Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)
verschrieben – keine Freunde, keine Beziehung, nichts. Weil sie es nicht erlauben. Seit ich denken kann, kämpfe ich in diesem Krieg. Und jetzt haben sie mich einfach abserviert, nur weil ich dir geholfen habe. Ich habe nichts mehr, gar nichts!«
»Sie haben nichts mehr!«, schnauzte April sie an. »Was ist mit mir? Die Vampire sind einfach in unser Haus eingedrungen und haben meinen Vater abgeschlachtet – oder haben Sie das etwa schon vergessen? Das hier ist Ihr Scheißkrieg, Miss Holden. Ich wollte mit alldem nichts zu tun haben, aber anscheinend bleibt mir keine Wahl. Sie haben mir die letzten Monate pausenlos erzählt, dass ich etwas ganz Besonderes bin, und wie wichtig es ist, mich an Ihrem Kreuzzug gegen die Vampire zu beteiligen. Und jetzt sind Sie es plötzlich ›einfach leid‹, und ich darf ganz allein gegen eine ganze Armee untoter Serienkiller kämpfen? Na, herzlichen Dank.«
»Sie werden mich bestimmt ersetzen, April«, sagte Miss Holden bitter. »Ich bin sicher, ein anderer Wächter wird Kontakt zu dir aufnehmen.«
»Scheiß auf diese verdammten Wächter!«, schrie April. »Ich werde überhaupt niemandem mehr helfen. Ich dachte, Sie bringen mir bei, wie ich diese sogenannte ›Gabe‹ einsetzen kann. Ich dachte, sie helfen mir. Und was soll ich jetzt machen?«
»Du bist stark, April. Stärker, als dir bewusst ist. Du wirst deinen eigenen Weg schon finden.«
»Scheiß auf Ihren Weg! Ich brauche Hilfe. Menschen werden getötet. Mein Dad, Isabelle und sogar Layla.«
»Layla? Layla wollte zu den Vampiren gehören.«
April starrte die Lehrerin fassungslos an.
»Sie sollten sich reden hören! Sie war siebzehn Jahre alt und wollte einfach nur dazugehören. Man kann Leute nicht verurteilen, nur weil sie sich Freunde wünschen. Layla war nicht gerade meine Busenfreundin, aber den Tod hat sie ganz bestimmt nicht verdient. Und schon gar nicht einen so brutalen.«
Miss Holdens Miene verriet, dass sie Aprils Meinung keineswegs teilte.
»Wenn Sie so denken, bin ich ohne Sie tatsächlich besser dran.«
»April, du musst auch meinen Standpunkt verstehen …«
»Ich glaube, das tue ich. Wir sind alle nur Randfiguren in Ihrem Krieg. Jeder ist ersetzbar. Und wenn es zu kompliziert wird, lassen Sie einfach alles stehen und liegen und kratzen die Kurve. So machen es offenbar alle Erwachsenen. Aber vergessen Sie’s einfach. Ich komme schon klar.«
April wandte sich ab und ging davon. »Keine Sorge, ich werde Sie bestimmt nicht noch einmal behelligen.«
»April, bitte, hör mir doch zu … Bitte!«
Doch April ging einfach weiter.
Vierundzwanzigstes Kapitel
U nglaublich, dass du es ihr so richtig gegeben hast.« Caro lehnte sich unter schallendem Gelächter auf der Bank zurück. »Ich hätte zu gerne ihr Gesicht gesehen.«
»Das kannst du dir gern gleich noch ansehen. Heute Nachmittag in Geschichte. Ich kann nicht behaupten, dass ich mich darauf freue.«
»Wieso denn nicht? Was kann sie schon tun? Sie kann wohl schlecht sagen: ›Tut mir leid, Leute, aber ich bin heute mies drauf, weil mich die Typen von unserem Geheimbund rausgeschmissen haben und April mir gesagt hat, wo ich sie mal kann‹, oder?«
»Nein, aber sie kann mir das Leben ziemlich schwer machen. Wahrscheinlich kriege ich ab sofort nur noch Fünfen in Geschichte.«
»Aber das war es definitiv wert. Gott, ich wünschte, ich hätte es tun können.«
»Lieber nicht, Caro. Es war entsetzlich. Ist es immer noch. Du hättest ihre Handgelenke sehen müssen.«
»Wenn du mich fragst, sind diese Wächter genauso schlimm wie die Blutsauger.« Caro rümpfte abfällig die Nase.
April nickte. »Aber jetzt stehen wir ziemlich blöd da. Was machen wir, wenn wir noch mehr von diesem Drachenhauch brauchen?«
»Irgendwie kriegen wir das schon hin. Das Buch haben wir ja auch ohne ihre Hilfe gefunden.«
»Ich weiß, aber damit haben wir einen Ansprechpartner weniger, dem wir vertrauen können. Es ist, als würde die Armee der Blutsauger mit jedem Tag größer werden, während unsere eigene Mannschaft ständig schrumpft.«
»Ach was, du hast doch immer noch mich und Fiona und …«
April sah sie mit hochgezogenen Brauen an. »Und wen noch, Caro?«
»Tut mir leid. Ich glaube, ich wollte gerade ›Gabriel‹ sagen.«
April verzog das Gesicht.
»Ich fasse es nicht, wie ich so blöd sein konnte. Ich habe mir die ganze Zeit eingeredet, er sei anders, dabei sind doch alle Typen gleich. Dumm, oberflächlich und unzuverlässig.«
»Lässt es dich denn
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