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Gefangen in Deutschland

Gefangen in Deutschland

Titel: Gefangen in Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Schneidt
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Geschichte.
    Vor etwa acht Jahren hatte sie Ismet in der Gaststätte kennengelernt, die sie zum damaligen Zeitpunkt mit ihrem Mann führte. Sie verliebte sich auf Anhieb in Ismet und auch er hegte offenbar große Sympathien für sie, denn von nun an kam er fast täglich in das kleine Lokal. Nach einer Weile fingen sie an, sich heimlich zu treffen. Ismet machte kein Geheimnis daraus, dass er bereits verheiratet war, denn als Moslem, so erklärte er ihr, sei es ihm gestattet, sich bis zu vier Ehefrauen zu nehmen. Erika war bereits so verliebt in ihn, dass sie Hals über Kopf ihre Sachen packte und sich von ihrem Mann trennte. Zunächst nahm sie sich eine eigene Wohnung und Ismet pendelte zwischen Hülya und ihr hin und her. Als Erika dann geschieden war, heiratete sie Ismet und zog zu ihm und Hülya.
    »Vor ein paar Monaten ist dann Ismets Bruder Kerim aus der Türkei zu uns gestoßen, weshalb wir uns eine neue Wohnung suchen mussten. Kerim will hier in Deutschland auf Brautschau gehen und heiraten, um eine gültige Aufenthaltserlaubnis zu bekommen«, schloss Erika ihren Bericht.
    Gespannt hatten Petra und ich ihr zugehört. Es gab ja so viele Fragen, die ich ihr stellen wollte!
    »Wann hat Ismet denn von dir verlangt, deinen Glauben abzulegen und zum Islam überzutreten?«, fragte ich neugierig.
    Erika lachte herzlich.
    »Gar nicht! Im Gegenteil, er hat sogar ganz lange versucht, mir das auszureden. Er hätte sich schließlich absichtlich eine deutsche Frau genommen, hat er gesagt, eine türkische hätte er ja schon.«
    Ich verstand die Welt nicht mehr.
    »Dann verlangt er auch nicht von dir, dass du ein Kopftuch trägst?«, bohrte ich ungläubig weiter.
    Sie schüttelte den Kopf, der von einem teuer aussehenden Tuch bedeckt war.
    »Nein, auch das ist meine freie Entscheidung. Ich könnte das Tuch jederzeit abnehmen, wenn ich wollte. Aber das würde ich niemals tun. Das Kopftuch ist für mich ein äußeres Zeichen meines Glaubens, ich trage es Allah zu Ehren.«
    Auch Petra schien beeindruckt zu sein. Wenn Erika nicht eine begnadete Schauspielerin war und alles, was sie uns erzählt hatte, der Wahrheit entsprach, dann führte sie wirklich ein glückliches Leben.
    Leider kam ich nicht mehr dazu, meine weiteren Fragen loszuwerden, denn plötzlich stand Erikas und Hülyas Schwager Kerim in der Tür. Aufmerksam musterte er Petra und mich, bevor er uns freundlich begrüßte.
    Natürlich sprach er noch kein Wort Deutsch, und so kamen mir meine mittlerweile recht umfangreichen Türkischkenntnisse zugute. Doch Kerims Gegenwart war mir sofort unangenehm. Einmal mehr, weil ich wusste, dass Mahmud mich verprügeln würde, sollte er je erfahren, dass ich mich mit einem fremden Mann in einem Zimmer aufgehalten hatte.
    Petra bemerkte, dass mit mir etwas nicht stimmte, und so verabschiedeten wir uns eilig, jedoch nicht ohne die beiden Frauen zu einem Gegenbesuch aufzufordern.
    Als Mahmud und ich einige Tage später zu unserem Auto gingen, lief uns Kerim über den Weg. Er begrüßte mich mit ein paar freundlichen Worten, woraus Mahmud natürlich sofort schloss, dass wir uns bei anderer Gelegenheit schon kennengelernt hatten.
    Kaum war Kerim außer Sichtweite, zerrte er mich zurück in unsere Wohnung, knallte die Tür hinter uns zu und holte aus. Mehrere Ohrfeigen landeten in meinem Gesicht, bevor ich den Versuch startete, zu entkommen und mich im Schlafzimmer einzuschließen. Doch Mahmud war schneller und fing mich ab. Hemmungslos prügelte er auf mich ein. Während ich vor lauter Schlägen noch nach Luft rang, umfasste er plötzlich mit beiden Händen meine Kehle und drückte zu. In wilder Panik begann ich um mich zu treten.
    »Du gottverdammte Hure! Ich bringe dich um!«, keuchte Mahmud unter der Anstrengung, die es ihn zu kosten schien, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen.
    Das Letzte, was ich wahrnahm, war das schrille Klingeln an unserer Wohnungstür.
    Als ich aus meiner Ohnmacht erwachte, war alles um mich herum ruhig. Wie es aussah, lag ich in meinem eigenen Bett. Unter Schmerzen drehte ich den Kopf zur Seite. Petra …
    Sie nahm meine Hand und streichelte sie ein wenig unbeholfen. Oh, wie lieb ich sie hatte! Auf ihrem Schoß sah ich ein paar Kühlakkus liegen, mit denen sie mein geschwollenes Gesicht und meinen Hals gekühlt haben musste. Unwillkürlich warf ich einen Blick in den verspiegelten Kleiderschrank gegenüber dem Bett. Mein Hals war blutunterlaufen und es waren deutliche Würgemale auf der Haut zu erkennen. Mein

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