Gefangene deiner Dunkelheit
ein paar Stunden zuvor im Dschungel abgebrochen hatte. Er war zu der Länge der anderen nachgewachsen und sogar noch etwas mehr. Alle ihre Fingernägel waren gewachsen. Manchmal war das ein Problem. Sie mussten oft geschnitten werden, aber nicht täglich. Vielleicht war es das karpatianische Blut, das ihr Wachstum so beschleunigte. »Wie oft hast du Blut mit mir getauscht?«
Ihre Hand glitt über das Mal an ihrer Brust. Es pochte und brannte, als läge noch immer Manolitos Mund darauf. Warum konnte sie sich das plötzlich so genau vorstellen? Und wieso war sie so sicher, dass Manolitos Mund an ihrer Brust gewesen war? Warum konnte sie seine Lippen dort fühlen, heiß wie ein Brandeisen auf ihrer Haut, obwohl sie doch eigentlich nie dort gewesen sein konnten? Nicht an ihrer nackten Haut. Er hatte sie geküsst, war mit seinen Lippen über ihre Brust geglitten; sie spürte noch immer, die feuchte Stelle an der feinen Spitze ihres BHs. So sexy das auch gewesen war, sein Mund war nicht direkt auf ihrer Haut gewesen -wieso war also die Erinnerung daran plötzlich so stark?
»Viele Male, könnte ich mir vorstellen.«
MaryAnn sog scharf den Atem ein. »Du weißt es eigentlich gar nicht, oder? Manolito, wenn du es nicht weißt und ich es nicht weiß, könnten wir beide in echten Schwierigkeiten stecken. Ich bin keine Karpatianerin. Ich bin in Seattle geboren, bin dort zur Schule gegangen und später dann zur Universität in Berkeley, Kalifornien. Falls es stimmt, dass du Blut mit mir getauscht hast, bin ich mir sicher, dass die Umwandlung bei mir nicht stattgefunden hat. Ich würde es wissen, wenn ich in der Erde ruhen müsste. Ich bin immer noch ich.«
»Das kann nicht sein. Ich erinnere mich, dein Blut genommen und dich an mich gebunden zu haben. Du bist ein Teil von mir. Das kann kein Irrtum sein.«
Sie öffnete ihm ihr Bewusstsein und ihre Erinnerungen. »Es stimmt, wenn ich sage, ich hätte dich vorher nicht gekannt. Es stimmt, dass ich dich auf einer Weihnachtsparty in den Karpaten gesehen habe, wir aber nie offiziell miteinander bekannt gemacht worden sind. Ich fühle mich körperlich zu dir hingezogen, doch ich kenne dich überhaupt nicht.« Okay, stark hingezogen, aber hier ging es um etwas Ernsteres, und deshalb konnte sie darüber hinwegsehen – hoffte sie. Alles wurde klar. Was Riordan und Juliette ihr erzählt hatten, begann nun, einen Sinn zu ergeben. Und ihr Herz fing an, wie wild zu schlagen.
Manolito schwieg, versuchte, ihre Erinnerungen einzuschätzen, und verweilte etwas zu lange bei der an einem Mann, der in ihr Haus eingebrochen war und sie angegriffen hatte. Sogleich spürte er, wie sich seine scharfen Zähne verlängerten und der Dämon in ihm an seinen Fesseln zerrte. Aber er verbarg seine Reaktion sehr sorgfältig vor MaryAnn. Sie hatte schon genug zu bewältigen.
»Wenn es wahr ist, was du sagst, MaryAnn, wie kommt es dann, dass wir Gefährten des Lebens sind? Das Aussprechen der rituellen Worte kann zwei Menschen nicht verbinden, die nicht ohnehin schon aneinander gebunden sind. Ich könnte sie zu jeder Frau sagen, die mir begegnet, doch das würde überhaupt nichts nützen.«
»Vielleicht hast du ja einen Fehler gemacht, und wir sind gar nicht wirklich aneinander gebunden«, meinte sie.
»Ich sehe wieder Farben. Ich habe wieder Gefühle. Ich kann an keine andere Frau als dich denken. Ich begehre keine andere. Ich kann in deine Seele blicken. Wir sind Gefährten des Lebens«, erklärte er in einem Ton, der keinen Widerspruch erlaubte.
MaryAnn wusste nicht, was sie dem entgegensetzen sollte. Obwohl sie nicht alles über das Leben der Karpatianer wusste, so wusste sie doch genug, um sich darüber klar zu sein, dass die Möglichkeit sehr groß war, seine Gefährtin zu sein. Allein schon ihre Reaktion auf ihn ließ darauf schließen, dass es sehr wahrscheinlich war. »Okay. Nehmen wir mal an, wir sind Gefährten des Lebens, Manolito. Du sagst, du hättest mir in irgendeiner Weise ein Unrecht zugefügt, und deshalb säßest du hier fest. Warum denkst du das?«
Sein Daumen glitt über ihren Handrücken und streichelte die zarte Haut. Dann begann er an einem ihrer Finger zu knabbern, während er nachdachte, und zwar in einer solch instinktiven, verführerischen Geste, dass ein wohliges Erschauern MaryAnn durchlief. »Ich hatte das Gefühl, für etwas bestraft zu werden, das ich dir angetan hatte. Aber ich müsste es doch wissen, wenn ich dir unrecht getan hätte.«
»Und ich auch«, räumte
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