Gefangen in der Todesgruft (Cassandra) (German Edition)
Welt schon wieder viel freundlicher aus. Als sie erwachte, tanzten Sonnenstrahlen auf ihrer Bettdecke, und aromatischer Kaffeeduft zog durchs Haus. Eilig schwang sie sich aus dem Bett und machte sich fertig.
Jeans und Sweatshirt waren das Richtige für ihren ersten Urlaubstag auf Killarney Island, entschied sie. Jennifer band ihre blonden Haare gerade zu einem Pferdeschwanz zusammen, als es an die Tür klopfte. Für einen Moment fürchtete sie, dass es die alte verdrehte Rachel sein könnte, doch dann war es Angie, die gut gelaunt ihren Kopf zur Tür hereinsteckte.
"Guten Morgen, Schlafmütze", rief sie von der Tür her, bevor sie ins Zimmer kam. Sie trug ebenfalls Jeans und ein Sweatshirt, als hätte sie sich mit Jennifer abgesprochen.
"Schlafmütze?", wiederholte Jennifer mit einer Haarnadel zwischen den Zähnen. "Ist es schon so spät? Ich habe noch nicht auf die Uhr gesehen."
"Gleich halb zehn", teilte Angie ihr vergnügt mit. "Gerade habe ich unser Frühstück gemacht."
"Ist Rachel denn immer noch beleidigt?", fragte Jennifer mit einer Falte zwischen den Brauen. "Ich meine, es wäre doch sicher ihre Aufgabe ..."
"Rachel macht bis Punkt sieben das Frühstück, und wer bis dahin nicht erscheint, hat Pech gehabt", unterbrach Angie sie. "Richard und Barry waren pünktlich und haben sich schon wieder verzogen, so brauchen wir nicht mit ihnen zu frühstücken. Du brauchst also keine Angst zu haben, dass Rachel durch deine Schuld ihre Pflichten vernachlässigt. Mum will auch gar nicht mehr, dass sie so viel arbeitet."
"Dann bin ich schon beruhigt", sagte Jennifer und befestigte die Haarklammer.
Angie musterte sie aufmerksam. "Wie hast du übrigens geschlafen? Du siehst reichlich blass aus."
"Blass? Das wird sich schon wieder geben, wenn ich an die frische Luft komme. Geschlafen habe ich eigentlich ganz gut, wenn man davon absieht, dass ich mitten in der Nacht hochgeschreckt bin, weil dein Kater auf meinen Bauch geplumpst ist."
"Tristan?" Angie lachte. "So, bei dir war er also. Ich hatte ihn schon vermisst. Wie ist er denn zu dir ins Zimmer gekommen?"
Jennifer zuckte die Schultern. "Keine Ahnung. Plötzlich war er da." Sie wollte noch die schlurfenden Schritte im Korridor erwähnen, ließ es dann aber bleiben. Angie brachte es fertig, mit allen Schlossbewohnern ein sofortiges Verhör anzustellen.
Die beiden Frauen gingen in die Küche hinunter, wo Mrs. Allensford gerade mit dem Abwasch beschäftigt war. Sie wünschten ihr einen guten Morgen und setzten sich dann mit ihrem Frühstück an den Küchentisch.
"Wollt ihr denn nicht lieber im Esszimmer frühstücken?", fragte Lorna mit einem freundlichen Lächeln.
"Das habe ich Jen vorhin auch gefragt, aber wir finden es in der Küche gemütlicher", erklärte Angie.
Lächelnd schenkte ihre Mutter den beiden Tee nach. " Was habt ihr denn heute vor?", erkundigte sie sich.
"Erst werde ich Jennifer das Haus und dann die Insel zeigen", antwortete Angie. "Das Wetter ist so schön, da werden wir heute bestimmt viel draußen sein."
Jennifer und Angie waren gerade mit dem Frühstück fertig, als die alte Rachel hereinkam. Mit einem vernichtenden Blick auf Jennifer ging sie zur Spüle und nahm Mrs. Allensford das Geschirrtuch aus der Hand. Jennifer lief beim Anblick der hageren alten Frau mit den tief liegenden Vogelaugen und dem altmodischen schwarzen Kleid regelrecht ein Schauer über den Rücken.
Die Freundinnen sahen zu, dass sie aus der Küche kamen.
"Okay, dann fangen wir gleich mal hier unten mit der Schlossbesichtigung an", meinte Angie. Sie erzählte, dass Killarney Castle aus dem siebzehnten Jahrhundert stammte und es schon immer im Besitz ihrer Familie mütterlicherseits gewesen war. Jennifer interessierte sich natürlich sehr für die alten Möbel, die in der Halle standen.
Im Erdgeschoss befanden sich außerdem noch eine prachtvoll ausgestattete Bibliothek, ein Arbeitszimmer, Rachels Zimmer und mehrere Wirtschaftsräume. Hinter der Treppe führte eine schwere Eisentür hinunter in ein moderiges Dunkel.
"Die Kellergewölbe von Killarney Castle würde ich an deiner Stelle meiden", empfahl Angie ohne Witz. "Als Kind habe ich mich einmal darin verlaufen. Das war das schlimmste Erlebnis meines Lebens."
Jennifer starrte mit einer Gänsehaut in den Keller hinunter, in den nur wenig Licht von oben fiel.
"Das kann ich mir vorstellen. Ich nehme an, dass er ganz schön groß ist?"
Angie verzog das Gesicht. "Zu groß, Jen. Früher sollen sich die Gewölbe bis
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