Gefangen in der Todesgruft (Cassandra) (German Edition)
zur Schmugglerbucht ausgedehnt haben, doch dann sind Teile eingestürzt und zugemauert worden."
"Schmugglerbucht?", wiederholte Jennifer interessiert. "Das klingt ja recht abenteuerlich."
“Oh ja. Früher ist hier in der Gegend wahnsinnig viel geschmuggelt worden, vor allem Whisky. Ich werde dir die Schmugglerbucht zeigen, aber man kann sie nur mit dem Boot erreichen."
"Habt ihr irgendwelche Sachen unten im Keller?", fragte Jennifer. "Vorräte und so?"
"Nein, nur altes Gerümpel. Seit Rachel kaum mehr Treppen steigen kann, befinden sich die Vorräte in den Vorratskammern neben der Küche, die extra deswegen eingerichtet worden waren."
Angie schloss die Kellertür wieder. "Warum habt ihr eigentlich so eine dicke schwere Eisentür an eurem Keller?", fragte Jennifer verwundert. "Sie sieht auch noch ziemlich neu aus."
Angie zuckte die Schultern. "Mum und ich haben uns auch schon darüber gewundert. Richard und Barry haben sie erst vor ein paar Jahren angebracht, kurz nachdem sie nach Killarney Island kamen. Richard meinte, die Tür sollte verhindern, dass Moderluft und Feuchtigkeit von unten ins Haus heraufzogen. Normalerweise ist sie abgesperrt. Es wundert mich, dass sie heute offen ist."
Seltsam, dachte Jennifer. Hatte es mit dem Keller von Killarney Castle eine besondere Bewandtnis? Bewahrten Richard und Barry Allensford dort unten etwas auf, wovon Lorna und Angie nichts wissen sollten?
Nachdem sie im Erdgeschoss alles besichtigt hatten, stiegen sie die Treppe hinauf. Jennifer studierte die Porträts, die am Treppenaufgang hingen.
"Meine Ahnen", erklärte Angie nicht ohne Stolz. "Sie haben alle mal hier gelebt."
Jennifer lächelte. "Man kann leicht sehen, dass es Verwandte von dir und deiner Mutter sind", sagte sie und deutete auf eines der Ölporträts, das eine hübsche dunkelhaarige Frau zeigte. "Vor allem bei dieser Frau hier. Sie sieht dir unwahrscheinlich ähnlich."
"Das ist meine Großmutter." Angie ging ein paar Stufen hoch und blieb wieder stehen. "Und das ist mein Vater, Sir Graham Wilcott", sagte sie mit einem wehmütigen Lächeln und deutete auf das Porträt eines stattlichen Mannes mit einem markanten, sympathischen Gesicht. "Ich habe ihn sehr geliebt."
Jennifer nickte. Angie hatte ihr oft und viel von ihrem Vater erzählt, der Direktor einer großen Firma gewesen war und kurz vor seinem Ruhestand einem Herzschlag erlegen war. Ihre Mutter hatte nach seinem Tod mit Rachel eine Weile in London gelebt, war aber dann bald wieder nach Killarney Island zurückgekehrt. Drei Jahre später hatte sie Richard Allensford geheiratet, aus einem völlig unerfindlichen Grund, wie Angie immer wieder kritisierte.
Die Räume im ersten Stock mit seinen verwinkelten Korridoren waren kaum zu zählen. Jennifer schätzte, dass es über ein Dutzend sein mussten, aber sie wurden nicht alle benutzt. Vollkommen unbenutzt waren die Räume im zweiten Stock, von denen die meisten auch abgeschlossen waren. Der ehemalige Ahnensaal war mehr als reparaturbedürftig. Die Stuckdecke drohte bald herabzustürzen, und die Fußbodenbretter gaben bedenklich nach. Von der hinteren Tür aus gelangte man durch einen dunklen Gang zu einer altersschwachen Holztreppe, die zum Dachboden führte. Jennifer hatte normalerweise eine Vorliebe für alte Dachböden, weil man dort oft die tollsten Dinge fand, doch sie und Angie hatten beide genug von der Schlossbesichtigung und wollten jetzt lieber hinaus in die Sonne.
* * *
Die beiden Freundinnen schlenderten erst zum Strand hinunter, wo Angie Jennifer das Bootshaus und die 'Halcyon' zeigte. Die ’Mullion Star' war verschwunden, also waren die beiden Männer damit weggefahren. Hinter dem Bootshaus schaukelte noch ein Ruderkahn im Wasser.
"Mit dem werden wir bei Gelegenheit mal zur Schmugglerbucht rudern", sagte Angie. "Du wirst es dort wildromantisch finden. Aber jetzt marschieren wir mal über die Insel. Oder möchtest du lieber mit dem Golf-Cart fahren?"
"Ein andermal", lehnte Jennifer ab. "Jetzt möchte ich mir erst mal ordentlich die Beine vertreten."
Sie schlugen den Weg zur Blockhütte ein, die am anderen Ende der Insel lag und in der Jason Barski Urlaub machte.
"Bin gespannt, was das für ein Typ ist", meinte Angie. "Mum hat etwas davon gesagt, dass er Ornithologe ist oder sich zumindest in seiner Freizeit mit Vogelkunde beschäftigt."
"Gibt es auf eurer Insel denn besonders interessante Vögel?", fragte Jennifer.
“Oh ja. Ich kenne sie nur nicht alle beim Namen. Aber
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