Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)
todkrank.
»Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht«, sagte sie. »Warum bist du nach der Party nicht mehr ans Handy gegangen? Hast du meine Nachrichten nicht bekommen?«
Gabriel hustete erneut und zuckte mit den Schultern. April ballte die Hände zu Fäusten, um ihren Ärger halbwegs im Zaum zu halten. Ihr war bewusst, dass er lediglich versuchte, seine Fassade aufrechtzuerhalten, keine Schwäche zu zeigen, aber sie wollte ihm doch nur helfen – war das so schwer zu verstehen? Vielleicht war er immer noch sauer wegen der Sache mit Ben – völlig zu Recht. Sie hatte einen Riesenfehler begangen. Seufzend versuchte sie das Thema zu wechseln.
»Hast du das von Layla schon gehört?«, fragte sie. »Sie ist spurlos verschwunden.«
Gabriel nickte. »Die taucht bestimmt bald wieder auf.«
»Wieso bist du dir da so sicher?«
»Ich habe sie gestern Abend mit einem halben Dutzend verschiedener Jungs gesehen. Bestimmt ist sie bei einem von denen gelandet, jede Wette. Wenn du mich fragst, sucht sie nach jemandem, der die Lücke in ihrem Leben füllen kann, die Milo hinterlassen hat.«
»Aber sie hat mir erzählt, dass es jemand auf ihr Leben abgesehen hat, Gabriel! Sie hatte panische Angst. Vielleicht hat sie einfach nach jemandem gesucht, der sie beschützt.«
Wieder zuckte er nur mit den Schultern. Gott, manchmal war er wirklich unmöglich!
Sie hatten die Seen des Parks erreicht, und Gabriel führte sie zu einer Bank. Es war zu kalt, um länger sitzen zu bleiben, deshalb hockten sie sich auf die Kante, die Hände tief in den Taschen ihrer Jacken vergraben.
»Also, worüber willst du reden?«, fragte April nervös. Wollte er mit ihr Schluss machen? Schließlich war sie gestern Abend drauf und dran gewesen, einen anderen Jungen zu küssen, und er hatte sie auch noch dabei erwischt. Eigentlich kein Wunder, dass er so mieser Laune war.
»Ich habe dich heute Morgen beobachtet.«
»Wie ich zur Schule gegangen bin?«
»Nein, April«, erwiderte er genervt. »Vorher.«
Ihre Augen weiteten sich, als der Groschen fiel. Er war ihr zu Miss Holdens Haus gefolgt. Verfolgte er sie etwa schon die ganze Zeit? Waren die dunklen Gestalten, die sie aus dem Augenwinkel wahrgenommen hatte, jeweils Gabriel gewesen?
»Du verfolgst mich?«
»Natürlich. Ich will schließlich nicht, dass dir etwas zustößt.«
»Wie lange tust du das schon?«
»Seit du aus dem Krankenhaus entlassen worden bist. Ich wollte nur sichergehen, dass …«
»Was?«, platzte sie heraus. »Ich dachte, ich verliere den Verstand! Ich hatte Angst, es wäre schon wieder ein Vampir hinter mir her … dabei warst es bloß du?! Verdammt, Gabriel! Du schaffst es ja noch nicht mal, mich zurückzurufen? Dafür verfolgst du mich lieber und schleichst nachts hinter mir her?«
»Du verstehst offenbar nicht, April. Die Vampire werden vor nichts haltmachen.«
»Das weiß ich selbst, Gabriel! Wieso musst du ständig um alles so ein Riesengeheimnis machen? Hättest du etwas gesagt, hätte ich letzte Woche nicht pausenlos Todesängste ausgestanden – und vielleicht in Ruhe das Grab meines Vaters besuchen können! Verdammt noch mal, warum konntest du mir das nicht sagen?«
Einen Moment lang fragte sich April, warum sie eigentlich so wütend auf ihn war. Wahrscheinlich, weil er sie wie ein Kleinkind behandelte, wie jemanden, dem man nicht die kleinste Information anvertrauen konnte. Und vielleicht auch, weil er sich ihr pausenlos entzog. Gestern noch war er vor ihren Augen zusammengebrochen, und nichts hatte sie sich mehr gewünscht, als ihn in die Arme zu schließen, ihm zu versprechen, das Elixier zu finden, ihm zu versichern, dass am Ende alles gut werden würde. Und er hatte nichts Besseres zu tun, als ihr hier draußen in der Kälte Vorträge zu halten? Und den Tugendhaften zu spielen?
»Wieso sollte ich Miss Holden deiner Meinung nach denn nicht besuchen?«
»Sie ist eine Wächterin, April. Sie hat geschworen, alle Vampire zu vernichten. Und das schließt auch mich mit ein. Verstehst du nicht, dass mir das Bauchschmerzen bereitet? Warum musst du ausgerechnet Miss Holden um Hilfe bitten?«
»Weil du mich im Regen stehen lässt!«, herrschte sie ihn an. »Ich habe sie gefragt, wo ich das Liber Albus finden kann. Sie konnte mir zwar nicht helfen, aber den Versuch war es wert. Von dir kann ich schließlich überhaupt nichts erwarten!«
»Hast du dich schon mal gefragt, was der wahre Grund sein könnte, warum sie das Buch unbedingt in die Finger bekommen will?«,
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