Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)
treffe ich diese Entscheidung nicht.«
»Aber den Fall meines Vaters bearbeiten Sie doch weiterhin, oder?«, fragte April eindringlich.
»Solange sie mich lassen.«
Die Polizisten beendeten die Befragung. Aprils Mutter begleitete sie und Mr Sheldon hinaus, ehe sie in die Küche zurückkehrte.
»Geht es dir gut, Schatz?«, fragte Silvia.
Als würde dich das interessieren.
»Was wollte Mr Sheldon hier?«, fragte April.
»Er wollte nur seine Hilfe anbieten. Er hat Beziehungen zur Polizei, und die hat ihn wegen des Selbstmords befragt.«
»Ich meinte, wieso er hierhergekommen ist, statt zu Laylas Eltern zu gehen?«
»Weil er unser Freund ist, April. Fang doch nicht schon wieder damit an.«
»Okay, aber wieso ist er auf einmal so nett? Und wieso hast du ihn nicht schon früher mal erwähnt?«
»Dein Dad und ich waren mit ihm auf der Uni, das weißt du doch.«
»Ach ja?« April schüttelte den Kopf. Vielleicht hatten sie es ihr ja tatsächlich erzählt. Sie wusste überhaupt nicht mehr, was wahr war und was nicht. Sie entschuldigte sich und ging in ihr Zimmer.
Während der letzten drei Tage hatte sie vor Sorge um Gabriel kaum ein Auge zugetan, außerdem war sie völlig erledigt – zuerst zu erfahren, dass Gabriel am Leben war und es ihm gut ging, und nur wenige Minuten danach die schockierende Entdeckung, dass Layla bestialisch ermordet worden war. Sie ließ sich ein Bad ein und glitt ins schaumige Wasser. Manchmal half ihr die Wärme, zur Ruhe zu kommen und über alles nachzudenken, doch heute gelang es ihr nicht, die Augen zu schließen, ohne Laylas Gesicht vor sich zu sehen. Sie schob das Bild entschlossen beiseite und konzentrierte sich auf eine andere Frage: Weshalb drückte Sheldon sich ständig hier herum? Sie war sich ziemlich sicher, dass auch er ein Vampir war – schließlich war seine Schule regelrecht verseucht von den Blutsaugern, deshalb lag der Verdacht nahe. Vielleicht war er ja hergekommen, um zu spionieren. Aber das war nicht der Hauptgrund, weshalb ihr das Ganze so missfiel. Viel größere Bauchschmerzen bereitete ihr die Art, wie er um Silvia herumscharwenzelte, und die Reaktion ihrer Mutter auf seine Aufmerksamkeiten – als wäre es das Netteste, was je ein Mensch für sie getan hatte. Weshalb sollte ihre Mutter ausgerechnet auf ihn fliegen? Sogar seine Augen waren absolut seltsam.
Sie trocknete sich ab, stieg ins Bett und checkte ihr Handy auf Nachrichten. Caro, Fiona und Davina – logisch. Aber sie konnte jetzt nicht mit ihnen reden. Gabriel hatte sich nicht gemeldet. Wahrscheinlich mit Absicht. Bestimmt wollte er nach den heutigen Ereignissen sich erst einmal für eine Weile bedeckt halten. Gott, wieso überlege ich mir eigentlich ständig Ausreden für ihn ? Doch sie war viel zu erledigt, um sich jetzt noch Gedanken darüber zu machen. Aber als sie sich in die Kissen sinken ließ, sah sie wieder Laylas Gesicht vor sich. Reece hatte völlig recht: Sie hatte sie nie besonders leiden können, doch dieser verängstigte Ausdruck auf ihrem Gesicht … Layla war außer sich vor Angst gewesen, als sie sich an April gewandt hatte. Und was hatte April getan? Nichts. Aber selbst wenn sie früher gefolgert hätte, dass Layla für die Furie gehalten wurde, was hätte sie denn tun sollen? Hätte sie den Vamps erklären sollen, dass sie die Furie war und nicht Layla? Oder die Polizei rufen? Wie hätte sie ahnen sollen, dass sie so etwas tun würden? Sie malte sich aus, wie Davina und die anderen Layla nach der Party in die Katakomben geschleppt hatten. Hatten sie sie gefesselt? Oder ihr nur gedroht? Aus irgendeinem Grund war die Vorstellung, in den Katakomben eingeschlossen zu sein, noch viel grauenhafter, als die Kehle herausgerissen zu bekommen. Allein im Dunkeln, inmitten von verrotteten Leichen. Hatten sie sie gezwungen, sich die Schlinge selbst um den Hals zu legen? Oder hatten sie einfach gewartet, bis sie es von allein getan hatte? Dieser Gedanke war der schlimmste von allen – in einer fensterlosen Gruft eingesperrt zu sein, ringsum nichts als Geflüster und grinsende Totenschädel und die Aussicht, entweder zu verhungern oder durch den Strang zu sterben. Aber nein, so konnte es nicht gewesen sein. Die Tür hatte doch weit offen gestanden, oder nicht? Vielleicht hatten die Vamps sie offen gelassen, damit Laylas Leiche möglichst schnell gefunden wurde; so wie Wildhüter gefangene Ratten und Krähen aufhängten, damit sie vor sich hinrotteten und damit die anderen abschreckten, nach dem
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