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Gefangen in Deutschland

Gefangen in Deutschland

Titel: Gefangen in Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Schneidt
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linkes Auge war fast komplett zugeschwollen und meine Lippe hatte die Größe eines Taubeneis.
    Ich versuchte mich im Bett aufzusetzen. Sofort wurde mir übel und ich musste mich übergeben. In dem Moment öffnete sich die Tür und Mahmud kam herein. Ich zuckte zusammen, als würden gleich die nächsten Hiebe auf mich niederprasseln.
    »Katja muss sofort in ein Krankenhaus!«, sagte Petra mit fester Stimme an Mahmud gewandt. »Ich vermute, dass sie eine Gehirnerschütterung hat. Ihr Schädel muss geröntgt werden.«
    Mahmud schüttelte nur den Kopf.
    »Sie kommt in kein Krankenhaus! Sie ist selbst schuld daran, dass es wieder so weit gekommen ist. Wie kann sie sich einfach hinter meinem Rücken mit einem anderen Mann treffen?«
    Wieder stieg die Übelkeit in mir hoch, aber ich biss fest die Zähne zusammen. Mein Kopf dröhnte.
    Petra sprang auf.
    »Sie hat sich nicht hinter deinem Rücken mit einem anderen Mann getroffen! Wir waren bei den Frauen zum Tee eingeladen. Als Kerim dazukam, sind wir sofort aufgestanden und haben die Wohnung verlassen.«
    Mahmud schnaubte.
    »Das kann ich glauben, muss es aber nicht.«
    Damit drehte er sich um und überließ mich wieder meinem Schicksal.
    Mit dem Mut der Verzweiflung warf Petra einen Kühlakku hinter ihm her, sodass ich schon befürchtete, er würde zurückkommen und sich an ihr vergreifen. Aber er tat, als hätte er nichts bemerkt.
    Ratlos schaute Petra mich an.
    »Was mache ich nur mit dir? Du musst dringend zu einem Arzt, Katja!«
    Ich zuckte mit den Schultern. Hauptsache, ich hatte Ruhe und meine Freundin war bei mir.
    »Wieso bist du eigentlich hier?«
    Ohne sie wäre ich jetzt vielleicht … Ich schluckte.
    »Ich habe zufällig aus dem Küchenfenster geschaut und die Begegnung zwischen dir und Kerim beobachtet. Als ich sah, wie Mahmud dich zurück in die Wohnung gezerrt hat, dachte ich mir schon, dass es zwischen euch gewaltig krachen würde. Also bin ich sicherheitshalber rübergekommen und habe dich furchtbar schreien und weinen gehört. Zuerst hat auf mein Klingeln und Klopfen niemand geöffnet. Erst als Ahmed dazukam und Mahmud durch die Tür bei seinem Namen rief, hat er uns geöffnet. Du lagst bewusstlos am Boden. Ahmed und ich haben dich dann zusammen in dein Bett gelegt. Seitdem sitze ich hier bei dir und Ahmed versucht Mahmud zu beruhigen.«
    Schweigend drückte ich ihre warme Hand. Wie gern hätte ich sie in den Arm genommen, aber als ich einen neuen Versuch startete, mich aufzusetzen, hatte ich das Gefühl, jemand stäche mir mit heißen Nadeln in den Kopf.
    »Bleib bloß ruhig liegen!«, sagte Petra und drückte mich sanft zurück in die Kissen. »Ich werde kurz mit Ahmed sprechen. Vielleicht kann er Mahmud ja dazu überreden, dich wenigstens zu deinem Hausarzt zu bringen.«
    Ich wollte ihr vermitteln, dass ich das für aussichtslos hielt, als plötzlich Aysegül hereinkam. Sie versuchte zwar, sich nichts anmerken zu lassen, doch mein Aussehen schien sie sehr zu erschrecken. Da mir das Sprechen schwerfiel, klärte Petra sie über alles auf.
    Aysegül schlug die Hände vors Gesicht und brach in Tränen aus.
    »Ich schäme mich für meine Familie und für das, was sie dir alles antun!«, brachte sie mit schluchzender Stimme hervor. »Ich werde meinen Vater bitten, dass er mit Mahmuds Vater spricht. So kann es nicht weitergehen!«
    Ich war mir nicht sicher, ob Aysegüls Idee wirklich so gut war, aber ich hatte in dem Moment einfach nicht die Kraft, ihr zu widersprechen. Er wollte mich umbringen!, war der einzige Gedanke, zu dem ich fähig war. Wenn Petra nicht gekommen wäre, hätte Mahmud mich ohne mit der Wimper zu zucken erdrosselt. Und das wegen eines Mannes, den ich nicht einmal kannte, geschweige denn jemals näher kennenlernen wollte.

17. K APITEL
Doppelter Heiratsantrag
    N ur langsam erholte ich mich von meinen Verletzungen. Natürlich hatte Mahmud mir verboten, zum Arzt zu gehen. Wahrscheinlich ahnte er, dass dieser mir meine zahlreichen Treppenstürze und Haushaltsunfälle nicht mehr glauben und die Polizei informieren würde. Also kümmerten sich Petra und Aysegül um mich. Abwechselnd räumten sie die Wohnung auf, kochten Essen und besorgten die Einkäufe. Mahmud hingegen redete nur das Nötigste mit mir und ließ keine Gelegenheit aus, mich darauf hinzuweisen, dass ich an meinem Elend selbst schuld sei. Wie gern hätte ich ihm geantwortet, dass ich ihn für einen Psychopathen hielt, aber ich hatte viel zu viel Angst, mich erneut in Gefahr zu

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