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Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)

Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)

Titel: Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia James
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Arm.
    »Was zum Teufel war das denn?«, fragte sie, als sie in sicherer Entfernung zum Löwengehege stehen blieben. In der Ferne sahen sie das Elternpaar mit einem Wärter sprechen und in Richtung des Löwengeheges zeigen. Eilig machten sie kehrt und gingen in die andere Richtung davon.
    »Was war denn mit den beiden los?«, fragte sie.
    »Rate mal«, herrschte Gabriel sie an.
    »Hey, lass deinen Ärger gefälligst nicht an mir aus.«
    »Tut mir leid, ich wünschte nur, es wäre anders. Ich habe mir etwas vorgemacht.«
    »Vorgemacht? Inwiefern?«
    »Dass ich wieder menschlich werde. Ich hatte es trotz all der Beweise gehofft, aber in Wahrheit bin ich nichts als ein kranker Vampir.«
    »Glaubst du, die beiden haben gespürt, was du bist?«
    Gabriel nickte. Er trat zu einer Bank, setzte sich hin und vergrub die Hände in den Hosentaschen.
    »Wenn es etwas gibt, was ein Raubtier verrückt macht, dann, dass ein anderes Raubtier in sein Revier eindringt. Es ist völlig normal. Sie müssen meinen Geruch wahrgenommen haben.«
    Sie streckte die Hand aus und strich über seine Stirn. Sie war glühend heiß und schweißbedeckt.
    »Nimm es nicht so schwer. Es ist doch nicht deine Schuld.«
    »Wie könnte ich es nicht schwernehmen?«, fragte er. »Wenn du ernsthaft glaubst, dass mich dieses Zauberzeug retten kann, hast du keine Ahnung.«
    Er sprang auf und lief in Richtung Ausgang. April folgte ihm. Als er vor dem Zebragehege vorbeiging, scheuten die Tiere unvermittelt, und im Affenkäfig brach die reinste Hölle los. Sämtliche Tiere begannen, wie von Sinnen zu kreischen, rannten hin und her und rüttelten an den Gitterstäben. Es war, als hätte jemand sämtliche Alarmanlagen an den Autos in einer Wohnstraße aktiviert. Wächter und Besucher kamen angelaufen und riefen wild durcheinander, doch niemand schien zu bemerken, was die Tiere so in Aufregung versetzte. April hielt sich die Ohren zu, während Gabriel den Blick starr auf den Weg richtete. Sie schoben sich durch die Drehkreuze am Eingang und überquerten die Straße zum Park.
    »Gabriel«, rief April und packte ihn am Arm. »Bleib endlich stehen. Los, rede mit mir.«
    Als er sich umdrehte, sah sie, dass er am Rande der Erschöpfung war. Sein Gesicht war kalkweiß, und er hatte die Lippen zu einer schmalen Linie zusammengepresst. Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn und liefen ihm über die Schläfen.
    »Ich will das alles nicht mehr, April«, sagte er. Seine Stimme war kaum mehr als ein heiseres Krächzen. »Ich weiß, dass du tust, was du kannst, um mich zu retten, aber ich bin nicht sicher, ob ich den Weg zurück schaffen werde. Mir ist klar, wie verrückt sich das für dich anhören mag, dass es mir lieber wäre zu sterben, aber du hast ja selbst gesehen, wie die Tiere auf mich reagieren.«
    »Das waren doch nur Tiere. Sie wussten nicht, was sie da tun.«
    »Aber sie tun es! Und das ist nur die Spitze des Eisbergs.« Seine Wangen färbten sich hellrosa. »Es war völlig richtig von ihnen, Angst vor mir zu haben. Ich bin ein Killer. Und … das will ich ganz bestimmt nicht sein.«
    »Hör mir zu, Gabriel«, sagte sie und griff nach seinen Händen. »Du bist kein Killer. Zumindest nicht für mich. Soll ich dir verraten, was ich sehe, wenn du vor mir stehst? Ich sehe Gabriel. Meinen Gabriel. Den Jungen, den ich liebe. Und genau diesen Jungen versuche ich zu retten. Niemanden sonst. Vergiss diesen ganzen Blödsinn von wegen ›die Welt retten‹, dieses Gequatsche über Furien. Vergiss einfach einen Moment lang, dass du ein Vampir bist. Darum geht es nicht. Sondern darum, alles zu tun, dass es meinem Freund besser geht. Darum, dir das Leben zu retten. Darum, dass du weiterleben und damit mein Leben beschützen kannst.«
    Sie zog das Fläschchen aus der Tasche und hielt es ihm hin.
    »Hier, nimm es. Bitte. Für mich, okay?«
    Widerstrebend griff er nach dem Fläschchen. Mit einem Mal sah es schrecklich amateurhaft aus, als bestünde nicht die leiseste Chance, dass es wirken könnte. Wie das winzige Fläschchen, aus dem Alice im Wunderland getrunken hatte. Würde Gabriel ebenfalls wachsen oder schrumpfen? Würde die Tinktur überhaupt etwas bewirken? Vielleicht war diese Idee ja genau das, was ein Wächter unter einem Riesenwitz verstand – zuerst dem verhassten Vampir Hoffnungen machen und sich dann vor Lachen ausschütten, während er mit dem Tod ringt. Aber das konnte sie sich nicht vorstellen. Aus irgendeinem Grund war sie überzeugt, dass es funktionieren würde.

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