bildschirme.
    Wir müssen hier raus.
    »Kovacs?«
    »Wir müssen hier…«
    Ich spürte, wie sich die Worte zwischen trockenen Lippen hindurchwanden, als würde jemand anderer den Sleeve gegen meinen Willen benutzen. Dann hörten sie abrupt auf.
    Vom Angreifer kam schließlich der wahre Angriff.
    Er brach durch die vorderen Wände des Schiffs wie etwas Lebendes. Ein amorpher, ungestümer schwarzer Klumpen wurde auf uns gespuckt wie geronnener Hass. Auf den sekundären Bildschirmen konnte man sehen, wie er in der näheren Umgebung das Gefüge des Raumes aufriss und im Fahrwasser eine Spur aus aufgewühlter Realität hinterließ. Es war nicht schwer zu erraten, womit wir es zu tun hatten.
    Hyperraumwaffen.
    Experia-Fantasy. Und der schauderhafte feuchte Traum jedes Schiffskommandanten des Protektorats.
    Das Schiff, das marsianische Schiff- und erst jetzt erfasste ich mit instinktiver Envoy-Erkenntnis, dass das andere nicht marsianisch war, völlig andersartig aussah – pulsierte auf eine Weise, die Übelkeit in meinen Eingeweiden erzeugte und meine Zähne vibrieren ließ. Ich taumelte und ging in die Knie.
    Etwas erbrach sich in den Raum unmittelbar vor dem Angreifer. Etwas kochte und dehnte sich und riss auf, in einer nur unbestimmt wahrnehmbaren Explosion. Ich spürte einen Rückschlag durch die Hülle des Schiffes zittern, eine Unruhe, die viel tiefer ging als eine Erschütterung des Realraums.
    Auf dem Bildschirm zerschellte der dunkle Körper und schleuderte seltsam klebrig wirkende Partikel aus seiner Masse in die Umgebung. Ich sah, wie außen der Schild fluoreszierte, flackerte und wie eine ausgeblasene Kerzenflamme erlosch.
    Das Schiff schrie.
    Es ließ sich nicht anders beschreiben. Es war ein wogender, modulierter Schrei, der direkt aus der Luft um uns herum zu kommen schien. Es war ein so gewaltiger Lärm, dass im Vergleich dazu das Kreischen der Ultravib-Batterie der Nagini beinahe erträglich schien. Doch während der Ultravib auf mein Gehör eingeschlagen hatte, glitt dieses Geräusch mühelos wie ein Laserskalpell hindurch. Ich hob instinktiv die Hände, aber ich wusste im selben Moment, dass es nichts nützen würde, sich die Ohren zuzuhalten.
    Ich tat es trotzdem.
    Der

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