Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)

Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)

Titel: Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia James
Vom Netzwerk:
überheblich und haben es versäumt, mit der Zeit zu gehen. All diese Leute, die draußen herumlaufen, sich eine Zeitung kaufen oder auf den Bus warten, haben keine Ahnung, wie wenig uns von der endgültigen Zerstörung trennt.«
    »Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sie das wollen …«
    »Die Wahrheit ist, dass Menschen nun mal Gewohnheitstiere sind und ein bemerkenswertes Talent zur Selbsttäuschung besitzen. Wir erlegen uns mit Absicht Grenzen auf. Wir gehen immer im selben Laden einkaufen, tragen immer dieselben Sachen, gehen unser ganzes Leben derselben Arbeit nach, verbringen Jahr für Jahr unsere Ferien am selben Ort. Es ist, als würden die Leute denken, sie hätten ewig Zeit, nach dem Motto Ach, nach China kann ich auch noch reisen, wenn ich pensioniert bin. «
    Schockiert registrierte April die Schärfe in ihrer Stimme.
    »Aber so sind die Leute nun mal«, sagte April. »Daraus können Sie ihnen keinen Vorwurf machen. Sie leben eben ihr Leben.«
    »Aber genau ihre Leben sind es doch, die am seidenen Faden hängen«, wandte Miss Holden ein. »Sie haben keine Ahnung, wie schnell es mit ihrer angenehmen Behaglichkeit vorbei sein und ihr Leben – falls es ihnen überhaupt gelingt, am Leben zu bleiben – zur Hölle werden kann.«
    April lauschte beklommen.
    »Glauben Sie das wirklich? Haben die Vampire etwa vor, die Weltherrschaft zu übernehmen?«
    »Das gehört zu den Dingen, die du herausfinden musst, April. Wir wissen nur, dass sie etwas im Schilde führen. Sie machen Anstalten, aus ihren Verstecken zu kommen. Mag sein, dass Marcus die Kontrolle verloren hat, aber auch die anderen verhalten sich nicht so wie sonst. Fast ist es, als würden sie sich darauf vorbereiten, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen und sich zu outen.«
    »Aber wieso? Damit alle wissen, dass es sie gibt?«, fragte April und dachte an Fionas Entdeckung über die Aufnahmetechnik, die in Ravenwood entwickelt worden war. Dinge abbilden, die vorher nicht sichtbar waren – hatte Caro gesagt, richtig?
    »Ich habe keine Ahnung, was sie vorhaben, April«, fuhr die Lehrerin fort. »Es ist nur so ein Gefühl. Früher haben sie immer streng darauf geachtet, unentdeckt zu bleiben, während sie es jetzt beinahe darauf anzulegen scheinen, erwischt zu werden.«
    »Und was passiert dann?«
    »Ich wünschte, ich könnte es dir sagen.«
    April stand auf und ging zur Tür. »Danke, dass Sie das gemacht haben, Miss. Ich weiß, dass Sie deswegen gegen die Regeln verstoßen mussten, aber es bedeutet mir sehr viel.«
    »Sorge nur dafür, dass ihm klar ist, wie wichtig es ist.«
    »Oh, das werde ich ganz bestimmt tun.«

Fünfzehntes Kapitel

    E s war ein herrlicher, sonniger Morgen, aber sehr kalt. April und Miss Holden waren die ganze Nacht und bis in den Morgen hinein beschäftigt gewesen, doch seit Sonnenaufgang schien die Temperatur nicht gestiegen zu sein. Gabriel hatte den Kragen seiner dunkelblauen Winterjacke hochgeschlagen und sich einen grünen Schal um den Hals geschlungen. Die rosa Flecke auf seinen Wangen ließen die Blässe seiner Haut noch deutlicher hervortreten. Mittlerweile wirkte seine Haut beinahe durchscheinend. Er bewegte sich ganz langsam, als hätte er Schmerzen, und musste immer wieder stehen bleiben, weil er von einem Hustenanfall geschüttelt wurde. Auf den ersten Blick sah es aus, als hätte er sich eine Erkältung eingefangen, aber April wusste es besser. Sie brachte ihn um. Der Junge, den sie liebte, hatte sie geküsst und sein Leben für sie gegeben. Sie hatte ihn mit etwas angesteckt, das ihn nun von innen heraus zerfraß. Meistens drückte diese Vorstellung auf ihre Stimmung, doch heute war sie glücklich, beinahe unbeschwert. Sie hatte ein Heilmittel. Hier, in ihrer Tasche. Sie schloss die Finger um das Fläschchen. Natürlich war es ein bittersüßer Triumph. Im Augenblick konnten sie zwar zusammen sein, aber Gabriel starb mit jedem Tag ein Stückchen mehr. Wenn er die Tinktur erst einmal getrunken hatte, die ihm das Leben retten würde, könnte es sein, dass sie sich … sie wusste nicht wie lange, aber bestimmt eine halbe Ewigkeit … nicht mehr küssen und vielleicht sogar nicht einmal mehr in die Nähe voneinander kommen durften. Sie sah ihn an und fragte sich, ob sie einander jemals wieder so nahe sein würden wie in diesem Moment, als sie durch den Regent’s Park schlenderten. Sie schob ihre Hand unter seinen Arm und zwang ihn, stehen zu bleiben, dann trat sie dicht vor ihn und küsste ihn.
    »Wofür war das

Weitere Kostenlose Bücher