Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)

Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)

Titel: Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia James
Vom Netzwerk:
zurückzureißen, doch Miss Holden hielt sie fest und drückte auf die Wunde, bis mehrere Tropfen Blut in die Mixtur tropften.
    »Tut mir leid«, sagte sie und reichte ihr ein Geschirrtuch. »Da drüben im Schrank liegen Pflaster.«
    »Wieso haben Sie mein Blut unter den Trank gemischt? Davon stand nichts im Rezept.«
    »Tut es auch nicht, weil es zu den Dingen gehört, die die Wächter an ihre Nachkommen weitergeben. Es ist eines ihrer Geheimnisse. Ursprünglich ist der Drachenhauch ein böser Zauber, schon vergessen? Aber das Blut einer Furie reinigt die Mixtur und macht sie zu einer Waffe für etwas Gutes. Das hat mir mein Vater beigebracht. Und damit ist Gabriel der Einzige, bei dem der Drachenhauch wirken wird.«
    »Das verstehe ich nicht. Wieso nur bei Gabriel?«
    »Weil Gabriel anders ist. Ich weiß, dass sie nicht alle gleich sind, völlig egal, was die anderen Wächter denken. Er mag mit der Dunkelheit infiziert sein, aber sein Herz ist rein. Er will gut sein, will dem Nebel entfliehen, der ihn umgibt. Wenn jemand zum Vampir wird, muss er leben wollen. Er muss seinen Körper dazu zwingen, für das ewige Leben zu kämpfen. Das Ganze unterliegt keinen wissenschaftlichen Gesetzen. Zumindest keinen, die wir bisher kennen. Wir wissen nur, dass es etwas mit der menschlichen Seele zu tun hat. Dein Blut in diesem Drachenhauch wird ihm helfen, den Weg zurück zu finden. Anders kann ich es dir leider nicht erklären.«
    April sah zu, wie sie die braune zähflüssige Masse durch ein dünnes Baumwolltuch in ein Glasfläschchen filterte, das sie mit einem kleinen Korken verschloss und sorgsam mit Wachs versiegelte.
    »Hier«, sagte sie und reichte April das Fläschchen.
    Sie hielt es in die Höhe und betrachtete seinen Inhalt. »Das ist es? Sieht ziemlich eklig aus.«
    »Wahrscheinlich schmeckt es auch so«, bemerkte die Lehrerin. »Aber solange es wirkt … und das wird es, da bin ich mir ziemlich sicher.«
    »Aber wie? Wie kann ein Haufen Farn und eine dreckige Wurzel und gekochtes Blut von mir das tödliche Virus in Gabriel abtöten?«
    »Das Virus ist nicht tödlich. Du hast Gabriel mit etwas infiziert, das die Vampirkrankheit zum Stillstand bringt und seine Genesung verhindert. Die Tinktur bekämpft diese Infektion.«
    »Aber wie?«, fragte April stirnrunzelnd und schüttelte das Fläschchen.
    Miss Holden lachte.
    »Würdest du einer Tablette mehr glauben?«
    April wurde rot. »Wahrscheinlich.«
    »Es ist genau dasselbe wie ein Antibiotikum. Es hilft dem Körper, die Bakterien abzutöten. Alexander Fleming hat das Penizillin nur entdeckt, weil er rein zufällig mitbekommen hat, wie ein Schimmelpilz Bakterien abgetötet hat. Und Menschen haben schon immer natürliche Stoffe zur Heilung eingesetzt. Spinnweben enthalten zum Beispiel einen ganz bestimmten Penizillintypus, ob man es glaubt oder nicht. Ist es da so verwunderlich, dass eine Handvoll Kräuter aus dem Wald Gabriel helfen kann, wieder gesund zu werden?«
    »So gesehen klingt es ja ganz einleuchtend, aber …« – sie zeigte auf die Töpfe und Pfannen – »ich finde es trotzdem ziemlich schräg. Ich schlucke eben eher ein Aspirin.«
    »Aber wenn du eine Erkältung hast, würden dir heiße Zitrone und Honig genauso helfen.«
    »Ehrlich? Ich schätze, es wirkt eben besser, wenn man erst in die Apotheke gehen und sich etwas kaufen muss.«
    »Die Heilkraft des Glaubens darf man nicht unterschätzen.«
    »Danke, Miss Holden. Ich weiß, dass Sie ein hohes Risiko damit eingegangen sind.«
    »Manchmal muss einen jemand erst mal mit der Nase draufstoßen. All meine Instinkte sagen mir nun mal, niemals einem Vampir zu helfen, aber dein Vampir ist nicht so wie alle anderen. Ich hoffe nur, dass ich recht habe. Und du hattest völlig recht mit dem, was du gesagt hast – all die Regeln, an die wir uns bisher gehalten haben, sind nicht mehr gültig. Ich als Geschichtslehrerin sollte mich eigentlich daran erinnern, wie es bei den Römern war.«
    »Inwiefern?«
    »Die Römer haben ihr Reich einzig und allein mit Hilfe ihrer Streitkräfte erschaffen. Ihre Soldaten waren keineswegs tapferer oder furchtloser als die ihrer Feinde, nur ihre Generäle waren raffinierter. Die Barbaren kannten nichts anderes als Kampf, aber die Römer haben ihre Taktik ständig geändert und versucht, die Schwächen ihrer Feinde zu finden.«
    »Und wo stehen sie heute?«
    »Vor dir, April. Wir sind die Römer, April. Sie haben vergessen, was sie so groß gemacht hat. Sie wurden fett und

Weitere Kostenlose Bücher