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Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Titel: Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Ende.
    Nun musste ich nur noch eine letzte Formalität erledigen, nämlich die Kosten für den Transport unserer persönlichen Dinge begleichen: Der Container mit unserem Hab und Gut schwamm bereits auf dem Meer. Ein letztes Mal fuhr ich bei der Sparkasse in Reutlingen vor.
    In rosa-weißem Chanel mit Hütchen und passendem Tüchlein betrat ich aufgekratzt Leos ehemalige Zweigstelle und eilte gleich in Richtung Chefbüro.
    Horst Kreutzmann, der schwarzlockige hübsche Kerl, der sie jetzt leitete, kam mir schon entgegengeeilt.
    »Und jetzt geht es also übern großen Teich?«
    Bei diesem launigen Vokabular kam mir der Umzug vor wie eine einzige Urlaubsreise.
    »Dies ist meine letzte Amtshandlung.« Feierlich legte ich Leos Sparbuch auf den Tisch und sagte keck: »Bitte mal eben um zehntausend Mark erleichtern.«
    Horst Kreutzmann räusperte sich, wies mir einen Stuhl zu und sah mich dann mit seinen hinreißend braunen Augen bedauernd an.
    »Frau Wolf, es tut mir leid, aber dieses Sparbuch ist leer.«
    »Sie scherzen!«, sagte ich.
    »Leider nein.«
    Ich schluckte. Komm, Horst Kreutzmann!, dachte ich. Wir haben hier schon Partys gefeiert, dass die Sparkasse gewackelt hat, und meine kalten Platten haben dich schon zu den reizendsten Komplimenten hingerissen. Jetzt nimmst du mich aber auf den Arm!
    »Hat Ihnen denn der werte Gatte … « – Horst Kreutzmann lockerte seine Krawatte – »nicht noch ein anderes Sparbuch dagelassen?«
    »Nein!«, rief ich. »Das hier liegt seit vier Jahren im Safe meiner Schwiegereltern, und es ist ausdrücklich dafür bestimmt, den Transport unserer Möbel nach Südwestafrika zu finanzieren!«
    »Die Summe wurde bereits bei Herrn Wolfs vorletztem Urlaub abgehoben.« Horst Kreutzmann presste die Lippen aufeinander. »In bar.«
    »Von wem?«
    »Von ihm.«
    »Aber … das kann doch gar nicht sein! Ich meine, dann legt er das leere Sparbuch doch nicht wieder in den Tresor und weist mich an, es für unseren Umzug zu verwenden?«
    Ich suchte nach einer Zigarette. Horst Kreutzmann war schneller und steckte sie mir fast zärtlich zwischen die Lippen. Das Feuerzeug klickte. Ich inhalierte panisch.
    »Ich weiß nicht, was er Ihnen gesagt hat … « Horst Kreutzmann steckte sich auch eine an, und seine Finger zitterten dabei. »Vielleicht hat er das Sparbuch verwechselt?«
    »Na gut«, räumte ich hastig ein, »dann zeigen Sie mir doch mal die restlichen Konten, die er hier noch hat.« Mit scheinbarer Gelassenheit lehnte ich mich zurück und schlug lächelnd die Beine übereinander.
    »Meinen Sie vielleicht Konten bei einer anderen Bank?«
    » Andere Bank?«, wiederholte ich wie in Trance. »Leo hatte nur eine Bank, und das war seine Bank, also jetzt Ihre Bank!«
    Horst Kreutzmann stieß einen lauten Seufzer aus, meine schönen schlanken Beine würdigte er keines Blickes.
    »Liebe Frau Wolf, ich kenne mich mit den Gepflogenheiten meines Vorgängers nicht aus und weiß nicht, zu welchen Instituten er noch Geschäftsverbindungen unterhält«, sagte er bedauernd. »Aber hier bei der Reutlinger Sparkasse ist seit neun Monaten kein Pfennig mehr.«
    Mir gefror das Blut in den Adern. »Dann müssen wir wohl oder übel das Haus meiner Schwiegereltern kurzfristig belasten!« Ich schlug die Augen nieder und konzentrierte mich darauf, die Asche in den goldenen Drehaschenbecher abzustreifen. Das durften sie nie erfahren! Sie hatten ohnehin viel wegzustecken und hatten noch gestern bitterlich geweint. Umständlich drückte ich auf den Knopf und ließ die Asche scheppernd im Innern des goldenen Prestigeobjektes verschwinden. Dass Leo vergessen hatte, mir zu sagen, dass er hier sämtliche Konten aufgelöst hatte! Wo hatte er »die Kohle« denn nur hingesteckt? Bestimmt wieder in irgendein Wahnsinns-Wertpapier, das nun das x- oder y-Fache abwarf. Leo hatte nur versäumt, mir zu sagen, welches es war! Und wo ich es finden konnte. Im Safe der Schwiegereltern lag jedenfalls nichts mehr.
    Mir war das gar nicht aufgefallen, denn durch meine Arbeit im Lotto-Geschäft hatte ich ein eigenes Konto. Den Lebensunterhalt für mich und die Kinder bestritt ich seit Jahren selbst. Dafür hatten wir ja mietfreies Wohnen im eigenen Haus. Sicher würde Leo sich wortreich entschuldigen. Ich sah schon vor mir, wie er sich mit der flachen Hand auf die Stirn schlug und rief: »Ich Idiot! Wo habe ich da nur meinen Kopf gehabt!« Am nächsten Morgen würde eine wunderschöne Perlenkette oder eine neue Rolex auf meinem Frühstücksteller

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