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Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Titel: Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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weiteren Stich. Fassungslos fuhr er zu mir herum. »Warum hast du unsere Briefe nie beantwortet? Zwei Jahre lang kein einziges Wort!«
    »Briefe?«, stammelte ich, in Erwartung, jede Sekunde geschlagen zu werden. Von wem auch immer. »Welche Briefe?«
    »Wir haben dir immer wieder geschrieben!« Der Vater lehnte sich erschöpft an die offene Küchentür. Ich hatte Angst, er könnte jeden Moment ohnmächtig zusammenbrechen. Die beschwerliche Reise hierher hatte er sicherlich größtenteils zu Fuß gemacht. Ich hätte ihm gern ein Glas Wasser angeboten, traute mich aber nicht.
    »Was fällt Ihnen ein, hier einfach so hereinzuplatzen?«, schrie Margit.
    »Die Briefe!«, keuchte mein Vater und fasste sich ans Herz.
    »Sie hat keine bekommen«, erwiderte die Che fi n scharf. »Sie hätte auch keine Zeit gehabt, zu antworten.« Sie lachte kalt und wirbelte auf ihren hohen Absätzen zu ihm herum. »Und von welchem Geld hätte sie sich wohl eine Briefmarke kaufen sollen?«
    Ich weiß nicht, ob mein Vater ihre höhnischen Worte verstand. Sie bat ihn weder in die gute Stube, noch bot sie ihm einen Stuhl an. Das war eindeutig genug.
    »Gerti«, stieß er hervor. »Wir gehen.«
    »Sie geht NICHT !«, kreischte die Che fi n. »Was fällt Ihnen ein!«
    »Wir GEHEN !«, brüllte mein Vater und nahm meinen Arm. Die Kleinen schrien wie am Spieß. Sie schienen zu spüren, dass sie im Begriff waren, den einzigen Menschen zu verlieren, der sie liebte.
    »Sie hat einen dreijährigen Arbeitsvertrag«, kreischte Margit. »Und davon sind erst zwei Jahre um! Wir haben sie damals aufgenommen, als sie völlig heimatlos um Mitternacht vor der Tür stand! Jetzt hat sie das abzuarbeiten!«
    »Arbeitsvertrag?!« Die Hände meines Vaters krallten sich in meine dürren Arme. »Dann sagen Sie mir mal, was sie verdient!«
    Er konnte sie offenbar doch verstehen. Entweder weil sie so schrie, oder weil er es ihr von den Lippen ablas.
    »Sie hat Kost und Logis«, zeterte Margit mit bebender Stimme. »Das sollte ja wohl reichen für so ein ungeschicktes Ding!« Sie packte meinen anderen Arm und zerrte an mir. »Los, rauf mit dir in deine Kammer! Wasch dich und putz dir die Nase! Wir sprechen uns später!«
    Ich wollte schon hilflos die Stufen hinaufstolpern, als plötzlich Matthias senior in der offenen Haustür stand. Die Nachbarn hatten ihn anscheinend alarmiert.
    »Ich gehe vor Gericht!«, keifte die Che fi n gerade. »Sie können mir doch nicht einfach so meine Arbeitskraft wegnehmen! Wir haben einen Vertrag!«
    Zu meinem grenzenlosen Erstaunen wagte es Matthias, den Mund aufzumachen.
    »Gut, dass Sie gekommen sind«, hörte ich ihn zu meinem Vater sagen. »Nehmen Sie sie mit. Meine Frau hat das arme Ding nur ausgenutzt.«
    »Du Idiot!« Margit schlug mit der flachen Hand auf ihren Mann ein. »Du wagst es, mir in den Rücken zu fallen?«
    Mir sackten die Knie weg. Mein Herz raste, und in meinen Ohren dröhnte es. Ich sank auf eine Treppenstufe und beäugte ängstlich die Erwachsenen, die sich dort im Flur stritten. Das würde in eine fürchterliche Schlägerei ausarten, und ich würde ebenfalls meinen Teil abbekommen. Schließlich ging es um mich. Schon wieder war ich ein Stein des Anstoßes.
    Matthias packte die Fäuste seiner Frau und hielt sie fest wie in einem Schraubstock.
    So hatte ich ihn noch nie erlebt.
    »Vor ein paar Wochen habe ich sie ohnmächtig auf dem Feld gefunden«, brüllte er sein zeterndes Weib an. »Hast du das schon vergessen? Sie hat bis zur Bewusstlosigkeit für dich gearbeitet, und du hast ihr die Brotkruste aus der Hand geschlagen, die sie vom Boden aufgehoben hat!«
    »Weil sie kein Fressen verdient hat!«
    In diesem Moment gab Matthias ihr eine saftige Ohrfeige. Mir blieb der Mund offen stehen. Ich wagte nicht zu atmen. Immerhin zwei Männer waren jetzt offensichtlich auf meiner Seite.
    » Du hast kein Fressen verdient«, brüllte Matthias seine Frau an. Die Che fi n starrte ihn aus hasserfüllten Augen an. »Das wirst du bereuen, du Schlappschwanz!«
    Paff, da hatte sie sofort noch eine Ohrfeige sitzen. »Dass du einen Geliebten hast, weiß der ganze Ort! Und dass du die Kleine deine Arbeit machen lässt, auch! Damit ist jetzt Schluss! DU arbeitest wieder und lässt die Kleine laufen!«
    »Ich denke gar nicht daran! Ich gehe vor Gericht und verklage Sie!« Sie zeigte auf meinen Vater. »Und DICH verklage ich auch! Wegen häuslicher Gewalt!«
    Matthias schubste sie gegen die Klotür. »Jetzt hast du was zum

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