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Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Titel: Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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umfunktionierten. Meine Mutter stellte uns aus hellen und dunklen Knöpfen die nötigen Spielfiguren zusammen, und dann spielten wir Mühle. Der Vater saß geduldig auf seinem Schemel und zeigte uns die Spielzüge. Als ich zum ersten Mal durch Zufall eine Mühle zusammenbrachte, riss ich jubelnd die Arme hoch, schnappte meinem Vater einen Knopf weg, und er lachte zahnlos. »Sind doch Kinder«, sagte er zu meiner Mutter Karoline, die am Herd stand.
    An diesem Samstag kaufte sich der Vater kein Bier, sondern meiner Schwester und mir am Sonntag nach der Messe je eine Kugel Eis. Es war das erste Eis meines Lebens.

5
    »Na, wie war die Wanderung?«
    Erwartungsvoll hielt ich der Gruppe, die gerade durchgefroren über den Garten hereinkam, die große Tür des Wintergartens auf. Natürlich hatte ich wieder rauchend in meinem Glaskasten gehockt und die Minuten gezählt, bis es endlich Mittagszeit war.
    Mein Herz begann sofort zu klopfen, als ich Jürgen Bruns sah, der so ziemlich als Letzter eintrudelte. Er schien sich angeregt mit der blassen blonden Angelika, einer eher stillen Mitpatientin zu unterhalten, die fürchterlichen Stress mit ihrem Mann hatte. Während dieser Kur wollte sie über eine eventuelle Scheidung nachdenken. Sofort spürte ich einen schmerzhaften Stich.
    »Oh, es war klasse, wir haben einen Schneemann gebaut und eine wilde Schneeballschlacht gemacht.« Lachend klopften sich die Spaziergänger den Matsch von den Schuhen. »Schade, dass du nicht dabei warst, Gerti.«
    »Du wärst erfroren vor Kälte!«
    Der laute Georg konnte es nicht lassen, mich ständig vor den anderen anzubaggern. »Dich hätte ich gern mal eingeseift … « Grinsend verpasste er mir einen Knuf f und ging hän dereib end Richtung Spei sesaal: »Das riecht ja verdammt lecker, was gibt es denn … ?«
    Meine Augen suchten die von Jürgen Bruns, und als er meinen Blick erwiderte, wusste ich, dass ich mir wegen Angelika keine Sorgen zu machen brauchte.
    »Wir haben Sie vermisst«, sagte er leise und streifte wie zufällig meine Schulter, als er sich bückte, um seine Schuhe auszuziehen.
    »Ich Sie auch«, hörte ich mich antworten. Sofort wurde ich wieder rot. Tatsächlich hatte ich in seiner Abwesenheit gefühlte zwanzig Zigaretten geraucht und die Sekunden gezählt, bis er wiederkam.
    »Ich bin schon mal im Speisesaal. Soll ich euch einen Platz frei halten?« Angelika schien auch wieder richtig Appetit zu haben.
    »Ja, warum nicht?« Fragend sah ich Jürgen Bruns an. »Gehen Sie essen?« Ich selbst hatte das eigentlich gar nicht vorgehabt. Ich bekam einfach nichts runter.
    »Also wenn ich neben Ihnen sitzen darf?«
    »Ja, klar, also, ähm … gern!« Ich stammelte wie eine Dreizehnjährige. Was war nur mit mir los? Allein schon beim Gedanken an Schweinefleisch mit Sahnesauce, Kartoffeln und Möhren drehte sich mir der Magen um. Aber man konnte ja mal eine Ausnahme machen.
    »Gibt es hier eine feste Sitzordnung?« Jürgen Bruns lief erwartungsvoll neben mir her.
    »Ja, aber die kann man ändern.«
    »Ich bitte darum. Aber zu meinen Gunsten! Ich gehe nur noch kurz Hände waschen. Und Ihr Weihnachtsgeschenk hole ich dann nach dem Essen ab!«
    Er hatte es also nicht vergessen. Er suchte wirklich nach einem Grund, mich noch mal auf meinem Zimmer zu besuchen!
    Mein Herz tanzte Tango, als ich mich an den Tisch setzte, als hätte ich einen Bärenhunger. Unschuldig schaute ich in die Runde.
    »Du, Gerti, der hat ein Auge auf dich geworfen«, sagte Angelika lächelnd, als sie mir den Brotkorb reichte. »Und gute Manieren hat der! Wahrscheinlich pinkelt der sogar im Sitzen! – Butter?«
    Butter und Sahne haben wir damals auch selbst gemacht, nach dem Krieg. Von der Milch, die unsere Liesel hergab, mussten wir den größten Teil an einer Sammelstelle abliefern. Wer das nicht tat, riskierte Kopf und Kragen. Aus dem bisschen, das wir selbst behalten durften, machte meine Mutter Sahne, und wir mussten ihr dabei wie immer helfen. Das war sogar spannend: Unsere Zentrifuge wurde von Hand bedient. Man drehte an einer Kurbel, und die Milch schlug Blasen, bis dicke klumpige Sahne aus der einen Zentrifugenform quoll und entrahmte Milch aus der anderen. Davon wurde Buttermilch gemacht. Die klebrigen Sahnebrocken sammelte unsere Mutter in einem Steinkrug, der so lange stehen blieb, bis sie angedickt war und Mutter davon Butter machen konnte. Auch das war wieder eine langwierige Kurbelarbeit, und als Butter konnte man das Ergebnis dieser Bemühungen letztlich

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