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Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Titel: Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Verklagen!«
    Genau so hatte sie mich nun zwei Jahre lang behandelt, und dennoch empfand ich keine Genugtuung. Am liebsten hätte ich die Kinder aus dem Laufstall genommen und getröstet.
    »Ich rate Ihnen, mit Ihrer Tochter erst mal zum Arzt zu gehen«, sagte Matthias halbwegs gefasst zu meinem Vater. »Sie ist schon ein paarmal zusammengeklappt.«
    » ICH werde vor Gericht gehen«, tobte mein Vater. »Wenn der Richter das Mädel in diesem Zustand sieht, wandern Sie beide in den Knast!«
    Matthias wurde blass. »Nein, lassen Sie uns das gütlich regeln!«
    Er riss die Tür zum Wohnzimmer auf, schritt zum Schrank und entnahm einem Geheimfach drei Hundertmarkscheine. »Mehr habe ich nicht. Bitte, lassen Sie es gut sein!«
    Er wies mit dem Kinn auf mich, die ich bebend und zitternd auf dem Treppenabsatz hockte. »Nehmen Sie die Kleine, und gehen Sie.«
    »Nein! Sie geht nicht! Und schon gar nicht mit unserem Geld!«, kreischte Margit.
    »Hauen Sie ab!«, zischte Matthias.
    Das ließen wir uns nicht zweimal sagen. Mein Vater zog mich aus dem Haus. Das klägliche Wimmern der Kinder hallte mir noch lange in den Ohren, als wir hastig über das Kopfsteinpflaster davoneilten.
    Erst am Ortsausgangsschild von Gönningen blieb mein Vater stehen. Er legte mir zwei Finger unters Kinn und sah mich forschend an. »Bis nach Reutlingen sind es zwölf Kilometer. Schaffst du die?«
    »Ich glaube schon.« Tapfer biss ich die Zähne zusammen. Was blieb mir auch anderes übrig. Die Aussicht auf die Freiheit war süßer als alles andere.
    »Wir gehen zu Tante Emmi«, keuchte mein Vater neben mir. Arm in Arm schritten wir die Landstraße entlang. Es gab weder einen Bus, noch kam uns ein Auto entgegen, und erst recht überholte uns keines, das wir hätten anhalten können. Wir hätten es auch nie gewagt: Wer hätte uns abgerissenes Pack schon mitgenommen?
    »Wer ist Tante Emmi?«
    »Eine Kriegerwitwe, die bestimmt noch Platz in ihrer Wohnung hat. Eine ganz liebe entfernte Verwandte von mir. Zu der gehen wir jetzt. Wir haben uns solche Sorgen gemacht, Mutter und ich!« Wütend wischte sich Vater eine Träne aus dem Augenwinkel. »Acht Briefe haben wir geschrieben in den zwei Jahren! Auf keinen hast du geantwortet!«
    »Das wusste ich nicht, ehrlich! Ich hätte mich wahnsinnig darüber gefreut. Ich dachte, ihr seid böse auf mich … «
    »Dass diese Hexe dir die Briefe nicht gibt, ist ja wohl der Gipfel der Unverschämtheit!«
    Wütend stapfte er vorwärts, und ich bemühte mich trippelnd, mit ihm Schritt zu halten.
    »Ich wusste ja nicht, dass ihr noch an mich denkt.«
    Plötzlich war ich zutiefst gerührt. Mein Vater liebte mich! Ich war ihm nicht egal! Er hatte mich nicht aufgegeben!
    »So ein Quatsch«, polterte der Vater aufgebracht. »Tag und Nacht haben wir an dich gedacht, jede Sekunde! Du warst dreizehn und hast ausgesehen wie neun, als du mit der Frau mitgefahren bist!«
    »Ihr habt gesagt, ich soll mich nie wieder blicken lassen«, widersprach ich schüchtern. »Wie hätte ich wissen sollen, dass ihr euch Sorgen macht!«
    Plötzlich blieb der Vater stehen. Er packte mich an den Schultern und sah mir eindringlich in die Augen. »Wir werden dir nie wieder Vorwürfe machen. Du bist unser Kind, und wir haben dich lieb.«
    Die letzten Worte stieß er so verzweifelt hervor, dass ihm die Stimme brach. Ich hatte meinen Vater noch nie weinen sehen.
    Reutlingen. Tante Emmi streckte neugierig ihren weißen Haarschopf zum Fenster heraus, als wir erschöpft an ihrer Haustür geklingelt hatten. Das kleine Häuschen duckte sich bescheiden zwischen den großen Mietshäusern.
    »Wer ist da?« Das klang keineswegs böse, sondern freundlich interessiert.
    »Dein entfernter Cousin Gottlieb und seine Tochter Gerti! Aus Glatten!« Die Stimme des Vaters klang so verzweifelt, als hätte er bei Petrus geläutet und Einlass in den Himmel begehrt. Und irgendwie war es auch so. Tante Emmi war nämlich ein Engel.
    »Ah, das ist aber eine nette Überraschung! Moment, ich komme runter!« Kurz darauf hielt die Tante die Tür einladend auf.
    »Zu so später Stunde! Ihr Lieben! Ihr seht ja ganz verhungert aus!«
    Ich konnte es nicht fassen! Sie lächelte! Ihr runzeliges Gesicht glänzte unter einer duftenden Creme, und sie trug einen rosa Frotteemorgenmantel, so etwas Kuscheliges hatte ich noch nie gesehen.
    »Kommt doch mit rauf! Ich habe nicht mehr mit Besuch gerechnet, sonst wäre ich nicht im Nachthemd … « Sie kicherte wie ein Teenager und öffnete uns ihre

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