Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)
Vorstellung – wird nicht ewig leben, und deshalb müssen wir für die Zeit danach Vorkehrungen treffen.«
»Warum hast du mir nichts davon gesagt?«
»Weil es nicht der richtige Zeitpunkt war. Ich habe mir Sorgen gemacht, du würdest denken, Grandpa würde ebenfalls bald sterben. Ich wollte nicht, dass du auf falsche Gedanken kommst.«
In diesem Moment klingelte es an der Tür.
»Oh, da ist er ja.«
»Wer? Grandpa?«
»Wir müssen ein paar juristische Dinge wegen deines Vaters regeln«, rief Silvia über ihre Schulter, als sie die Treppe hinunterlief, um die Tür zu öffnen. »Aber eigentlich will er dir nur zum Geburtstag gratulieren.«
April folgte ihr nach unten und musste lachen, als ihr Großvater eintrat; er sah einfach zu komisch aus mit der großen Pelzmütze, unter der sein weißes Haar hervorblitzte.
»Prinzessin!«, ertönte seine Donnerstimme, während er sie in die Arme schloss. »Drück deinen alten Großvater, so fest du kannst. Du meine Güte, was ist das kalt da draußen!«
»Vorsicht, Dad«, mahnte Silvia. »Vergiss nicht, dass April gerade erst aus dem Krankenhaus entlassen worden ist.«
»Tut mir leid, Prinzessin.« Thomas ließ sie wieder los. »Ich wollte nur meine süße Enkeltochter in die Arme schließen, aber deine Mutter hat natürlich recht. Willst du dich lieber setzen?«
»Ich bin kein Invalide, Grandpa.«
»Krieg ich auch eine Umarmung?« Erst jetzt merkte April, dass da noch jemand hinter ihr stand.
»Onkel Luke!«, platzte sie erfreut heraus. April kannte den Bruder ihrer Mutter zwar nicht besonders gut, aber er hatte schon immer etwas Verlässliches, Vertrauenerweckendes an sich gehabt.
»Hier, ich habe dir eine Kleinigkeit mitgebracht.« Er reichte April eine in Goldpapier verpackte Schachtel. »Keine Sorge«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Deine Mutter hat uns gesagt, was wir kaufen sollen.«
April riss die Verpackung auf und öffnete die Schachtel. Darin lag ein wunderschönes Paar toffeefarbener Kaschmirfäustlinge. Sie waren absolut perfekt, passten sogar zu ihrer neuen Tasche. Sie sah zu ihrer Mutter hinüber – manchmal machte sie tatsächlich alles richtig.
»Oh, die sind wunderschön!« Sie umarmte die beiden Männer erneut. »Vielen, vielen Dank!«
Sie hängten ihre Mäntel an die Garderobe und gingen ins Wohnzimmer.
»Du bist auch für immer nach London gezogen?«, fragte April ihren Onkel.
»Er hat sich ein schickes Apartment in Chelsea gekauft«, bemerkte ihr Großvater. »Statt zu seinem alten Vater zu ziehen und ihm ein bisschen unter die Arme zu greifen.«
»Du brauchst kein Kindermädchen, Dad«, sagte Luke. »Du überlebst uns alle.«
April war sich da nicht so sicher. Trotz der Beschwichtigungen ihrer Mutter wirkte ihr Großvater älter und gebrechlicher als bei ihrer letzten Begegnung. Er hatte immer schon ein verwittertes Gesicht gehabt, doch nun war er blass und schien irgendwie schwächer als sonst.
»Du siehst ja richtig erwachsen aus, Prinzessin«, sagte ihr Großvater. »Mein kleines Mädchen ist jetzt eine schöne Frau.«
»April geht zu ihrer Freundin Davina«, meldete sich ihre Mutter zu Wort. »Sie schmeißt eine Geburtstagsparty für sie.«
Er runzelte die Stirn. »Was? Du gehst da noch mal hin? Nach allem, was passiert ist?«
»Schon okay, Grandpa, wirklich. Ich kann mich nicht für den Rest meines Lebens verstecken. Ich bin zwar nicht gerade scharf darauf, zu den Osbournes zu gehen, aber das Haus kann schließlich nichts dafür, dass mir gerade dort ein Irrer über den Weg gelaufen ist. Ich will das alles einfach vergessen.«
»Aber in dieser Gegend hier seid ihr nicht sicher. Deshalb wollte ich auch mit euch sprechen. Jemand muss ein Auge auf euch haben.«
»Nicht nötig«, erwiderte Silvia. »Ich komme schon allein klar.«
»Das ist wohl nicht dein Ernst! Willst du es drauf anlegen, dass noch mehr passiert?«
»Diesen Marcus haben sie doch bis heute nicht gefasst, oder?«, fragte Luke
»Nein.« Silvia warf ihrem Bruder einen finsteren Blick zu. »Aber darum muss sich April keine Sorgen machen. Die Polizei observiert unser Haus rund um die Uhr.«
»Ein Streifenwagen? Und das soll einen Killer abhalten?«
»Danke, da fühle ich mich gleich viel besser«, sagte April.
»Los, ich bringe dich zu deiner Party, bevor uns die beiden noch mehr Angst einjagen«, sagte Silvia, holte ihre Mäntel von der Garderobe und ging zur Haustür.
»Und nimm dich vor den Jungs in Acht!«, rief Grandpa Thomas ihr hinterher. »Man weiß
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